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216 Dritter Abschnitt. Die Paramcnte des Altars, der hl. Gefäße u. der Kirche.

Menschheit entsproß gleichfalls der Erde, d. i. dem Schoß der Gottes-
mutter, zur Auferstehung und zur himmlischen Verklärung aber kam sie
auf dem Wege der Leiden. Nach einer andern Symbolik legte man Altar-
tücher auf die Bekenner und Jungfrauen, wie überhaupt auf die Heiligen
aus; wie jene den Altar schmücken, so sind diese der Schmuck Christi,
der ja durch den Altar versinnbildet wird. Diese letzte Symbolik, welche
schon Honorius kennt, hat auch in die Ansprache des Bischofs im heu-
tigen Ritus der Subdiakonatsweihe Aufnahme gefunden. Im moralischen
Sinne galten die Altartücher als das Sinnbild eines durch Büßübung ge-
läuterten Herzens. Es wurde nämlich der Altar auch auf das Herz aus-
gelegt, das immerfort Gott Opfer der Selbstüberwindung und Abtötimg
bringen soll.

Das Aurifrisium, mit dem man die Altartücher schmückte, deutete
man, je nachdem man im Altar Christus oder das Herz sah, entweder
auf den herrlichsten Schmuck Christi, die Tugend der Liebe, die ja
gleichsam das Gold unter allen Tugenden ist, oder aber auf die Bereit-
schaft und den Entschluß zu guten Werken, welche, andern zum leuchten-
den Beispiel, die Stirn des Christen zieren müßten.

IL Die Altardecke.

1, Heutiger Brauch. Altardecke heißt die Decke, welche
man außerhalb der Messe zum Schutz der Altartücher über den Altar
spreitet. Es genügt, wenn sie diesen so weit bedeckt, daß sie ein wenig
über die Front und die Seiten herabhängt. Ein allgemeines Gesetz, den
Altar mit einer Altardecke zu versehen, besteht nicht, doch ist das durch
manche Diözesanstatuten vorgeschrieben.

Man nehme zu den Altardecken einen soliden Stoff, der wirklich im
stände ist, die unter ihnen befindlichen Altartücher vor Staub zu schützen.
Die liturgische Farbe braucht man bei ihnen nicht zu berücksichtigen,
doch beschaffe man tunlichst neben gewöhnlichen auch sonn- und fest-
tägliche oder doch wenigstens festtägliche. Die Verzierung mag in
Fransen, einer schmalen gestickten Bordüre oder einer gewebten Borte
bestehen, immer aber soll sie Einfachheit atmen. Benutzt man zur
Altardecke einen gemusterten Stoff, so wird man darauf zu achten haben,
daß man kein an eine Tischdecke erinnerndes Zeug zu ihnen verwendet.
Die Altardecke führt manchenorts den Namen Vespertuch, wahrschein-
lich, weil sie nach dem römischen Caercmoniale während der Vesper
auf dem Altar belassen werden darf, nur daß sie zum Zweck der In-
zensierung des letzteren während des Magnifikat halb nach hinten zurück-
geschlagen werden muß'.

2. Geschichtliches. Aus dem Mittelalter haben wir keine näheren
Nachrichten über die Aitardecke, ihre Beschaffenheit und ihren Gebrauch.
 
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