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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 2) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.681#0176
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20, • CENTAUR u. FRAUENZIMMER. 3o, 3l u. 3a \ GRIECHEN u. CENTAUREN. 1j5

Die dreissigste Metope sieht in der Zusammenstellung gewissem!assen
n° 8 ähnlieh, jedoch mit freier und sinniger Wahl der Motive im Einzelnen :
ein Centaur drängt auf einen herunter geworfenen, jungen Griechen ein,
greift mit der linken Hand nach seinen Haaren, und will ihm, mit seiner aus-
gestreckten rechten Faust, einen Schlag versetzen; der Grieche benutzt aher
den Augenblick, da sein Feind den eigenen Leib bloss stellt, um ihm einen
Dolch oder ein kurzes Schwert in die linke Seite zu stossen, und fasst zugleich
mit seiner linken Hand einen Stein, der auf einer, unter beiden Figuren hin-
laufenden und den Boden bildenden Erhöhung liegt. Beide haben leichte Ge-
wänder : der Centaur die Haut eines Thiers, die ein Leopardenfell zu seyn
scheint und hinter seinem Rücken flattert, der Grieche eine chlamys, die von
seiner rechten Schulter hinten herunterfällt. Aus Carrey's Skizze sieht man,
dass der rechte Arm und das rechte Hinterhein des Centauren schon im Jahre
1674 verletzt waren, und dass somit diese Gruppe in den letzten 155 Jahren
sehr wenig gelitten hat. Es fällt übrigens in der Skizze auf, dass Carrey das,
allerdings sehr flach am Marmor gehaltene Thierfell hinter dem Centauren
gar nicht bemerkte; welches nicht hätte der Fall seyn können, wenn der Far-
benanstrich (wahrscheinlich gelblich oder fleckig), womit die Thierhaut ur-
sprünglich überzogen war, noch sichtbar gewesen wäre.

Ich bemerke nur noch, dass oben an diesem Marmor, so wie am n°8, einige
Spuren von seinem architektonischen, perlenformigen Randschmucke' übrig
sind. Es schloss sich diese perlenformige Verzierung allen Metopenplatten
oben an; sie wurde aber von den meisten derselben, bei ihrer Herabneh-
mung vom Tempel, abgestossen.

Die ein und dreissigste und die zwei und dreissigste : die zwei letzten
Metopen der südlichen Seite, sind zwar sehr richtig gezeichnete und mit Ge-
schicklichkeit ausgeführte, aber dennoch etwas frostige, und weniger gelun-
gene Variationen desselben Themas. Beide Compositionen sind einander nur
zu ähnlich, und scheinen auch, der Ausführung nach, von derselben Hand zu
seyn. Beiden ist, so wie der dreissigsten Metope, das seltne Glück zu Theil
geworden, seit Carrey's Zeit wenig gelitten zu haben. Nur der linke Arm des

7 Welchen man auf Cockerell's Zeichnung eines Stücks vom Gebälke, unserer Taf. XL, deutlich sieht.

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