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Altägyptische Festungen

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Stimmung in Einzelnen wir natürlich nicht ahnen können. Man wird in einer Festung erwarten:
Wachtstuben, Unterkunftsräume für die Besatzung, Speicher für Waffen und Lebensmittel,
vielleicht auch Wasserbehälter und Viehställe, endlich Amts- und Wohnräume für den Befehls-
haber und wohl auch eine kleine Kapelle1. Wenn ich diese auf den gefundenen Grundriß
verteilen soll, so würde ich vorschlagen, den Raum hinter dem Torplatz als Wachtstube der
Torwache, die sechs Räume nordwestlich davon als Unterkunftsräume der Besatzung, das
fünfzimmerige Haus in der Mitte hinter der Südostmauer als Haus des Befehlshabers und
die beiden Reihen von Räumen nordöstlich davon als Speicher zu bezeichnen. Es kann aber
auch ganz anders gewesen sein.

Hier bei Schalfak traten uns auch anscheinend die ersten Spuren von Verteidigungs-
anlagen im Vorgelände entgegen, die wir bei den noch zu besprechenden Festungen in aus-
gedehnterem Maße finden sollten. Hier fanden wir nur an einem Felsen südwestlich der
Festung ein kleines Rechteck aus gepackten Bruchsteinen, das einen Hohlweg abschloß.

Urunarti.

Die „Königsinsel“ Urunarti liegt langgestreckt im Flusse (Bl. 12 und 14 a, b) etwa 4 km
stromab von der Nilschnelle von Semne. Bei unserem Besuche war der östlich an ihr vor-
beifließende Arm wenig wasserreich und schmal, der westliche führte mehr Wasser, das an
verschiedenen Stellen, so namentlich neben dem Süd- und Nordende der Insel Stromschnellen
bildete. Dicht stromauf2 und stromab von Urunarti liegt je eine andere Nilinsel. Die Mitte
der Insel nimmt der Länge nach ein aus drei, durch Sättel von einander getrennten Erhöhungen
bestehender Bergzug ein. Am Südende steht ein aufragender Fels, bei dem sich eine In-
schrift aus dem 8. Jahre Amenophis’ I. befindet3; nordöstlich an dem höchsten, südwestlichen
Teile des Bergzuges schließt sich ein Joch an, auf dem moderne nubische Gräber liegen, auch aus
Steinen gepackte Hausreste, die aber auch wohl nicht altägyptisch sind. Nach Angabe der
Bewohner sollen hier Ziegelmauern unter der Erde liegen. Zu Tage liegend sahen wir vier
oder fünf Stücke von Hausteinsäulen. Am westlichen Abfall dieses Joches bis gegen das
Ufer der Insel zu befinden sich Steinpackungen, die Terrassen- und Rampenmauern bildeten.
Auf dem Nordwestabfall des anderen Joches, das südöstlich an die Festung anschließt, ist
der Boden mit Topfscherben, die vom Mittleren Reich bis in spätrömische Zeit reichen, be-
deckt. Danach wird hier wohl lange Zeit eine Ansiedlung gestanden haben. Die moderne
Ansiedlung liegt an der breitesten Stelle der Insel auf ihrem Westufer. Die alte Festung
deckt die nördlichste Erhebung, welche nach der Ostseite ziemlich schroff, nach der West-
seite weniger steil abfällt.

Die Grundrißanordnung (Bl. 13 a) ist der von Schalfak sehr ähnlich, nur ist das Ver-
hältnis des langen Ausbaus zum Kernbau hier noch mehr zu Ungunsten des Kernbaus ver-
schoben. Der Kernbau deckt in annähernd Dreiecksform hier wieder die Fläche des Berges,
die zungenförmigen Ausbauten sind auf die auslaufenden Grate gelegt, ein Ausbau nach
Süden, ein zweiter nach Nordosten. Da hier der Grat über 250 m lang ist, so mußte der
Ausbau über doppelt so lang werden als der Kernbaul Die dem Ostufer zugekehrte Seite

1) Bei der Grabung wurde
nach links geschrieben,

die Ecke einer Stele aus gebranntem Ton gefunden, auf der, von rechts

u


1

«in

zu lesen war.

2) Die stromauf liegende heißt naeh Cailliaud a. a. 0. 1,337 Kag-Engirah, bei Somers Clarke
a. a. 0. Bl. 24 Ivigingar; Breasted a. a. 0. 108 spricht von der Kaginger-Stromschnelle.

3) Sethe, Urkunden der 18. Dynastie S. 78.
 
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