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Zweites Kapitel. Ausstattung d. l'aramente. I. Ausstattung d. Paramente überhaupt. 21

Zweites Kapitel.
Ausstattung der Paramente.

I. Die Ausstattung der Paramente überhaupt,
i. Geschichtliches. In vorkarolingischer Zeit waren es vornehm- I
lieh die Behänge, welchen eine reichere Ausstattung zu teil wurde,
namentlich die zwischen den Säulen des Baldachins des Hochaltars an-
gebrachten Velen und die Altarbekleidungen. Keinen Schmuck erhielten
die Linnen paramente, welche in nähere Berührung mit dem Allerheiligsten
kamen besonders das Korporale. Bei der liturgischen Kleidung der
Geistlichen fehlten verzierende Zutaten nicht ganz, doch wurden, nach
den Monumenten zu urteilen, bei ihr solche nur in sehr geringem Maße
verwendet. Wo immer auf den Bildwerken Geistliche in ihrer Sakral-
kleidung dargestellt sind, fällt bei dieser die große Schlichtheit der Aus-
stattung auf, selbst wenn die Geistlichen Bischöfe oder Päpste darstellen.
Begreiflich übrigens, da die lange, in mächtigem Faltenwurf den Körper
umziehende, Würde und Majestät bekundende Gewandung keiner reichen
Ornamentierung bedurfte, um zu wirken. Erst seit dem Ausgang des
ersten Jahrtausends gab man auch der liturgischen Kleidung einen aus-
giebigeren Schmuck. Ihren Höhepunkt erreichte die Ausstattung der-
selben etwa in der Zeit von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 15. Jahr-
hunderts. Zwar haben auch die Neuzeit, Renaissance und Barock, ja selbst
das Rokoko sehr viel getan, um die Sakralgewandung möglichst prunk-
voll zu verzieren, oft genug sogar zuviel; aber was sie auch in dieser Be-
ziehung schufen, an Gehalt, Großartigkeit und künstlerischer Vollendung
hat die Ausstattung der liturgischen Kleidung in der neueren Zeit diejenige
in der großen Zeit der Paramentik von etwa 1250 bis 1450 nicht wieder
zu erreichen vermocht. Wann man das Korporale und die Altartücher zu
verzieren anfing, läßt sich nicht bestimmen, sicher geschah dies aber
schon im 13. Jahrhundert. Im späten Mittelalter fehlte es sogar nicht an
recht mißbräuchlicher Ausstattung dieser Paramente, indem man sie in
farbiger Seide über und über mit figürlichen oder ornamentalen Dar-
stellungen bestickte, ein ihrem Charakter und Zweck sicher nicht ent-
sprechender Schmuck. Indes waren solche gutgemeintem Übereifer ent-
sprungene Mißbräuche doch nicht das Gewöhnliche, auch überdauerten
sie kaum das 15. Jahrhundert.

2. Regeln für die Ausstattung der Paramente. Als Mittel
zur Ausstattung der Paramente dienten und dienen Stickereien, Spitzen,
gewebte Besätze, Borten, Fransen und Quasten. Bevor wir auf diese
im einzelnen näher eingehen, seien einige allgemeine Grundsätze über
die Ausstattung der Paramente vorausgeschickt.

a) Das Ornament muß ebenso nach Gegenstand oder Motiv
wie nach Art der Ausführung mit dem sakralen Charakter
 
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