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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0120
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102 Zweiter Abschnitt. Das altare fixum

schiedenen Seiten hin, zumal aber hinsichtlich der Dauerhaftigkeit und
Solidität, vor hölzernen Vorzüge, die nicht unberücksichtigt bleiben konnten.

Freilich hatte die Freigabe des christlichen Kultus und die nunmehr gegebene
Möglichkeit, feststehende Altäre zu errichten, keineswegs sofort die ausschließliche
und allgemeine Erbauung von Steinaltären zur Folge. Wohl erscheinen jetzt solche
bald auf dem Plane, aber sie ersetzen und verdrängen nicht mit einem Schlage
die nichtsteinernen, sondern nur allmählich. So zeigt, was uns Augustinus und
Optatus von der Schändung katholischer Altäre durch die Donatisten zu erzählen
wissen, daß damals, also noch in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, in Nord-
afrika die Altäre gewöhnlich aus Holz bestanden.

„Jeder Gläubige weiß, daß bei Vollziehung der hl. Geheimnisse das Holz (der
Altäre) mit Linnentüchern bedeckt wird", sagt Optat in seiner Schrift gegen Par-
menianus3. „Darum konnte", fährt er fort, „bei der Feier derselben auch nur die
Bekleidung berührt werden, nicht das Holz. Wenn jedoch die Berührung die Hülle
zu durchdringen vermag, dann durchdringt sie auch das Holz, wenn sie aber dieses
durchdringt, dann auch die (unter dem Altar befindliche) Erde. Falls ihr also das
Holz abschabt, dann müßt ihr ebenso die Erde, die darunter ist, ausgraben."
Die Donatisten schabten jedoch die Altäre der Katholiken bloß dort ab, wo
Mangel an Holz ihre Erhaltung gebot; wo es an diesem nicht fehlte, zerbrachen sie
dieselben. Man ging aber in deren Schändung so weit, daß man ihre Stücke
benützte, um calida, heißen Mischwein, zu bereiten*. Zu Optats Zeit waren Stein-
altäre in der afrikanischen Kirche ersichtlich noch etwas Seltenes und noch wenig
gebräuchlich. Denn sonst hätten die Donatisten an den Orten, an denen Holz nicht
zu haben war, sich nicht damit begnügt, die Altäre, welche sie den Katholiken
entrissen hatten, bloß abzuschaben. Sie hätten dieselben vielmehr auch dort zer-
schlagen, da sie die Holzaltäre ja leicht durch steinerne hätten ersetzen können.

Maximianus, Bischof von Bajä, so erzählt der hl. Augustinus5, hatte eine
bei dieser Stadt liegende Basilika auf dem Rechtswege gegen die Donatisten rechts-
kräftig erstritten. Als er nun dieselbe gegen letztere in seinem Besitz zu behaupten
suchte, drangen diese in die Kirche ein, zerstörten den Altar und schlugen den
Bischof, der unter ihm seine Zuflucht gesucht hatte, mit den Holzscheiten des zer-
brochenen Altares und anderen Knütteln so sehr, daß der Ort von Blut überströmte.
Allerdings findet sich unter den Reden, welche unter dem Namen des hl. Augustinus
gehen, eine Predigt auf die Altarweihe, in der der Altar lapis, Stein, genannt wird'.
Allein sie ist zweifellos nicht von Augustinus, sondern aus weit späterer Zeit. Aus
welchem Material der Altar gemacht war, den man an der Stätte des Martyriums
des hl. Cyprian errichtete7, wird leider nicht angegeben. Ebensowenig hören wir
etwas über die stoffliche Beschaffenheit der altaria, von denen c. 14 der 5. Synode
von Karthago (401) spricht, wenn er vorschreibt: Ut altaria, quae passim per agros
aut vias tamquam memoriae martyrum constituuntur, in quibus nullum corpus aut
reliquiae martyrum conditae probantur, ab episcopis, qui eisdem locis praesunt, si
fieri potest, evertantur8. Der Umstand, daß diese altaria wie auch die sog. mensa
Cypriani nicht bloß Altäre, sondern zugleich Memorien waren, legt freilich die
Vermutung nahe, daß sie wie die profanen Memorien (Grabmonumente) aus Stein
gemacht waren.

Die Herstellung von Holzaltären, die ihre Ursache nicht im Mangel an
brauchbarem Stein gehabt haben kann, da es an solchen in den meisten

* L. 6, C. 1 (C. SS. eccl. 26, 145). ore sacrilegis haustibus biberetur, calida de

* L. c. (ibid. 143): Alio loco copia lignorum fragmentis altarium facta est.

frangi (altaria), aliis vero ut altaria raderent, " Contra Crescon. 1.3, c. 42 (c. SS. eccl. 52, 453

lignorum inopia imperavit... Quid perditorum • Sermo 230, n. 1 (M. 39, 2169).

conductam referam multidudinem et vinum in » Vgl. oben S. 70.

mercedem sceleris darum, quod ut immundo a Hard. I, 988.
 
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