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— IO —

Augenblicke, wo dieses Bildnis aus dem Theatrum honoris in die
zweite Ausgabe des Schilderbuches vom Jahre 1618 herübergenommen
wird. Doch ist dabei die Autorität van Manders ganz aus dem
Spiele zu lassen, denn die Porträts in dieser Ausgabe sind nichts als
„simples intercalations d'amateurs"*) in einigen wenigen Exemplaren
und die einzige illustrierte Ausgabe des Schilderbuchs ist die von
de Iongh vom Jahre 1764, in der sich die erwähnte Kopie von
Ladmiral befindet.

Das einzige Zeugnis für die Malerthätigkeit des Adriaen de Vries
von van Mander, ja das einzige ernst zu nehmende Zeugnis überhaupt
ist die eingangs erwähnte Stelle: Noch ein Adriaen de Vries, ein
ausgezeichneter Bildhauer aus dem Haag in Holland, welcher sich,
durch die Gefälligkeit des Pinsels verlockt, sodann auf die Malerei
verlegt hat.

Hier ist wirklich von einem Bildhauer, sicher auch von unserem
Bildhauer die Rede, und es wäre gewagt, dem Zeitgenossen des
Künstlers etwa mit Füsslis Worten entgegenzutreten: „Ob solches
nicht ein Irrtum sei? Als Maler wird er sonst nirgends genannt."

Die Nachricht van Manders lässt sich mit Thatsachen weder
beweisen, noch widerlegen.

Diese Zwangslage aber wird es entschuldigen, wenn ich im
folgenden nur dem Bildhauer Adriaen de Vries nachgehe.

II

Lehrzeit

Unter den Bildhauern, die zu der zahlreichen geistigen Nach-
kommenschaft Michelangelos gehören, hat einer besondere Bedeutung
erlangt, ein Niederländer, der wie fast alle ihm nachfolgenden Ge-
nossen in der Kunst der Bildnerei in Italien seine Heimat vergass,
Giovanni da Bologna aus Douay in Flandern.

Er rückte die übermenschlichen Leiber seines grossen Vorgängers
in den Verständniskreis derer, die leicht begreifen und angenehm be-

*) Hymans a. a. O. Introduction S. 12 und 20, Anm. 2.
 
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