Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 2) — Paris, 1826

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.681#0050
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i54

ENTSTEHUNG UND AUSBILDUNG DES DORISCHEN GIEBELS.

IV.

Die Entstehung und die Form des Giebels erklären sich auch, wie mehrere
Baukünstler erwiesen haben und Jedermann leicht einsieht, aus der Beschaf-
fenheit des ersten Materials, wenn eine schräge Eindachung, deren Notwen-
digkeit aus dem Klima der meisten griechischen Länder entstand, gewählt
wurde, also auch aus dem Holzbaue und dem natürlichen Verfahren der Zim-
merleute um die Balken und Latten zu einem mehr oder weniger schrägen,
das Regenwasser ableitenden Dache, dauerhaft zusammenzufügen.

Es begreift sich somit leicht, weswegen bei Völkern, welche holzreiche
Länder bewohnten, der Giebel ein Hauptmotiv in ihrer Baukunst, wenn sie
eine solche erfanden, abgeben musste; hingegen bei Völkern, welche (wie z. B. die
iEgyptier) in holzarmen Ländern, unter einem sehr trockenen Himmel wohnten,
und ursprünglich den Stein als vorzüglichstes Baumaterial hatten, der hoch
aufsteigende Giebel entweder niemals entstand, oder doch auf ihre einheimische
(nationale) Baukunst gar keinen Einfluss ausübte. An keinem einzigen der
uns noch übrigen segyptichen Tempel findet sich eine, mit schräg aufsteigendem
Giebel versehene Vorderseite.

Diesen erhabenen und, durch die Natur des ersten Materials (des Holzes)
als Dreieck geformten Giebell ihrer religiösen Gebäude nannten die Griechen
sehr früh den Adler, das Adlergebälk: äsxov, äiT<o|xa% eine Benennung, die sich,
in der Sprache eines sinnlich lebhaften Volks, welches das also genannte
Bauglied ursprünglich hatte, am natürlichsten aus der Ähnlichkeit eines mit
ausgebreiteten Flügeln schwebenden Adlers erklärt. Der von Einigen geäus-
serten Vermuthung, dass die Kugel mit dem Flügelpaar oder der lspa£ an ge-
weiheten Gebäuden der ^Egyptier, den griechischen Tempeladler (das Bauglied

1 Denn ich bin nicht der Meinung, dass eine,
dem Dreieck, bei gewissen Völkern, früh beige-
legte symbolische Bedeutung, auf die Form des
hellenischen Tempelgiebels irgend einen Einfluss
gehabt habe. Die Beschaffenheit des ersten Mate-
rials und das Klima bestimmten schon diese Form.

1 Pindar. Olymp. Od. XIII, 2 i, mit dem Scho-

liasten (p. 272, v. 29) und Boeckh's Explicatt.
pag. 213 - 215; Alistophan. Aves v. 1109-111 o
mit dem Scholiaslen; Anut. Foesü Oeconomia
Hippocratis, etc. (Genevae, i6Ö2,in-fol.) voc.äeTto-
[acc; Inscript. Attic. aed. Min. Poliad. jetzt im Corp.
Inscript. gracc. N° 160, pag. 284, § 11, lit. I.;
Suidas voc. iez<aii.0L7z, u. s. w.
 
Annotationen