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Brugsch, Heinrich [Hrsg.]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 3) — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.5552#0041

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die erstere in dem nördlichen, die letztere in dem südlichen Theile des saitischen Nomos
gelegen war (vergl. oben p. 15). Indem beide Annahmen wahrscheinlich sind, gehe ich in
der Legende No. 30, a weiter. MeKj m MeK „schöpfend (das Wasser) von der Stadt Meli
„her", fährt der Text darin fort. Die ganze Inschrift enthält drei Zeitwörter, die sämmtlich
von dem bekannten Zeichen des Wassers detexminirt sind. Dem ersten, meKj, entspricht
im Koptischen ^'c'-g,, MGg, kaurire, attingere aquam, daher immer mit HiWOT. "OOT
aqua verbunden. Das zweite, mit zweifelhafter Aussprache des ersten Zeichens, entwe-
der s-uK oder, wie durch Yarianten weit verbürgter ist, ä-uK lautend, hat in manchen
Texten ausser den Wasserlinien das Zeichen des bewaffneten Armes als Determinativ. Die
Bedeutung desselben muss nach dem Zusammenhange unseres Textes etwa ähnlich wie
umfliessen gewesen sein. Das dritte Zeitwort endlich, teckeb, techub, hat die ziemlich
gesicherte Bedeutung salben, einreiben, vom Wasser bespülen (man vergl. Pap. Ana-
stasi No. 4 p. 12 Tin. 4 und den medizinischen Papyrus in Berlin |jassw?i). Die ganze Le-
gende würde demnach folgenden Sinn im Allgemeinen darbieten: [das ist] „der Nil des
„Südlandes, oder: die Stadt des südlichen Niles, empfangend das Wasser von der Stadt
„MeK, welches umfliesst (??) die Inseln (aüv) im Gebiet des nunu.t (Bezeichnung des mer
„im 10. Nomos Unterägyptens oder des Athribites) und welches bespült das Gebiet des
„Ortes Mää (Bezeichnung des Pelm im 12. Nomos Unterägyptens) des Landes Tä-mera".
Es leuchtet ein, dass diese Inschrift für die altägyptische Nomen-Geographie nicht ohne
Wichtigkeit ist.

Ein Theil des südlichen Sa'ites lag nämlich zwischen den Nilarmen, welche den Na-
men des kanobischen und des sebennytischen führen und die hier, durch Kanäle mit ein-
ander in Verbindung gesetzt, mehrere Inseln bildeten, deren grösste bei den Alten den
Namen Prosopitis führt, bei den Kopten nOJ«5.T heisst. Diese Insel Prosopitis, welche
einen gleichnamigen Nomos bildete, der im Allgemeinen dem südlichen Sa'ites der hiero-
glyphischen Listen oder dem 4. Nomos entspricht, lag nun in der That neben dem 10. No-
mos derselben Listen oder dem Athribites. Ein bestimmter Bezirk desselben, welchen die
Denkmäler unter dem Namen Nunu.t aufführen, konnte auf „den Inseln" liegen, welche in
unserer Inschrift genannt werden. Bei der Mannigfaltigkeit möglicher Combinationen enthalte
ich mich des Versuches geographischer Untersuchungen über die Lage dieser Inseln. p]s
muss mir genügen, in der beregten Inschrift ein weiteres Material für die Kenntniss der
altägyptischen Geographie vorgelegt zu haben.

Die Inschrift No. 30, b bezieht sich auf die entsprechende Stadt im Norden, welche
zugleich als Hauptstadt des nördlichen Sa'ites in den Nomen- und Städtelisten auftritt, oder,

was wegen des folgenden ju m Tä ____ „kommend von der Stadt Tä — " (die zweite

Hälfte dieser Ortsbezeichnung ist leider zerstört) wahrscheinlicher ist, auf den Theil des
Flusses, welcher hier der „nördliche Nil" genannt ist. Es heisst dann in der Fortsetzung,
dass dieser Theil sei belli Nebj Am-p-kä(vier) Tä(mer) „anfüllend (oder speisend, nämlich
mit Wasser) die „Stadt Nebj des mer Amphä und des mer Tä". Leider lassen sich diese
genannten Ortschaften weder in den Städtelisten, noch sonst irgend wie nachweisen, soweit
mir nämlich die Kenntniss der Inschriften auf den Denkmälern bis jetzt zu Gebote steht,
mit Ausnahme des einzigen Nebj, von dem oben bereits gesprochen worden ist.

Zum Schlüsse nun wende ich die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Inschrift No. 31,
welche in der Ortsbezeichnimg, drei Käfer auf dem Gerüste, eine dem Stil jener Schrift-
epoche , aus welcher die hieroglyphische Legende herrührt, angemessene Variante des
Bd. I p. 201 altägyptischen Namens für Tentyra darbietet. Ich hatte da bewiesen, dass

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