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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0040
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22 Erster Abschnitt. Allgemeines

Christus erklären und unter &vouxottiqiov das Kreuz Christi bzw. diesen selbst ver-
stehen*.

Mit dem Worte mensa im Sinne eines liturgischen Gerätes wird in den alt-
testamentlichen Schriften der Schaubrottisch benannt. Zur Bezeichnung des
Altares ist es gebraucht Ez. 41, 22 und 44, 16 sowie Mal. 1, 7, 12.

Bei Ez. 41, 22 wird zunächst der Altar beschrieben und dann angefügt: Et locu-
tus est ad me (sc. Dominus): Haec est mensa Domini. Bei Ez. 44, 16 spricht der
Herr zum Propheten: „Die Priester werden eintreten in mein Heiligtum und sie
werden sich meinem Tische nahen, um mir zu dienen und meine Zeremonien zu
beobachten." Tisch des Herrn wird der Altar genannt, weil die Opfernden von der
Opferspeise genossen und Gott ihnen so gleichsam seinen Tisch bereitete. Videte
Israel secundum carnem, nonne qui edunt hostias, participes sunt altaris, fragt der
Apostel (I Cor. 10. 18). Vom heidnischen Opferaltar ist in gleichem Sinne mensa
gebraucht Is. 35, 11, wo der Altar der Fortuna mensa heißt, desgleichen I Cor. 10,
21, wo die Altäre der Dämonen als mensae daemoniorum bezeichnet werden.

Der eucharistische Tisch führt den Namen mensa, I Cor. 10, 21, und
zwar metaphorisch für das auf ihn niedergelegte eucharistische Brot, den
Leib des Herrn (v. 16). Daß dieser eucharistische Tisch auch den Charakter
eines Opfertisches habe, d. i. Altar sei, wird vom Apostel nicht formell ausge-
sprochen, doch, wie das Tridentinum (S. XXII c. 1) mit Recht sagt, durch den
Kontext angedeutet, non obscure innuitur.

In der Septuaginta und dem griechischen Text des Neuen Testamentes
wird zwischen {haiaar^giov und ßcofiög im Gebrauch nicht so streng
geschieden, wie es in der Vulgata zwischen altare und ara zu geschehen pflegt.
Übrigens findet sich ßco/uög verhältnismäßig nur selten angewendet; die ge-
wöhnliche griechische Bezeichnung ist ihjoiaorrJQiov.

Dem Worte altare im Hebräerbriefe entspricht im griechischen Texte
&vaiaarr)Qtov\ der Altar des unbekannten Gottes, den Paulus zu Athen sah, ist in ihm
ßcofiög genannt. Das lateinische mensa der Vulgata ist im Griechischen durch
tQämZa wiedergegeben. Altare, ara, mensa, sind dem klassischen Latein, ßcofiög und
TQÜneta dem klassischen Griechischen entnommen, während {hotaoxfjQiov allem
Anschein nach zuerst in der Septuaginta auftritt, deren Schöpfung auch das Wort
sein mag.

II. DIE NAMEN DES ALTARES BEI DEN RÖMERN UND GRIECHEN
Die gewöhnliche Bezeichnung für den Altar war bei den Römern ara;
altare wurde, wie es scheint, weit seltener gebraucht1.

Römische Scholiasten und Grammatiker haben einen Unterschied zwischen
altare und ara aufzustellen versucht. So sagt Festus in De verborum signiflcatione
unter altaria: Altaria ab altitudine dicta sunt, quod antiqui diis superis in aedificiis
a terra exaltatis sacra faciebant, diis terrestribus in terra, diis infernalibus in efFossa
terra, Servius aber bemerkt in seinen Scholien zur Aeneis 2, 515: Superorum arae
sunt et altaria, inferorum tantum arae, und zu einer andern Stelle des Dichters (3,
305): Mortuorum arae, deorum altaria dicuntur. Durchgeht man indessen die zahl-
reichen Texte bei den lateinischen Schriftstellern, in denen von arae und von

1 G. Estii( In omnes d. Pauli epist. comraen- ' Man vergleiche nur die im Thesaurus

tarii zu Hebr. 13, 10; III. (Moguntiae 1859) linguae latinae I (Lipsiae 1900) 1725 f.; II (1906)

368 f.; ferner G. Rauschen, Eucharistie und 382 f. unter „altare" und „ara" zusammen.

Bußsakrament (Freiburg 1908) 58. gestellten Texte.
 
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