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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0385
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Viertes Kapitel. Dekorative Ausstattung des Stipes 367

Auch in der neueren Zeit wurde nur sehr selten an dem Altarstipes
eine auf die Weihe bezügliche und diese bestätigende oder sonst eine Inschrift
angebracht.

Ein Beispiel ist der Hochaltar der ehemaligen Jesuitenkirche zu Lecce in
Apulien, an dem die Weihe mit den Worten verewigt ist: MDCLXXXXCX die XXVI
Julii altare hoc in honorem ss. Nominis Jesu consecravit illustrissimus et reve-
rendissimus dominus D. Fabricius Pignatelli Lycensis episcopus. Der Hochaltar der
Badia zu Arezzo trägt die Inschrift: Bernardus episcopus Aretinus aram divo
Georgio sacravit corporaque sanctorum Justi, Ermenii et Asterii martyrum atque
beati Rainerii Aretini transtulit atque in hac urna locavit an. D. MDLXIIII die XXV.
Martii. An der Rückseite des Hochaltares des Domes zu Arezzo lesen wir über der
Tür, die den Zugang zu der im Innern des Altares befindlichen Kammer bildet, die
Worte: Sanctorum lipsana. Sie wurden dem Charakter der Buchstaben zufolge erst
in nachmittelalterlicher Zeit dort angebracht. Bei einem Altar in S. Domenico zu
Capua, einem schönen Werk der Renaissance von 1592, bedeckt eine langatmige
Inschrift, die sich auf die zum Altar gehörenden Stiftungen bezieht, nicht nur die
ganze Front, sondern auch die beiden Schmalseiten.

Zu Murcia in Spanien fand ich ein gutes Beispiel in S. Catalina, einen Marmor-
altar im Stil der italienischen Renaissance. Die Inschrift steht in der Mitte der
Vorderseite seines Stipes in einem von einem Karniesrahmen eingefaßten Rundfeld
und lautet: Don Sancho Davilo, obispo de Cartagena, consagrö este altare 1' ano
qu'entraron en esta ciudad las reliquias de s. Fulgentio y de s. Florentia de 1594.
Ein anderes Beispiel bietet zu Murcia der Altar der Junterönkapelle des Domes.

Stifter von Altären pflegten sich an denselben auch wohl durch An-
bringung ihres Wappens zu verewigen. Besonders geschah das in der
denkmalsüchtigen Zeit der Renaissance und des Barocks, zumal in Italien,
wiewohl in solchen Fällen die Wappen gewöhnlicher nicht am Altare selbst,
sondern am Unterbau des Retabels, namentlich an den Sockeln der Pflaster
oder Säulen des Retabels, angebracht wurden.

Ein schönes Beispiel eines mit dem Stifterwappen geschmückten Altares der
französischen Frührenaissance, eines der edelsten und elegantesten seiner Art,
befindet sich in der Kathedrale zu Rodez (Aveyron). Die Mitte der Front nimmt das
von einem Kranz umrahmte Wappen ein (Tfl. 67), den übrigen Raum füllt beider-
seits ein Rosenzweig und zierliches Bandwerk, zwischen dem die Initialen des
Stifters G und R sich viermal wiederholen. Die Seiten des Altares schmückt eine
Kartusche, über und unter der gleichfalls die genannten Initialen angebracht sind.

Im Mittelalter kommen erst in der Spätzeit Stifterwappen an den Altären vor.
Einige Beispiele mittelalterlicher Altäre dieser Art wurden schon früher gelegentlich
angeführt, wie der Altar der Cappella Dragomani in S. Domenico zu Arezzo, ein
Altar zu Siersdorf, der Altar der Kapelle des St. Annahofje zu Leiden, der Emporen-
altar zu Pürgg in Steiermark, der Altar unter dem Ambon in S. Maria Maggiore zu
Toscanella. Es ist kaum nötig, weitere anzufügen. Ich nenne daher nur noch den
Altar des Halbciboriums im linken Seitenschiff der Kathedrale von Toledo, sowie
zwei Nebenaltäre zu Großprüfening in der Oberpfalz, Schöpfungen aus dem Jahre
1488". In Frankreich befindet sich ein mittelalterlicher, an der Front des Stipes
mit zwei Wappen geschmückter Altar zu St-Avaugourd (Vendee). Schon von der
Platereske beeinflußt ist ein Altarstipes mit Wappen an der Front in einer der
Kapellen des rechten Seitenschiffes der Kathedrale von Toledo. In S. Maria de!
Popolo zu Rom zeigt ein Frührenaissancealtar am Stipes ein Wappen (Tafel 50).

Abb. in Kd. von Bayern, Oberpfalz und Regensburg XX, 88 f.
 
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