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Zweiter Abschnitt. Das altare fixum
mit ihrer Hand gehalten, der von da an für immer grün bleibe ohne irgendwelche
Fäulnis und Mängel.
Übrigens waren die Holzaltäre in Irland nicht so ausschließlich im Gebrauch,
daß es nicht auch steinerne gegeben hätte. Jene mögen die gewöhnlicheren ge-
wesen sein, doch fehlten keineswegs Steinaltäre. So hören wir schon in des
Bischofs Tirechan Leben des hl. Patricius von einem steinernen Altar, den der
Heilige in einer der von ihm erbauten Kirchen errichtete31. Ein Steinaltar, der
in das erste Jahrtausend hinaufreichen dürfte, hat sich an der Nordküste von
Irland auf der kleinen Felseninsel Ardoilean erhalten32. Andere aus dieser Zeit soll
es noch in der Kapelle des hl. Molaise zu Inismurray und zu Temple Molaja geben".
Auch in einigen, jetzt in Ruinen liegenden kleinen Steinkirchen von Corn-
wallis, St. Pyran oder Kyeran bei Truro, St. Gwithian bei St. Ives, St. Maddern
bei Penzance und in einem der beiden keltischen Oratorien im Gebiet von Zannor,
wurden Steinaltäre entdeckt, die, wie die Kirchen selbst, noch dem ersten Jahr-
tausend angehören werden. Sie dürften gleich den Kirchen, in denen sie standen,
der Zeit entstammen, da irische Missio-
näre das wieder dem Druidentum anheim-
gefallene Land christianisierend durch-
zogen, wie die Namen der Heiligen ver-
muten lassen, denen die Kirchen geweiht
waren34. Eine steinerne, mit Inschrift ver-
sehene Mensa, die dem 8. und 9. Jahrhun-
dert zuzuweisen sein dürfte, wurde in
Camborne in Cornwallis gefunden35.
Eine ausdrückliche, allgemein bin-
dende Bestimmung über das Material
des Altares wurde im Mittelalter nie-
mals erlassen. Wohl erhielt der Kanon
des Epaonense Aufnahme in die mittel-
alterlichen Kanonessammlungen, wie
z. B. in die Panormia Ivos von Chartres38 und in das Dekret Gratians37, ohne
aber dadurch allgemein verbindlich zu werden. Immerhin hatte seine Ein-
fügung in die Kanonessammlungen, zumal aber in das Dekret Gratians, die
Wirkung, daß die Anschauung von der Notwendigkeit und strengen Ver-
pflichtung, den Altar aus Stein herzustellen, immer fester wurzelte. Daher
denn auch die Kanonisten und Liturgiker des 13., 14. und 15. Jahrhunderts
immer wieder entschieden betonen, derselbe müsse aus Stein gemacht sein,
und nur steinerne Altäre könnten konsekriert werden. Es war daher nur
die Krönung und der Abschluß der ganzen bisherigen Entwicklung, wenn
das römische Missale in c. 20 der Generalrubriken bestimmt: Altare, in quo
sacrosanctum missae sacrificium celebrandum est, debet esse lapideum. Da-
Altarmensa. Camborne, Cornwallis
(Nach Hübner)
•' Withley Stokes, The tripartite life of S.
Patrik (London 1887) II, 310. Tirechan schrieb
in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts. Von
einem anderen Steinalter ist die Rede 1. c. 313.
" Transactions of the Royal Irish Academy
XX, 422.
** Dunraven Lord, Notes on irish architec-
ture I (London 1875) 47 62 bei F. E. Warren,
The liturgy and ritual of the celtic church
(Oxford 1881) 91.
31 St. Pyran bei Truro wurde 1835 und St.
Gwithian bei St. Ives wurde 1846 unter dem
Meeressande wieder bloßgelegt, der die Ruinen
im Laufe der Zeit begraben hatte. Vgl. The
arch. Journal 1846 II, 228—240 mit Skizzen
und Cabrol, Dict. II, 1187 f.
35 Hübner, Inscr. Christ. Brit. n. 8.
»• L. 2, c. 32 (M. 161, 1089), hier als can. 6
Conc. Hippon. bezeichnet.
»' P. 3, d. 1, c. 31.
