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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0573
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Erstes Kapitel. Das Altargrab in Gegenwart und Vergangenheit 555

Sepulcrum noch in den Statuten der Kölner Synode von 1662 mit loculus bezeichnet68.
In dem vorhin erwähnten Pontiflkale von Narbonne begegnet uns loculus neben
locus in der Verbindung loculus sepulcri.

Daß foramen, fossa, fenestella nicht zu allgemein gebräuchlichen Termini des
Altargrabes wurden, ist bei ihrer Unbestimmtheit unschwer verständlich; dagegen
hätte es sicher nicht fern gelegen, loculus, und namentlich das in älteren Ponti-
fikalien so gebräuchliche locus zur stehenden Bezeichnung desselben zu machen, da
beide Worte schon im klassischen Latein und auch noch später nicht selten im
Sinn von Sarg, Grab gebraucht erscheinen".

Der altchristlichen Kirche Nordafrikas ist die Bezeichnung memoria
als Name des mit dem Altar verbundenen Reliquiengrabes eigen.

Unter memoria verstand man zunächst allgemein jedes Grabmal, durch das man
ja die Erinnerung an den betreffenden Toten im Andenken der Nachwelt lebendig
erhalten wollte. In zahlreichen altchristlichen afrikanischen Grabinschriften
erscheint memoria in dieser Bedeutung. So fand man bei den Ausgrabungen zu
Benian bei Mascara hinter den Ruinen einer ehemaligen Basilika eine Reihe von
Gräbern mit Inschriften, wie: Memoria sancti semperque gloriosi patris nostri
Nemessani episcopi etc. (f 422), Memoria Victoris presbyteri etc. (f 433), Memoria
sancti patris Donati episcopi (f nach 439). Das mittlere war der Donatistin Robba
gewidmet, die in den donatistischen Streitigkeiten ihr Leben eingebüßt hatte und
darum in der Inschrift als Märtyrin bezeichnet wird: Memoria Robbae sacrae Dei,
germanae Honorati Aquaesirensis episcopi. Caede traditorum vexata meruit digni-
tatem martyrii. Vixit annis L et reddidit spiritum die VIII kalendas Apriles
provinciae CCCXCV (434)60. Auch der hl. Augustinus bezeugt den Gebrauch von
memoria im Sinn von Grabmal, indem er gleichzeitig erklärt, worin derselbe
begründet sei: Non ob aliud vel „memoriae" vel „monumenta" dicuntur ea, quae
insignite fiunt sepulcra mortuorum, nisi quia eos, qui viventium oculis morte
subtracti sunt, ne oblivione etiam cordibus subtrahantur, in memoriam revocant
et admonendo faciunt cogitari; nam et memoriae nomen id apertissime ostendit.
Propter quod et graeci „fivt]/ieiov"' vocant, quod nos „memoriam" seu „monumentum"
appellamus, quoniam lingua eorum memoria ipsa, qua meminimus, ttvy/it] dicitur".
Optatus von Mileve nennt die Apostelgräber zu Rom memoriae62.

Es war darum, ähnlich wie bei sepulcrum, nur die Anwendung eines all-
gemeinen Begriffes auf einen besondern Fall, wenn man auch das Altargrab
memoria nannte. Mehrfach wurde der Altar über dem Grabe eines Märtyrers
oder sonst eines Heiligen errichtet, noch häufiger schuf man mit Hilfe kleinerer
Reliquien eine Art von Grabstätte unter oder im Altar. In beiden Fällen aber
konnte man das Altargrab als wirkliche memoria der Heiligen bezeichnen, deren
Überreste in ihm ruhten. Es war nicht der Altar, den man memoria nannte, son-
dern das Reliquiengrab. Populus christianus, schreibt der hl. Augustinus gegen
Faustus, memorias martyrum religiosa solemnitate concelebrat. — ita tarnen, ut
lulli martyrum, sed ipsi Deo martyrum sacrificamus, quamvis in memoriis
martyrum constituamus altaria63. Sofern jedoch der Altar sich über
dem Reliquiengrab erhob oder dieses in sich barg, und darum nicht bloß Altar war,
sondern auch eine Art von Monument darstellte, konnte man freilich auch ihn als

18 Tit. XII, De ecclesüs, c. 3, § 3 (Hartzh. IX, Afric. VIII, n. 20589 20807 20822 20916 20917

994): Juxta PontiBcalis praescriptum in altari 20918 21570 21571 u. a.

quolibet sit loculus, qui sacras reliquias con- " De cura pro mortuis gerenda c. 4 (C. SS.

tlnet- eccl. XLI, 630). Vgl. Ennar. in ps. 48, n. 13 15

*» n r „„. , , , -.r <„., «c (M- 36. 532 534).

u. L. unter loculus, locus V, 134 135. " L. 2

•>i«St" Gse11' Fouiues de Benian (Paris 1899) «• Contr

a ff. Viele andere Beispiele in C. Inscr. lat. XLII, 384)

D- C unter loculus, locus V, 134 135. ., L' 2 c 4 £ SS- eccl. XXVI, 38).

'" St. Gsell, Fouilles de Benian (Paris 1899) •» Contra Faustum 1. 20, c. 21 (C. SS. eccl.
 
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