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Ruskin
Muskelkraft zu berühren, aber entehrend und schreck-
lich in seiner Auflösung“ (Queen 67). Dann über
das Akanthus-Ornament der griechischen und roma-
nischen Kunst. „Die griechische Spirale wand sich
gleich einem Strudel oder Wirbelwind. Immer zeigt
sie eine Strömung, eine Höhlung, keinen lebenden
Zweig, wie die Spitze eines jungen Farnkrautes.
Wenigstens nicht mit eigenem, sondern mit fremdem
Leben belebt. Es beherrscht sie die Macht der
Königin der Luft, jener Macht, welche auch über das
Meer und über den Geist der Menschen waltet. Die
ersten Blätter, die ich jemals in San Marco ab-
zeichnete, waren die, welche jener Atem dorthin ver-
weht hat; die der oberen Ecken sind unendlich an-
mutig, bilden die letzte vollkommene Ausbildung der
Spirale und jener Gedanken aus dem Tempel der
Winde“ (St. M. 102).
Ueberraschend ist die Behauptung, dass Griechen
sehr wenig reisten (M. P. III 219). Er konstatiert
ihren mangelnden Farbensinn (Queen 127), sagt,
es gäbe kein schönes griechisches Gesicht (Queen
221), sagt, die Schönheit keiner Venus könne sich
mit der eines englischen jungen Mädchens messen, ...
„denn unsere besten heutigen Menschen sind besser
als damals die Besten und folglich auch schöner“
(Queen 222—23). „Ein Grad der persönlichen Schön-
heit ist im Mittelalter erreicht worden, dem die
klassischen Perioden auch nichts annähernd Voll-
endetes an die Seite stellen konnten; diese Schön-
heit hob eine Kleidung, von einer mit Anmut
gepaarten herrlichen Pracht, wie das menschliche
Geschlecht sie bisher noch niemals gezeitigt hat“
(M P. III 203).
„Die Griechen haben ihren Statuen in keinem
Ruskin
Muskelkraft zu berühren, aber entehrend und schreck-
lich in seiner Auflösung“ (Queen 67). Dann über
das Akanthus-Ornament der griechischen und roma-
nischen Kunst. „Die griechische Spirale wand sich
gleich einem Strudel oder Wirbelwind. Immer zeigt
sie eine Strömung, eine Höhlung, keinen lebenden
Zweig, wie die Spitze eines jungen Farnkrautes.
Wenigstens nicht mit eigenem, sondern mit fremdem
Leben belebt. Es beherrscht sie die Macht der
Königin der Luft, jener Macht, welche auch über das
Meer und über den Geist der Menschen waltet. Die
ersten Blätter, die ich jemals in San Marco ab-
zeichnete, waren die, welche jener Atem dorthin ver-
weht hat; die der oberen Ecken sind unendlich an-
mutig, bilden die letzte vollkommene Ausbildung der
Spirale und jener Gedanken aus dem Tempel der
Winde“ (St. M. 102).
Ueberraschend ist die Behauptung, dass Griechen
sehr wenig reisten (M. P. III 219). Er konstatiert
ihren mangelnden Farbensinn (Queen 127), sagt,
es gäbe kein schönes griechisches Gesicht (Queen
221), sagt, die Schönheit keiner Venus könne sich
mit der eines englischen jungen Mädchens messen, ...
„denn unsere besten heutigen Menschen sind besser
als damals die Besten und folglich auch schöner“
(Queen 222—23). „Ein Grad der persönlichen Schön-
heit ist im Mittelalter erreicht worden, dem die
klassischen Perioden auch nichts annähernd Voll-
endetes an die Seite stellen konnten; diese Schön-
heit hob eine Kleidung, von einer mit Anmut
gepaarten herrlichen Pracht, wie das menschliche
Geschlecht sie bisher noch niemals gezeitigt hat“
(M P. III 203).
„Die Griechen haben ihren Statuen in keinem