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Zweiler Abschnitt. Die liturgische Gewandung, Erstes Kapitel. Allgemeines. 77

Einige sind Untergewänder, andere Obergewänder, andere Insignien,
wieder andere Schmuckstücke. Zu den ersteren zählen Amikt, Fano, Albe,
Cingulum und Superpelliceum, welch letzteres zwar, wie auch die Albe,
ohne Obergewand getragen werden kann, das aber, weil Ersatz der
Albe, besser den Untergewändern zugezählt wird. Zur Klasse der Ober-
gewänder gehören Kasel, Dalmatik, Tunicella und Pluviale, zu der der
liturgischen Insignien Manipel, Stola und Pallium. Liturgische Schmuck-
stücke sind die Pontifikalhandschuhe, die pontifikale Fußbekleidung, die
Mitra und das Rationale,

Außer den Gewändern, die streng liturgischen Charakter haben, die
darum auch Sakralkleider (vestes sacrae) heißen, gibt es aber noch eine
kleinere Anzahl anderer Gewandstiicke, die zwar nicht eigentlich liturgische
Gewänder sind, jedoch durch die Art ihrer Verwendung einen gewissen
liturgischen Anstrich erhalten haben und darum als liturgisch in weiterem
Sinne bezeichnet werden können. Es sind das Rochctt, die Cappa magna,
die Mozzetta, die Almutia, der l'ileolus und das Birett. Weil keine litur-
gischen Gewänder, könnten sie an sich in diesem Handbuch ganz un-
berücksichtigt bleiben; immerhin dürfte es zweckmäßig sein, sie nicht ganz
zu übergehen, weshalb sie als Anhang am Schluß des den liturgischen
Gewändern gewidmeten Abschnittes eine kurze Darstellung finden sollen.

3. Ursprung der liturgischen Gewandung. Einfluß der
alttestamentlichen Kultkleidung. Die liturgische Kleidimg war
nicht zu allen Zeiten die gleiche wie heute. Wie der Ritus sich im Laufe
der Zeit aus kleinen Anlangen zu seinem späteren Reichtum entwickelte,
so auch die Sakralkleidimg. Anders stand es mit ihr in altchristlicher
Zeit, anders im frühen, anders im späten Mittelalter. Nicht einmal in
der Neuzeit hörte in Bezug auf die liturgische Gewandimg alle und jede
Entwicklung auf, wenn sie auch nun mehr eine Verbildung als eine
Ausbildung und Vervollkommnung bedeutete.

Man hat ehedem geglaubt, die liturgische Kleidung des christlichen
Kultus von der alttestamentlichen Kulttracht ableiten zu müssen. Die
christliche Sakralgewanchmg sollte dem mosaischen Kultus entlehnt worden
sein. Indessen ist das eine Meinung, an der heute niemand mehr fest-
hält. In der Tat braucht man ja auch nur die einzelnen Gewandstücke
des christlichen mit denen des mosaischen Kultus zu vergleichen, um als-
bald zu erkennen, daß jene sich aus sich heraus und unabhängig von dem in
der aaronitischen Opfcrkleidung gegebenen Prototyp gebildet haben. Dann
aber widerspricht auch alles, was wir über die Beschaffenheit unserer
liturgischen Gewandung in ältester Zeit wissen, durchaus einer Ableitung
derselben von der alttestamentlichen Sakralkleidung. Hiernach hat sie
sich vielmehr aus der Profantracht der griechisch-römischen Welt der
Kaiserzeit entwickelt. Nur insofern wird man der jüdischen Kullgewan-
dung einen Einfluß auf die Entwicklung der christlichen zugestehen dürfen,
ja müssen, als die durch die Lesung der alttestamentlichen Schriften
 
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