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Altägyptische Festungen

gleiten, vermutlich zu einer Warte. Am unteren Ende des Weges befindet sich ein nach dem
Flusse offenes Viereck aus zusammengelegten Steinen. Derartige Vierecke treten in verschie-
denen Größen hier zwischen Semne und Urunarti noch öfter auf. In rund 3,5 km Entfernung
von Semne erreicht unsere Straße das schon früher (s. o. S. 13) beschriebene südliche Außen-
werk des westlichem Brückenkopfes von Urunarti, das dem Südende der Insel gegenüber liegt.

Die alte Straße zwischen Semne_ und Schalfak ist zu Anfang dieselbe wie die von
Semne nach Mirgisse, von der sie in etwa 8 km Entfernung von Semne scharf nach rechts
abbiegt. Ihr Ende bei Schalfak haben wir nicht gesehen.

Die Straße von Semne nach Mirgisse haben wir an mehreren Stellen bemerken können.
Ihr Aufstieg von Semne in die höher liegende Wüste ist im Nordwesten der Festung- er-
kennbar, von dort geht sie mit geringen, durch die Oberflächenbildung gebotenen Abweichungen
ziemlich in der Luftlinie auf Mirgisse zu. Wir sahen sie in etwa 6 km Entfernung von
Semne und konnten sie mit kleineren Unterbrechungen, an denen sie unklar war, rund 3 km
weit verfolgen. Etwa 8 km weiter bemerkten wir sie wieder. Sie bog bald darauf nach
rechts ab, während wir weiter grade auf Mirgisse zu ritten. Nach weiteren 8 bis 9 km kam
sie wieder an unseren Weg, den sie fast nach Norden streichend kreuzte. Endlich sahen
wir sie nach nochmals 7 bis 8 km zum letzten Male, wie sie neben unserem Weg herlief.
Von da bis Mirgisse haben wir sie nicht mehr gesehen.

Die alte Straße von Kumme nach Urunarti ist nur an ihrem Anfang nordöstlich vom
Tor deutlich, weiterhin verschwand sie für uns unter Sandverwehungen. Wir hatten aber,
wie auf dem Wege von Semne nach Urunarti, mehrere vom Ufer zu den begleitenden Höhen
laufende aus Steinen gepackte Mauern zu überschreiten. Diese Mauern sind, auf den Höhen
durch eine dem Fluß gleichlaufende Mauer verbunden, die sich mehrere Kilometer weit verfolgen
läßt. An einer Stelle müßte man diese eio-entlich mehr als Steinzaun, nicht als Mauer be-
zeichnen, denn sie besteht aus aufgestellten, vielleicht auch unten eingegrabenen Bruchsteinen,
auf denen oben von einem zum andern lange Steinstücke etwa wagerecht liegen. Einen
Schutz gegen Geschosse kann dieser Steinzaun nicht gebildet und ebensowenig etwa Gazellen
von den spärlichen Saaten am Fluß abgehalten haben. Vielleicht sind also diese Steinpackungen
auf den Höhen nur Abgrenzungen.

Der enge Zusammenhang der Festungen mit dem zwischen ihnen liegenden Wegenetz
lenkt uns zu Gedanken über den Zweck der ganzen Gruppe von Befestigungen, der an-
scheinend ein doppelter sein sollte: die Überwachung bezw. in Kriegszeiten die Unterbindung
des Fluß- und des Landverkehrs. Für die Regelung des Flußverkehrs waren sie weniger wichtig,
da dieser sich durch die natürlichen Hindernisse schon selbst regelte. Daß die Nilschnellen
zwischen Semne und Kumme und die von Mirgisse bis Wadi Haifa für die Nilschiffe der
alten. Zeit nicht zu überwinden waren, halte ich für sicher, da sie selbst heute nur zu ganz
bestimmter Jahreszeit und mit ganz außergewöhnlichen Anstrengungen durchfahren werden
können. Semne, Kumme, Mirgisse und Haifa müssen also immer Umladehäfen gewesen sein.
Da das Stück des Nils zwischen Semne und Mirgisse auch noch genug Schiffahrtsschwierig-
keiten bietet, so wird diese Strecke wohl für den Flußverkehr ganz ausgefallen sein, ganz ab-
gesehen davon, daß zu einem solchen eine besondere hin und her pendelnde Flotte von
Fahrzeugen erforderlich gewesen wäre. Der friedliche Handel oder ein feindlicher Heeres-
zug konnten also den Nil in dieser Gegend kaum benutzen. Die Festungen müssen demnach
mehr zur Zollüberwachung des Handels zu Lande und zur Abwehr feindlicher Einfälle auf
dem Wüstenwege gedient haben. Dem entspricht auch ihre Lage, wie man sie nach den
heutigen Kamelstraßen und nach den damit im Wesentlichen zusammenfallenden alten Wegen
beurteilen kann. Die alten und die neuen Straßen sind nämlich dieselben geblieben, da die
Verkehrsmittel, denen die Straßenzüge sich anpassen mußten, in der ganzen Zeit keine
 
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