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Altägyptische Festungen

springenden Ecken der Festung nach der Wüstenseite zu von der Anlage solcher schräger
Ausbauten abgesehen haben sollte — an der Wasserseite scheint man eine seitliche Be-
streichung der Mauer von Ausbauten herab nicht für nötig gehalten zu haben, dort könnten
überkragende Aufbauten diesem Zweck gedient haben.

Man darf aus der Verschiedenheit in der Anlage der Ausbauten wohl schließen, daß-
die Festung, wie sie heute erhalten ist, nicht in einem Guß entstanden ist. Jedenfalls dürften
zwei zeitlich verschiedene Bauteile zu unterscheiden sein: der landeinwärts gerichtete Bau mit
den Ausbauten an Ecken und Seiten und der am Ufer liegende mit den einseitig über die
Ecken vorstehenden Ausbauten. Welcher Bauteil der ältere ist, wage ich nicht zu entscheiden.
Der Grundriß des Teiles am Ufer scheint mir mit einer fortgeschritteneren Theorie des Be-
festigungsbaues und mit größerer Tragweite der Geschoße zu rechnen, daher neige ich dazu,
diesen Teil für jünger zu halten.

Nun könnte aber noch ein dritter Bauteil, älter als beide, vorhanden sein, nämlich
der, auf dem auch der von den Hat-schepsowet und Thutmosis III. unter Benutzung großer
Blöcke aus einem älteren Bau errichtete Tempel steht (Bl. 20 c). Etwas stromauf von der
Mitte der Wasserseite liegt nämlich ein rechteckiger hoher mit Steinpackungen gesicherter
Unterbau, der in nicht ganz klarem Zusammenhänge mit dem später noch zu beschreibenden
gleichfalls aus Steinpackungen hergestellten überdeckten Treppengang zum Wasser steht.
Auf diesem Unterbau standen außer dem schon erwähnten Tempel ehemals noch sehr starke
Ziegelmauern, deren Verlauf allerdings nur'eine Grabung feststellen könnte. Ich möchte als
Vermutung aussprechen, daß es sich hier um ein Stück der ältesten Anlage handelt, zu der
vielleicht auch noch der schräge Ausbau in dem einspringenden Winkel zu rechnen sein
könnte. Bei der späteren Vergrößerung der Festung könnte aus diesem ältesten Bau eine
Art Zitadelle geworden sein. Aber alles dieses sind nur Ideen, die nur durch Grabung nach-
geprüft werden könnten.

Jedenfalls einheitlich der Zeit nach ist aber der die ganze Festung auf der Landseite
umgebende sehr breite trockene Graben, der direkt vor den Steinpackungen unter den Ziegel-
mauern beginnt, so daß die Böschung der Steinpackung gleichzeitig die innere Graben-
böschung ist (Bl. 19c und 20b). An den Stellen, wo die Ziegelmauer auf Fels aufsitzt, wie
z. B. an der Nordwestecke des dem Strome gleichlaufenden Schenkels, ist der Fels ziemlich
roh abgearbeitet, um die Böschung zu bilden (Bl. 20 a). Vor dem Graben liegt ein breiter,
mit Bruchstein gut gepflasterter Wall, ähnlich dem von Mirgisse, nur stärker und besser aus-
geführt (Abb. 2, S. 5 und Bl. 1 b).

Die Lage der Tore wird ohne Grabung nicht sicher festzustellen sein. Ungefähr
kann man sie aus den Durchlässen im Wall erraten. Ein solcher liegt in der Mitte des
nördlichen Walles, ein zweiter an seiner Nordwestecke. Beide Durchlässe könnten auf ein
westlich neben dem breiten Ausbau der Nordmauer gut gedeckt liegendes Tor führen. Es
könnte aber auch im Ostteil der Nordmauer ein Tor gelegen haben. Vielleicht wäre auch
eins im einspringenden Winkel — s. oben S. 17 — zu suchen. Im Südwall ist ein weiterer
Durchlaß, der heute auf eine breite Bresche zuführt.

An der Nordostecke der Festung, da wo der Wall an den Fluß herankommt, liegen
noch Reste von Steinpackungen und Mauern aus Bruchstein, über die ich mir aber nicht klar
werden konnte.

Besonders gut erhalten ist der Zugang zum Wasser, eine in dicken Steinpackungen
liegende Treppe aus Bruchstein, die mit ebensolchen Steinen überdeckt ist. Darauf könnte,
wie ich es bei Kumme, schon andeutete, ein Ausbau aus Ziegeln gestanden haben. Die
Richtung der beiden Wassertreppen in Semne und Kumme ist für die Beurteilung der alten
Nilhöhen nicht unwichtig. Sie laufen beide im Winkel mit dem Strom. Ihnen diese Rieh-
 
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