Dostojewski: Die Seele Rußlands
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verborgenen Sinn, und will durchaus zwischen den
Zeilen lesen — und der Effekt ist erreicht! O, noch
nie ist die Dummheit so glänzend belohnt worden,
wenn sie auch oft genug eine Belohnung verdient hat.
Denn die Dummheit hat, nebenbei bemerkt, in der
Geschichte der Menschheit ebenso nützliche Dienste
geleistet wie das größte Genie . .
„Abgestandene Witze aus den vierziger Jahren!“
ließ sich, übrigens ziemlich schüchtern, eine vereinzelte
Stimme vernehmen, doch sie genügte, um sogleich einen
allgemeinen Sturm zu entfesseln: alles lärmte und schrie
wild durcheinander.
„Hurra, meine Herrschaften, ich schlage vor, daß
wir die Dummheit hochleben lassen!“ schrie Stepan
Trofimowitsch, der in seiner Ekstase dem ganzen Saale
Trotz zu bieten suchte.
Ich lief zu ihm hin, unter dem Vorwande, ihm
Wasser einzugießen.
„Stepan Trofimowitsch, lassen Sie das doch,“ flüsterte
ich ihm zu, „Julia Michajlowna läßt Sie flehentlich
bitten . . .“
„Nein, lassen Sie mich, Sie unnützer junger Mensch!“
brüllte er so laut auf mich los, daß ich schleunigst da-
vonlief. „Messieurs,“ fuhr er fort, „warum diese Auf-
regung, diese Rufe der Entrüstung, die mir entgegen-
schallen? Ich kam mit dem Olivenzweige. Ich brachte
das letzte Wort, denn in dieser Sache habe ich das
letzte Wort, und wir werden uns vertragen.“
„Herunter mit ihm!“ schrien die einen.
„Still da, laßt ihn reden, mag er sich aussprechen!“
heulten die andern. Ganz besonders regte sich der
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verborgenen Sinn, und will durchaus zwischen den
Zeilen lesen — und der Effekt ist erreicht! O, noch
nie ist die Dummheit so glänzend belohnt worden,
wenn sie auch oft genug eine Belohnung verdient hat.
Denn die Dummheit hat, nebenbei bemerkt, in der
Geschichte der Menschheit ebenso nützliche Dienste
geleistet wie das größte Genie . .
„Abgestandene Witze aus den vierziger Jahren!“
ließ sich, übrigens ziemlich schüchtern, eine vereinzelte
Stimme vernehmen, doch sie genügte, um sogleich einen
allgemeinen Sturm zu entfesseln: alles lärmte und schrie
wild durcheinander.
„Hurra, meine Herrschaften, ich schlage vor, daß
wir die Dummheit hochleben lassen!“ schrie Stepan
Trofimowitsch, der in seiner Ekstase dem ganzen Saale
Trotz zu bieten suchte.
Ich lief zu ihm hin, unter dem Vorwande, ihm
Wasser einzugießen.
„Stepan Trofimowitsch, lassen Sie das doch,“ flüsterte
ich ihm zu, „Julia Michajlowna läßt Sie flehentlich
bitten . . .“
„Nein, lassen Sie mich, Sie unnützer junger Mensch!“
brüllte er so laut auf mich los, daß ich schleunigst da-
vonlief. „Messieurs,“ fuhr er fort, „warum diese Auf-
regung, diese Rufe der Entrüstung, die mir entgegen-
schallen? Ich kam mit dem Olivenzweige. Ich brachte
das letzte Wort, denn in dieser Sache habe ich das
letzte Wort, und wir werden uns vertragen.“
„Herunter mit ihm!“ schrien die einen.
„Still da, laßt ihn reden, mag er sich aussprechen!“
heulten die andern. Ganz besonders regte sich der