Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0688
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
670 Fünfter Abschnitt. Die Altarweihe

Altar in der christlichen Kirche und beim christlichen Gottesdienst einnahm, und
sein erhabener Charakter als Träger der heiligen Geheimnisse und als Stätte der un-
blutigen Erneuerung des Kreuzesopfers lassen daran nicht zweifeln. So unzertrenn-
lich gehört die Altarweihe zur Kirchweihe, daß im Westen wie im Osten mit der
Weihe der Kirche auch die ihres Altares zu allen Zeiten verbunden war und noch
heute verbunden werden muß, und daß dort wie hier der Ordo der Kirchweihe
in den liturgischen Büchern stets als nie fehlenden Bestandteil einen Ordo der
Altarweihe enthält.

Das früheste Zeugnis, aus dem bestimmt und unzweideutig erhellt, daß
man im Osten den Altar für seinen Zweck durch eine förmliche Weihe
heiligte, stammt aus dem Beginn der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Es
findet sich in einer der Hymnen, welche der hl. Ephräm der Syrer (f 373) auf
das heilige öl dichtete. Unter den erhabenen Wirkungen desselben hebt der
Heilige nämlich besonders auch hervor, daß es dem Altar seine Salbung ver-
leihe, damit er das Opfer der Versöhnung trage". Daß Ephräm selbst die
Salbung des Altares nicht eingeführt hat, braucht wohl kaum gesagt zu wer-
den. Sie war ersichtlich, das setzen seine Worte voraus, zu seiner Zeit ein
bereits bestehender und bekannter Brauch, dessen Entstehung also eine ge-
raume Weile weiter zurückreicht.

Aus dem letzten Viertel des 4. Jahrhunderts haben wir für die Altarweihe
einen wichtigen Zeugen in der Person des hl. Gregor von Nyssa. „Von Natur aus
Stein und nicht verschieden von den Steinen, mit denen wir die Mauern aufführen
oder den Fußboden beplatten," sagt dieser, „ist der Altar, nachdem er für den Dienst
Gottes (d. i. die Feier der Liturgie) geheiligt worden ist und die Segnung (evXoyia)
empfangen hat, heiliger Tisch, makelloser Altar, der nicht von allen mehr berührt
werden darf, sondern bloß von den Priestern und auch von diesen nur in Ehr-
furcht"." Als Parallelen zu der evXoyia, durch welche der Altar geweiht werde, führt
er aber an die evXoyia, durch welche das mystische Öl gesegnet werde und seine
Gnadenkraft empfange sowie die evXoyia oder den Xöyos, kraft deren der Priester seine
Würde erhalte, aus der Menge der Laien ausgeschieden und zum Verwalter der
heiligen Geheimnisse erhoben werde. Gregors Ausführungen sind so klar und be-
stimmt, daß sie jeden Zweifel ausschließen. Der Altar wird nach ihnen zum Ge-
brauch bei der Feier der Eucharistie durch eine Segnung hergerichtet, durch die er
dem gewöhnlichen Gebrauch entzogen, der Obsorge der Priester anvertraut und zum
heiligen makellosen Tisch gemacht wird. Worin die Segnung bestand, gibt der
Heilige nicht näher an, jedenfalls aber zum wenigsten in einem Xöyos, einem Weihe-
gebet".

15 Hymn. de oleo I, v. 3 Th. J. Lamy, Opp. [Mg. 59, 399]) die Heiligkeit des Altares darauf

S. Ephr. Syr. II (Mechlin. 1886) 787: Altaribus zurückführt, daß derselbe Christi Leib auf-

unetionem praebet et oblationem reconciliatio- nehme, so ist es unzulässig, aus des Heiligen

nis sustinent. Worten zu folgern, derselbe habe eine förrfl-

" In die lum. (Mg. 46, 581): Ejimoi) Se liehe Altarweihe noch nicht gekannt. Er sagt

xa&tegoi&r] xfj xov &eoö &eoaneiq xai xrjv ja nicht, der Altar verdanke seine Heiligkeit

evXoyiav e5e£axo, eoxi xgäjteCa äyia, frvoiaoxq- allein dem Umstand, daß er zur Feier der

qiov axQavxov, oixixi naoä jidnaiv ynjXaqxä- Liturgie gebraucht werde. Auch heute noen

ftevor, äXXä fiövov xöjy Ugeow xai xovxiov könnten wir genau so reden, wie Chrysostomus

tvXaßov/AEveov- Tfj xov deov üeQaneiq ist zu es in den beiden Homilien tut, obwohl gegen-

übersetzen „für den Dienst Gottes", d. i. für wärtig jeder Altar der Konsekration bedarf,

die Feier der Liturgie, nicht „durch den Der Heilige hatte aber auch bei dem Gegen-

Dienst Gottes". stand jener Predigten keine Veranlassung, von

" Wenn Johannes Chrysostomus in der einer durch einen Weiheakt erfolgenden Hei-

20. Homilie zum 2. Korintherbrief (n. 3 [Mg. 61, ligung des Altares zu sprechen. Für den Ge-

540]) und in der 73. Homilie zu Johannes (n. 3 genstand der beiden Homilien kam ledighch
 
Annotationen