Zweiter Abschnitt. Das altare fixum
mit ihrer Hand gehalten, der von da an für immer grün bleibe ohne irgendwelche
Fäulnis und Mängel.
Übrigens waren die Holzaltäre in Irland nicht so ausschließlich im Gebrauch,
daß es nicht auch steinerne gegeben hätte. Jene mögen die gewöhnlicheren ge-
wesen sein, doch fehlten keineswegs Steinaltäre. So hören wir schon in des
Bischofs Tirechan Leben des hl. Patricius von einem steinernen Altar, den der
Heilige in einer der von ihm erbauten Kirchen errichtete31. Ein Steinaltar, der
in das erste Jahrtausend hinaufreichen dürfte, hat sich an der Nordküste von
Irland auf der kleinen Felseninsel Ardoilean erhalten32. Andere aus dieser Zeit soll
es noch in der Kapelle des hl. Molaise zu Inismurray und zu Temple Molaja geben".
Auch in einigen, jetzt in Ruinen liegenden kleinen Steinkirchen von Corn-
wallis, St. Pyran oder Kyeran bei Truro, St. Gwithian bei St. Ives, St. Maddern
bei Penzance und in einem der beiden keltischen Oratorien im Gebiet von Zannor,
wurden Steinaltäre entdeckt, die, wie die Kirchen selbst, noch dem ersten Jahr-
tausend angehören werden. Sie dürften gleich den Kirchen, in denen sie standen,
der Zeit entstammen, da irische Missio-
näre das wieder dem Druidentum anheim-
gefallene Land christianisierend durch-
zogen, wie die Namen der Heiligen ver-
muten lassen, denen die Kirchen geweiht
waren34. Eine steinerne, mit Inschrift ver-
sehene Mensa, die dem 8. und 9. Jahrhun-
dert zuzuweisen sein dürfte, wurde in
Camborne in Cornwallis gefunden35.
Eine ausdrückliche, allgemein bin-
dende Bestimmung über das Material
des Altares wurde im Mittelalter nie-
mals erlassen. Wohl erhielt der Kanon
des Epaonense Aufnahme in die mittel-
alterlichen Kanonessammlungen, wie
z. B. in die Panormia Ivos von Chartres38 und in das Dekret Gratians37, ohne
aber dadurch allgemein verbindlich zu werden. Immerhin hatte seine Ein-
fügung in die Kanonessammlungen, zumal aber in das Dekret Gratians, die
Wirkung, daß die Anschauung von der Notwendigkeit und strengen Ver-
pflichtung, den Altar aus Stein herzustellen, immer fester wurzelte. Daher
denn auch die Kanonisten und Liturgiker des 13., 14. und 15. Jahrhunderts
immer wieder entschieden betonen, derselbe müsse aus Stein gemacht sein,
und nur steinerne Altäre könnten konsekriert werden. Es war daher nur
die Krönung und der Abschluß der ganzen bisherigen Entwicklung, wenn
das römische Missale in c. 20 der Generalrubriken bestimmt: Altare, in quo
sacrosanctum missae sacrificium celebrandum est, debet esse lapideum. Da-
Altarmensa. Camborne, Cornwallis
(Nach Hübner)
•' Withley Stokes, The tripartite life of S.
Patrik (London 1887) II, 310. Tirechan schrieb
in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts. Von
einem anderen Steinalter ist die Rede 1. c. 313.
" Transactions of the Royal Irish Academy
XX, 422.
** Dunraven Lord, Notes on irish architec-
ture I (London 1875) 47 62 bei F. E. Warren,
The liturgy and ritual of the celtic church
(Oxford 1881) 91.
31 St. Pyran bei Truro wurde 1835 und St.
Gwithian bei St. Ives wurde 1846 unter dem
Meeressande wieder bloßgelegt, der die Ruinen
im Laufe der Zeit begraben hatte. Vgl. The
arch. Journal 1846 II, 228—240 mit Skizzen
und Cabrol, Dict. II, 1187 f.
35 Hübner, Inscr. Christ. Brit. n. 8.
»• L. 2, c. 32 (M. 161, 1089), hier als can. 6
Conc. Hippon. bezeichnet.
»' P. 3, d. 1, c. 31.