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Dabe — Schalfak

I I

Rücken ganz anpassenden Ausbau, der 'über 90 m lang werden mußte. Nach Südwesten
genügte ein kürzerer, nur spornartiger Ausbau, der gedoppelt wurde, da zwischen seine beiden
Teile das Tor (Bl. 10 a) gelegt wurde. Vielleicht lag auch an der Ostecke des Kernbaus
ein kurzer, dicker Ausbau. Der Grat nach Südosten erhielt auch seinen Sporn, der gleich-
zeitig dazu dienen mußte, die an der Nordostwand dieses Grates herabführende Treppe zum
Wasser zu decken. Dieser Wasserweg ist rund 1,50 m breit und aus Bruchsteinen treppen-
artig geschichtet, er liegt wie der Wasserweg bei Mirgisse voll Topfscherben. Auch im Innern
des Kernbaus fanden sich viel lopfscherben aus dem Mittleren Reiche, auch einige Fayence-
scherben, die derselben Zeit angehören. Wie man von dem oberen Ende der Wassertreppe
in die Festung gelangen konnte, war nicht ersichtlich. An der Nordwestwand des Südostsporns
entlang führt zwar ein nach dem Abfall zu durch Steinpackung gesicherter Weg, der in
größerer Breite sich auch an der Südostseite des Kernbaus zeigt, wo er zwei steil abfallende,
Stürmenden gedeckten Anstieg gewährende Schluchten (Bl. 10b) überbaut, aber von diesen
Wegen aus fanden wir keinen Eingang in die Festung.

In den Umfassungsmauern sind auffällig viel Matten verlegt, auch die Holzbalken

liegen dichter als sonst üblich1. Die sehr — über iom— dicke Südostmauer ist aus drei Schalen

zusammengesetzt (Bl. 9). Vielleicht ist die äußerste davon später vorgelegt. Die beiden
inneren haben zwischen sich einen etwa 1,50 m breiten, langen Raum, der wohl für eine

Rampe oder Treppe, die auf die Mauer führen sollte, ausgespart worden ist. Wir haben

den Raum aber nicht ausgegraben, können also Tatsächliches darüber nicht angeben.

Da im Innern des Kernbaus an verschiedenen Stellen Ziegelmauern an der Ober-
fläche erkennbar waren, so wurde mit 20 Männern und 4 Jungen aus dem gegenüberliegenden
Dorf in knapp 9-stündiger Arbeit an den Mauern der Innenbauten etwa 25 cm tief entlang
geschürft, so daß es möglich war, den Grundriß im Einzelnen aufzumessen (Bl. 11 a—d und
Bl. 9). Da die einzelnen Räume nicht vom Schutt entleert wurden, wurden nirgends Funde
gemacht, die uns Fingerzeige für ihre Benutzung hätten geben können. Wir können also
einen Versuch der Deutung des Grundrisses nicht auf ratsächlichem aufbauen. Danach ist
also das Folgende zu beurteilen.

Die „Mauergasse“, die wir bei Mirgisse schon antrafen, läuft auch hier hinter der
Umfassungsmauer herum. Sie fehlt nur dort, wo der lange nordöstliche Ausbau auf den
Kernbau trifft, und geht auch an der Südostseite anscheinend nicht bis zum Ende, hier vielleicht
nur so weit, daß man zu der in der Südostmauer angenommenen Rampe oder Treppe ge-
langen konnte. Sie ist hinter dem Tore besonders breit, aber für unsere Vorstellungen von
einer Gasse immer noch schmal, nämlich an der breitesten Stelle nur rund 4 m breit. Der
Raum hinter dem Tor müßte bei den engen Verhältnissen in dieser Festung trotz seiner
Kleinheit eigentlich schon als Platz bezeichnet werden. Daß er mit Wagen befahren werden
konnte, ist ausgeschlossen; kaum ein paar Leute auf Eseln werden sich hier haben umdrehen
können, ohne Mauerecken mitzunehmen. Deshalb sind auch hier die vorspringenden Ecken
durch senkrecht eingelegte Holzbalken gesichert, ganz wie wir sie heute wohl durch ab-
gerundete eiserne Winkelschienen gesichert hätten.

Der nach Nordwesten herumgehende Zweig der Mauergasse verläuft grade und über-
sichtlich, führt aber anscheinend zu keiner wichtigen Stelle. Der andere Zweig dagegen,
der zu wesentlichen Bauten führt, ist mehrfach geknickt und endet schließlich mit einem von
der Mauer abbiegenden Zweige auf einem Platze — 7,5x10 m! — in der Mitte der Festung.
Von diesem Platze aus scheinen zwei Gassen noch weiter zu gehen. Der zwischen diesen
Gassen und Plätzen liegende Raum ist nun dicht an dicht mit Häusern besetzt, deren Be-

1) In den Tagebüchern Steindorffs und Schäfers finden sich keine Zahlenangaben über Ziegelgrößen
und andere Einzelheiten der Mauern von Schalfak.
 
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