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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0669
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Sechstes Kapitel. Ursprung des Altargrabes 651

tyrien, Memorien, errichtet wurden, läßt sich nicht feststellen. Häufig ist das
jedoch jedenfalls nicht geschehen, da die Zeitumstände dafür noch zu un-
günstig waren2. Die Sache wurde indessen anders, als Konstantin der Kirche
Frieden und Freiheit gab. Der Kaiser ging selbst mit einem glänzenden Bei-
spiel voran, indem er zu Rom über den Gräbern der Apostelfürsten, des
hl. Laurentius, der hl. Agnes und des hl. Petrus und Marcellinus Memorien
schuf. Denn alle diese Bauten, welche außerhalb der Stadtmauern lagen,
waren keine Kirchen, die zur Abhaltung des gewöhnlichen Gemeindegottes-
dienstes bestimmt waren, keine tituli, sondern lediglich Martyrien, Grab-
kirchen für die in oder unter ihnen ruhenden heiligen Überreste.

Um den Beginn des 5. Jahrhunderts lagerte sich bereits um Rom herum eine
große Zahl von Märtyrermemorien. An der Via Portuensis finden wir die Felix-
basilika, an der Via Flaminia die Basilika des hl. Valentinus, beide Stiftungen
Julius' I. (337—352), der auch an der Via Aurelia eine Coemeterialbasilika errichtete,
an der Via Ostiensis St. Paul, an der Via Ardeatina die nach Papst Markus (336—337),
ihrem Gründer, genannte Basilika Marci, die Basilika Damasi, das Werk des Papstes
Damasus (366—384), und die Coemeterialbasilika der hll. Nereus und Achilleus, an
der Via Appia die Apostelbasilika, jetzt S. Sebastiano, und das Oratorium des
hl. Xysrus, um von dem Mausoleum des hl. Zephyrinus abzusehen, an der Via Labi-
cana die Basilika der hll. Petrus und Marcellinus, an der Via Tiburtina S. Lorenzo
und S. Hippolito, an der Via Nomentana S. Agnese und S. Alessandro, an der Via
Salaria nova die Silvesterbasilika, an der Via Salaria vetus die unterirdische Basüika
des hl. Hermes, an der Via Cornelia die Petersbasilika, zu denen sich dann im Laufe
des 5. Jahrhunderts noch weitere gesellten3-

Mochte es sich auch bei weitem nicht überall so verhalten wie zu Rom.
wo die rings um die Stadt liegenden Katakomben eine große Zahl berühmter
Märtyrer bargen, so gab es doch auch anderswo schon um die Wende des
4. Jahrhunderts eine sehr große Zahl von Martyrien.

Für Antiochien z. B. bezeugt das der hl. Johannes Chrysostomus. Denn in
seiner Predigt De coemeterio et cruce fragt er: „Warum versammeln wir uns gerade
in diesem Martyrium und nicht in einem anderen, da doch durch Gottes Gunst unsere
Stadt von allen Seiten mit Reliquien der Heiligen wie mit einer Mauer umgeben ist?"
In seiner Homilie de martyribus, die er zu Antiochia hielt, während Bischof Flavian
auf das Land gegangen war, um dort an der Feier der Märtyrernatalitien teilzu-
nehmen, aber sagt er: Wenn in den Dörfern die Märtyrerfeste begangen werden,
sollte die ganze Stadt dorthin eilen. Denn Gott hat nicht nur in den Städten Mär-
tyrer gepflanzt, sondern auch in den Dörfern, ja in diesen noch mehr als in der
Stadt5.

Zu Konstantinopel schuf schon Konstantin d. Gr. nach dem Bericht seines
Biographen Eusebius in der Stadt wie außerhalb derselben viele Martyrien8. Kon-
stantes übertrug dorthin die Beliquien der hll. Andreas, Lukas und Timotheus und
setzte sie in die von seinem Vater erbaute Apostelkirche bei. Zu Theodosius I. Zeit

2 Vgl. auch H. Grisar, Geschichte Roms rimis (198—217). Aus welcher Zeit die cella tri-

und der Päpste I (Freiburg 1901) 154 f. Das chora über dem Grabe der hl. Symphorosa an

Oratorium des hl. Sixtus über der Katakombe der Via Tiburtina stammt, ist aus den heutigen

von S. Callisto zu Rom ist nach Wilperts Resten nicht zu bestimmen (Bullet, ser. 3, III

Untersuchungen aus der Zeit des Friedens [1878] 80).
nm!. i^gräber und die Cäciliengruft [Frei- » L. P. n. 50 (Duch. I, 205).

riäm Ä ^, °ieK *ew°hn|ich ,fls, 0r*t0- * N. 1 (Mg. 49, 393).

rf„ ' uer "*• Sotens bezeichnete cella trichora . „ . \° „ „„

daselbst war nach ihm (a. a. O. 91 f.) Ursprung- * N- » <M* »■ *™. .

n em Privatmausoleum des Papstes Zephy- • Vita Constantini 1. 3, c. 48 (Mg. 20, 1108).
 
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