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Die Basilika.

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Fahnen der Soldaten bezeichnet das Kreuz, den Pnrpnr der Könige
und die edelsteinprangenden Diademe schmückt das Abbild des heil-
bringenden Galgens." Nicht das Christenthnm und nicht die Ger-
manen der Völkerwanderung haben die alten Tempel verwüstet, sie
erlagen der Zeit und den Römern selbst, die sie wie billige Stein-
brüche für Neubauten benutzten. Die ältesten Kirchen umkreisten
das Herz der Stadt, bis sie in dasselbe eindrangen, und manche
heidnische Tempel selbst in sie nmgestaltet wurden. Immer reicher
wurden sie nun mit Bildwerken ansgestattet; „so funkelt schön die
An von Lenzesblnmen" singt Prndentins. Als Rom den Gothen
erlag, schien einem Hieronymus der Glaube an die Dauer mensch-
licher Ordnung erschüttert und der Ruin der Welt hereinznbrechen;
Augustinus erkannte richtiger daß nur Babylon, die Burg des
Heidenthnms, gestürzt sei; von den westeuropäischen Ländern war
zugleich der Bann znsammenschnürender Herrschergewalt abge-
nommen, sodaß sie von da an sich in freier Wechselwirkung zu
neuem Leben entfalteten, während doch noch lange Zeit Rom ihr
geistiger Mittelpunkt blieb.
In der Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter von Gre-
gorovius lesen wir an verschiedenen Orten folgende treffliche Worte:
„Der Geschichte des Kaiserreichs war die der Kirche still und
sicher zur Seite gegangen, erst Geheimgeschichte eines mysteriösen
Brüderbundes der Liebe und der sittlichen Freiheit, dann der
heroischen Märtyrer, hierauf des erbitterten Kampfes gegen das
Heidenthum und des Triumphs über die Religion der Idole, so-
dann aber die der fortdauernden Bekämpfung ketzerischer Sekten
des Ostens und Südens. In den Zeiten der kaiserlichen Herr-
schaft Noms hatte die Kirche die höhern geistigen Elemente in sich
gesammelt und die Freiheit, das oberste Gut und Glück des Menschen-
geschlechts, in der Sphäre des sittlichen Lebens behauptet, nachdem
sie in der politischen Welt nntergegangen war. Ihre energische
Haltung gegenüber der Despotie Constantin's war heilsam und
ruhmvoll; aber dies Institut verweltlichte allzu schnell durch die
allem Menschlichen eingeborenen Triebe des Egoismus, der Hab-
sucht und der Herrschsucht. Der Einfluß des Bischofs war nicht
allein geistlicher und moralischer Natur, sondern bei den unzähligen
Beziehungen der Kirche ans das weltliche Leben auch materieller
Art. Die Entfernung des Kaisers von Rom erhöhte die Ehrfurcht
vor seiner durch den Glauben geheiligten Person, und die immer
größer werdende Bedrängniß und Armnth ließ ihn bald als Retter,
 
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