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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 2) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.681#0127
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17™ METOPE : ERICHTHONIOS UND PRIESTERINN.

227

IX.

Die sierzehnte Metope, auch im Jahre 1687 zerstört. Nach der vonCarrey
gemachten Skizze wurde der Umriss in Ant. d'A., Tom. iv, pl. xxxvi, n° 7, und
der unsrige, Bildtafel li , n° 17, copiert.

Eine grosse männliche, bloss mit einer leichten Chlamys an der linken
Schulter und am linken Arme versehene, sonst nackte Figur, scheint eine
weibliche, wie eine Priesterinn bekleidete Figur, die einen Korb (oder ein
rundes Gestell, etwa einen kleinen Altar oder das Fussgestell eines kleinen
Standbildes) mit beiden Händen vor sich trägt, und sich eben weg begiebt, an-
zureden. Die Köpfe beider Figuren, und so auch der rechte Arm und das
rechte Bein des Mannes, waren leider schon verloren, aber sonst war die Gruppe
noch im Jahre 1674, als Carrey sie zeichnete^ recht wohl erhalten.

Die starke Bekleidung des Weibes, ihr langes, bis zu den Füssen hinab rei-
chendes Kleid (jitw tcooMp^) mit einem grossen, faltenreichen, auf schöne
Weise herabhängenden Übergewande (iepa,T'.x.öv Tztpi$oka.w8), zeigt uns bestimmt

es das vorzüglichste Werk von Myron war. —-
Von der, nach völliger Ausgleichung des alten
Haders heider Gottheiten, mit dem Cultus Posei-
don's im Erechtheion verbundene Verehrung dieses
Heros (den die alten Athener selbst, sehr oft,
mit ihrem Urahn, dem Erichthonios verwechsel-
ten) siehe vorzüglich Pausan. 1.1, cap. 26, § 6.
Vergl. Meursius de Regib. Athen., lib. II, cap. xn,
und Cecropia, cap. xvm.

Ich glaube überhaupt nicht, dass der Name
Erichthonios dem Stammvater der Athener sehr
früh beigelegt worden sey. Er kömmt als solcher
weder in Homer noch in Hesiodos vor (11. u, 119
u. f. ist Erichthonios, der reiche Besitzer zahlrei-
cher Heerden von Stuten, der Sohn des Dardanos
und Vater des Tros); die orphe'ischen Hymnen-
dichter wissen nichts von ihm, Herodot auch
nicht; und ich zweifle sehr, dass die Stelle in
Harpokration voc. Aüto^Gove; so zu verstehen
sey, dass Pindar wirklich diesen Namen erwähnt
hatte; denn spätere Mythographen und Sammler

schrieben oft Erichthonios, wo bei den alten Dich-
tern vom Stammvater der Athener oder dem my-
thischen Sohne Hephaestos die Rede war. Ep«X"
9eu; und EpeyGet&ai sind die alterthümlichenNa-
men des Stammvaters der Athener und seines Vol-
kes (Hom. II. B., 546-55i ; Herodot. 1. VIII,
capp. 44 u- 55;P/ato«. Aleibiad. I, ed.Bipont.Vol.
V, p. 63. a., u. s. w.). Jener Name (Erichthonios),
der mit bekannten Ansprüchen auf Autochthonie
zusammenhängt, findet sich schwerlich früher als
bei den attischen Tragikern (z. B. Euripides Ion,
v. 21, 268, 999, 1429)1 und scheint mit der
doppelten Rücksicht entstanden, um den Urahn
der Athener, den Erechtheus ynyevT) (Herod.
1. c. VIII ,55) von Erechtheus dem Sohne Pan-
dion's zu unterscheiden, und zugleich an die gött-
liche Herkunft jenes Stammvaters zu erinnern.
Man vergleiche unsere Erklärung des Fragments
aus Athen, TafelXLTT.

8 Vielleicht dem, ewwpiU genannten Kleidungs-
stücke. Cf. Pollux Onom. 1. VII, c. xm, segm. 49.

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