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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0404
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386 Zweiter Abschnitt. Das altare fixum

vielfach gegenüber dem Mittelraum der Kirche eingezogen war, also eine
geringere Breite als dieser besaß. Hatte die Basilika ein Querschiff, wie es
freilich außerhalb Roms selten der Fall war, so wurde der Altar bisweilen
bis zum Triumphbogen vorgeschoben, der Langhaus und Querschiff schied.
Gute Beispiele für die mannigfache Anordnung des Hochaltares in altchrist-
licher vorkarolingischer und karolingischer Zeit bieten die alten römischen Basiliken.
Hart im Scheitel der Apsis findet er sich hier allerdings nirgends, weil dort die
Cathedra angebracht war. Unter dem Eingangsbogen der Apsis steht er in S. Pietro
in Vincoli; ebendort befand er sich in der von Valentinian erbauten zweiten Pauls-
basilika, in welcher man, nach der früher erwähnten Meßstiftungsurkunde
Gregors III.1, unterschied den Hochaltar und den vor dem Langhaus hart am
Triumphbogen des Querschißes befindlichen Altar ad corpus, den Grabaltar des
Apostels. Hart vor der Apsis erhob sich der Hochaltar in der alten Peterskirche;
in das Langhaus tritt er hinein in S. Pancrazio, S. Giorgio in Velabro, S. Cecilia, und
ebenso verhielt es sich früher beispielsweise auch in SS. Quattro Coronati. Weit in das
Schiff hineingebaut wurde der Hochaltar in S. Agnese, und zwar wohl mit Rücksicht
auf das im Boden befindliche Grab der Titelheiligen; gleich hinter dem Triumph-
bogen, der Querhaus und Mittelschiff scheidet, erhielt er seine Stelle in der Lateran-
kirche.

Die verschiedene Anordnung des Hochaltares begegnet uns auch in den anderen
aus altchristlicher, vorkarolingischer und karolingischer Zeit stammenden Kirchen
Italiens, namentlich zu Ravenna. Hart an die Wand der Apsis wurde der Hochaltar
wohl bloß in kleinen Kirchen aufgestellt, wie z. B. in S. Caliono und in der Märtyrer-
basilika zu Cimitile, deren heutiger Hochaltar allerdings vielleicht nicht mehr der
ursprüngliche ist, jedoch auf alle Fälle an der Stelle des ursprünglichen steht.

Lehrreich für die Kenntnis der Stellung des Hochaltares in den altchristlichen
Kirchen Nordafrikas sind die Wahrnehmungen, die man bei den Nachgrabungen
in den Ruinen derselben machte. Mitten in der Apsis stand er z. B. in der Basilika
zu Lambesis (Algier)2, zu Benian3, zu Seriana, Matifou und in der großen Basilika
zu Tigzirt4 sowie in der Basilika zu Lecourbe6. Vor der Apsis erhob er sich zu
Kherbet el Ousfane, in der großen Basilika zu Tebessa und in der ihr benachbarten
Kapelle, in der großen Basilika zu Timgad6, zu Henschir Akhrib7, zu Thamallula8,
zu Kherbet bou Addoufen9, zu St. Toual10, Aguemmouni Oubekhar11, Announa12 u. a.
Am häufigsten ergab sich, daß der Altar vor der Apsis seinen Platz gehabt hatte, und
zwar war er bald mehr, bald weniger weit in das Schiff hineingeschoben. In einer
der drei Kirchen zu Thelepte befand er sich 2 m vor der Apsis, in der zweiten
2,60 m, in der dritten und größten 5 mls. In der großen Basilika zu Karthago erhob
sich der Altar fast in der Mitte der Kirche, ungefähr 24 m vor der Apsis14, und
ähnlich verhielt es sich in der Basilika zu Segermes15. In der Alexanderbasilika
zu Tipasa stand der Altar gegenüber der Apsis auf einer Erhöhung, die durch die
Deckel von neun Sarkophagen gebildet wurde".

1 Vgl. oben S. 372. • Bullet, archeol. 1902, 335 338 340.

2 Melanges d'archeologie et d'histoire XVIII "> Recueil de Constantine XXII (1882) 409.
(1898) 470. '< Vigneral, Ruines romaines de l'Algerie, Ka-

' St. Gsell, Fouüles de Benian (Paris 1879) bylie du Djurdjura (Paris 1868) 89, pl. XIV.

32 f. 12 St. Gsell, Les monuments II, 166; Nouvel-

4 St. Gsell, Les monuments antiques d'Alg£- les archives des missions scientif. IV (1893), 368.

rie II (Paris 1901), 146. '• Bull, archeol. du Comite des travaux hist.

4 Bullet, archeol. du comite des travaux 1885, 142 f.; 1888, 178; St. Gsell; Recherches

hist. 1898, 361. archeol. en Algerie (Paris 1903), 27 f.

4 St. Gsell, Les monuments II, 146 283 289 14 Recueil de Constantine XXVI (1890-1891)

310. 186; St. Gsell 1. c. 27, Note 1.

' Melanges d'arch. et d*hist. XXIII (1903) 14 Bullet archeol. 1904, 463.

10 f. '« Bull, archeol. 1892, p. 475 f.; Melanges

4 Recueil de Constantine XLI (1907) 232. d'arch. et d'hist. XIV (1894) 389 f.; Fr. Wie-
 
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