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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0453
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Zweites Kapitel. Gestalt, Größe und Weihekreuzchen des Tragaltares 435

16.4 cm tief, ein zweiter 28 cm breit und 17,3 cm tief, ein dritter 21,3 cm breit und

14.5 cm tief, ein vierter, der unter dem Namen Eilbertusportatile bekannt ist, 35,3 cm
breit und 20,7 cm tief, von den im Schatz befindlichen Tafelaltären ist einer 33 cm
breit und 24 cm tief. Ein Portatile in der ehemaligen Stiftskirche zu Fritzlar ist
bei einer Breite von 24 cm 14 cm, ein Tragaltar im Domschatz zu Bamberg bei
einer Breite von 28 cm 16 cm tief; ein aus dem Kloster Abdinghof stammendes
Altärchen im Besitz des Franziskanerklosters zu Paderborn ist 31 cm breit und
19 cm tief. Daß in allen angeführten Fällen die Vorderseite durch eine der längeren
Seiten gebildet wird, ergibt sich bestimmt aus der Richtung des Bildwerkes, mit
dem die genannten Portatilien geschmückt sind. Bemerkenswert ist, daß die Trag-
altäre dieser ersten Klasse vornehmlich dem 11.—13. Jahrhundert angehören, wäh-
rend Beispiele derselben aus dem ausgehenden Mittelalter selten sind. Immerhin
kommen solche noch vereinzelt selbst im 16., ja 17. Jahrhundert vor. Ich nenne
als Beispiel aus dem 15. Jahrhundert einen Tragaltar im Dommuseum zu Augsburg
aus dem Jahre 1417, bei dem die Richtung der Inschrift und des Datums Breite
und Tiefe bestimmt. Als Beispiele aus dem 16. ein Portatile im Dommuseum zu
Trier, bei dem die Form der "Weihekreuzchen und die Richtung der Wappen in
den Ecken des Holzrahmens zeigt, welches die Vorderseite ist, sowie ein Trag-
altärchen der Schnütgensammlung im Kölner Kunstgewerbemuseum von 1524, bei
welchem sowohl die Richtung des Dekors des Steines, einer Darstellung der hl. fünf
Wunden, wie die Lage des Sepulcrums die Vorderseite kennzeichnet1. Als Beispiel
aus dem 17. ein Portatile im Dommuseum zu Augsburg, bei dem das oben in der
Mitte des Rahmens einer der Langseiten angebrachte Sepulcrum die Vorderseite verrät.

Zahlreicher als Portatilien, deren größere Seite nach vorn gerichtet ist, sind
die noch vorhandenen alten Tragaltäre, bei denen die schmälere Seite nach vorn
gekehrt ist, die größere aber die Tiefe darstellt. Beispiele sind, um wenigstens
einige derselben zu erwähnen, das Watterbacher Portatile im Nationalmuseum
zu München, das 23 cm breit und 35 cm tief ist, ein kastenförmiges Portatile im
Weifenschatz, das in die Breite nur 11,9 cm, in die Tiefe dagegen 19,3 cm mißt;
ein Tafelportatile des gleichen Schatzes, das 22 cm breit und 24,5 cm tief ist, ein
Portatile im Museum zu Cividale, bei dem einer Breite von 16,7 cm eine Tiefe
von 31 cm entspricht, ein Portatile im Cluny-Museum mit 19,5 cm Breite und 33 cm
Tiefe, ein kleines Tragaltärchen im Schatz der Schwestern U. L. Frau zu Namur
mit 18 cm Breite und 22,5 cm Tiefe, einen Tragaltar im Domschatz zu Osnabrück
mit 15,5 cm Breite und 23,5 cm Tiefe. Weitere sind ein- Portatile zu Stift Melk
(17 cm breit und 31 cm tief), die zwei Tragaltärchen in Ste-Foy zu Conques im
Departement Aveyron (24 cm breit und 29 cm tief bzw. 14 cm breit und 20 cm tief),
der sog. Willibrordusaltar in der Liebfrauenkirche zu Trier (20 cm breit und 48 cm
Hef), ein kastenförmiges Portatile im Domschatz zu Hildesheim (15 cm breit und
25 cm tief), ein aus Stavelot stammender Tragaltar im Museum des Parc du Cin-
quantenaire zu Brüssel (15 cm breit und 25 cm tief), ein tafelförmiges Portatile im
Süft Admont (19,5 cm breit und 27 cm tief).

Nicht in jedem Fall läßt es sich jedoch feststellen, welche Seite die Vorderseite
bildet, ob die kürzere oder die längere. An dem Stein und an der Holzfassung als
solchen ist das überhaupt nicht zu erkennen. Auch die ornamentale Ausstattung des
Portatiles gibt, selbst wenn eine solche vorhanden ist, nicht immer den gewünschten
Aufschluß. Das Sepulcrum aber kann nur dann als Kriterium in Betracht kommen,
wenn es auf der Oberseite des Portatiles im Rahmen des Steines angebracht ist,
"icht aber, wenn es sich, wie meistens, unter dem Stein oder an der Rückseite des
Portatiles befindet

Die anscheinend auffallende Tatsache, daß bei dem einen Portatile eine
«er längeren Seiten die Vorderseite darstellt, bei dem anderen eine der kür-

1 Abb. in Zeitschrift XVII (1904) 19.

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