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i96

■ Abschnitt,

liturgische Gewandung,

Mitra aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Schatze der Schwestern
U. L. Frau zu Nanmr.

Man hat gemeint, der Besatz in circulo sei identisch mit jener mitra, d. i.
jenem Rand, das, um den Kopf geschlungen, angeblich im ganzen Altertum
die «Geweihten, Geheiligten» bezeichnete, und er sei es deshalb, von dem der
pontifikale Kopfschmuck den Namen Mitra bekommen habe. Mit Unrecht.
Der Besatz war stets nichts anderes als eine bloße Verzierung, wie wir sie
auf den Bildwerken auch bei profanen Kopfbedeckungen antreffen, und
wie sie noch heute bei solchen zur Verwendung kommt. Wie bedeutungs-
los der Besatz war, erhellt
klar daraus, daß er bei der
mitra simplex stets fehlte.
Daß die pontifikale Kopf-
bedeckung den Namen Mitra
erhielt, geschah entweder,
weil in der Vulgata der
Kopfschmuck der jüdischen
Priester mitra genannt wird,
oder — und dies ist wohl
das Richtigere — weil das
Wort im spätmittclalter-
lichen Latein die Bedeu-
tung Haube, Mütze hatte.
Die Behänge fehlten
wohl nur selten. Wenn sie
auf den älteren Abbildungen
der Mitra nicht vorkommen,
so mag dies auf Rechnung
des Künstlers zu setzen sein.
Wurde doch selbst die mitra
simplex, die ohne aurifri-
sium in circulo blieb, wie
die noch erhaltenen Bei-
spiele aus dem 12. und
13. Jahrhundert bekunden, mit ihnen ausgestattet (Bild 111). Man hat die
Behänge als die rückwärts herabfallenden Enden des Besatzes in circulo
angesehen. Allein dagegen spricht, daß sie im n. und 12. Jahrhundert
auch wohl an den Seiten angebracht erscheinen, namentlich aber, daß
sie auch bei der mitra simplex vorkommen, die doch des Besatzes in
circulo völlig entbehrt, ganz davon zu schweigen, daß sie gewöhnlich
aus anderem Material bestanden als der Besatz in circulo. Sie werden
daher richtiger als besondere Zierbehänge aufzufassen sein.

Die Behänge wurden bald aus Borten gemacht, bald aus dem Material
(Seide, Leinwand, Baumwolle), aus dem die Mitra verfertigt war. Seit dem

..3. Mitra.
 
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