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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 2) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.681#0089
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[92

ZWEITES BUCH.

DER PARTHENON.

METOPEN. VI.

Umsicht oder gelehrtem Bestreben über die Metopen und ihre Vorstellungen
Beigebrachtes zu erwähnen.

Diese Vernachlässigung der Metopen des Parthenons in der neueren Zeit,
ich möchte fast sagen diese Ungunst, die sie betroffen, rührt von mehreren
und (wie man zu sagen pflegt) ganz zufälligen Ursachen her, die hier erör-
tert werden müssen.

Die früheren Reisenden, de la Guilletiere, Cornelio Magni, Spon und Wheler,
hatten bei ihren flüchtigen Besuchen an dem, noch damals in seiner ganzen Aus-
dehnung erhaltenen Gebäude, ihre Aufmerksamkeit auf andere, durch Grösse
und bessere Erhaltung mehr auffallende, oder durch ihren Platz am Tempel leich-
ter zugängliche Sculpturcompositionen des Parthenons gewendet; von den Me-
topen aber nur, gleichsam im Vorbeigehn, bemerkt, dass sie Centaurenkämpfe
vorstellten. So kam die ganz irrige Vorstellung, dass die Metopen des Parthe-
nons nur Centaürenkämpfe darstellten, schon früh (gegen das Ende des sieb-
zehnten Jahrhunderts) in den Kreis der historischen Überlieferungen von die-
sem Gebäude hinein, und wurde, wie es oft in den menschlichen Dingen ge-
schieht, ohne weitere Prüfung angenommen. Die Explosion von 1687 hatte
eine bedeutende Anzahl der Metopen der beiden Längeseiten zerstört, da-
durch eine ganze Reihe materieller Zeugen gegen jenen Irrthum vernichtet,
und somit auch (was zu beachten ist) das Interesse und die Bedeutsamkeit der
Vorstellungen des äusseren Frieses im Ganzen geschwächt. Es traf sich später,
im achtzehnten Jahrhunderte, dass diejenigen Reisenden, die wohl im Stande
gewesen wären den Irrthum aufzudecken, und auch für die Metopen des herr-
lichen Gebäudes etwas Besseres zu leisten, gerade diesen Theil der Lehre vom
Parthenon sehr nachlässig behandelten; denn, Le Roy nicht zu erwähnen— der,
obschon mit Fähigkeiten begabt, über Athen und Griechenland überhaupt
wenig Gründliches geleistet hat — Stuart und Revett sprechen auch nur von
Centaurenkämpfen als Vorstellungen der Metopen. Sie gaben nicht nur bloss
solche als Proben der Metopenreliefs in ihrem wichtigen Werke, sondern
sie brachten sogar Centaurenkämpfe in einen bedeutenden Theil des äusse-
ren Frieses, nämlich in ihre Ergänzung der westlichen Facade1 hinein, wo

' Antiquities of Athens, etc., vol. the 2d, chap. 1, PI. III.
 
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