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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0016
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— 61 —

in welchem er eine große Anzahl ſchwäbiſcher Fließe der
Verborgenheit entzogen hat, die zur Hälfte aus Ulm ſtam-
men, wo ſie zum Theil in Privathäuſern ſich erhalten haben.
Die 55 verſchiedenen Muſter, welche Herr Haßler auf 21
Tafeln ſehr anſchaulich in Zeichnung und Farbe in verkleiner-
tem Maßſtabe, meiſt natürlicher Größe mittheilt, gehören
ſämmtlich genannten Gattungen an. Nach der Entſtehungszeit
vertheilen ſie ſich vom dreizehnten Jahrhundert, wo nicht vom
Ende des zwölften bis zum Anfange des ſiebenzehnten Jahr-
hunderts. Das jüngſte trägt die Jahrzahl 1007. Die Fund-
orte ſind Ulm (Münſter, Sammlungsſtift, Franziskanerkloſter,
Reichenauer Pfleghof und Privathäuſer), Bebenhauſen, Murr-
hardt, Alpirsbach, Beutelsbach, Wendlingen, Weingarten, Blau-
benren und das fränkiſche Kloſter Heilsbronn. Andere entdeck-
ten wir in Obergröningen, Boll, Hattenhofen, Hürbelsbach und
Donzdorf. Die Wiedereinführung der gebrannten Fließe zur
Flurbedeckung von Kirchen iſt ſehr zu wünſchen. Um aber die
Erfüllung dieſes Wunſches möglich zu machen, bleiben der Tech-
nik vorher noch einige wichtige Aufgaben, an deren Löſung bei
den wiſſenſchaftlichen und induſtriellen Fortſchritten nicht zu
verzweifeln iſt. Es ſollten die als Glaſur oder Firniß gebrauchte
Schmelzmaſſe gefunden werden, welche hart genug wäre, um
die Fließe gegen die Tauſende von Fußtritten ſowie gegen Näſſe
unempfindlich zu machen, und die Harzmaſſe, welche warm oder
im weichen Zuſtand in die vertieften Deſſins eingeſetzt, die
Härte des Steines annahm. Ehe die neugefertigten Fließe eine
genügende Probe ihrer Solidität abgelegt haben, dürfte es räth-
lich ſcheinen, ſie nur an ſolchen Orten zu verwenden, die we-
niger betreten ſind, z. B. in Chören, welche vom Schiffe ab-
getrennt und dem Publikum verſchloſſen ſind.

JJ. Correſpondenz.

beſonders in Frankreich und England, zu einem hohen Grade
der Vollendung gebracht. Jn neueſter Zeit haben dieſe Länder
wieder die Jnitiative ergriffen; die Anſtalten von Menton
in London und Didron in Paris bieten bereits eine überaus
reiche Auswahl von ,,Fließen'', meiſt nach alten Muſtern
dar. Obgleich das engliſche Material ſchwerlich in Deutſchland
zu gewinnen ſein wird, ſo ließe ſich doch wohl für das ge-
wöhnliche Bedürfniß Zureichendes herſtellen. Jm Mittelalter
pflegte man dieſe Fließen in folgender Art einfach herzuſtellen.
Man fertigte die Platten, meiſt 6 Zoll im Quadrat aus Thon
und drückte in ſchwachem Relief gehaltene Chablonen darauf;
die hiernach ſich ergebende eingetiefte Zeichnung ward mit ei-
nem bläulichten Thon gefüllt und die obere Fläche ſodann, zum
Zwecke der Milderung der rothen Grundfarbe, mit einem
gelblichen Firniß überzogen.
Wendet man Hauſteine zur Beplattung an, ſo werden
die Muſter: Zirkel, Sterne re. größer und einfacher zu halten
ſein; ein gewiſſes Formen- und Farbenſpiel läßt ſich unter
allen Umſtänden ohne beſondern Koſtenaufwand anbringen, falls
es nur an dem guten Willen und einigem Verſtändniß nicht
fehlt, und man nicht, wie es leider gewöhnlich geſchieht, den
Fußboden einer Kirche mit Hausfluren und Trottoirs auf eine
Linie ſtellt, ſo daß ein Schachbrett das Höchſte iſt, wozu man
ſich aufzuſchwingen vermag. Nachdem man bei uns in Freiburg
in den ebenſo eleganten als dauerhaften Moſaiktrottoiren ſchon
mancherlei hübſche Deſſins ausgeführt, dürfte Obiges für die
Fußböden in Kirchen um ſo mehr zu beachten ſein.
Wir verbinden mit Vorſtehendem die Anzeige eines vor
Kurzem in demſelben Betreff publicirten Werkes: Schwäbi-
ſche Fließe, beſchrieben von Prof. Dr. Haßler, Conſerva-
tor der Knnſt- und Alterthums-Denkmale Württembergs. Mit
21 Tafeln in Farbendruck. Ulm 1862.
Der Kirchenſchmuck von Laib und Schwarz H. 11 vom
Jahr 1862 hat darüber einen Bericht erſtattet, dem wir hier
Folgendes entnehmen. Die genannte Schrift bildet die 14te
Veröffentlichung des Vereins für Kunſt und Alterthum in Ulm
und Oberſchwaben, und ſteht mit der begonnenen Reproduci-
rung eines intereſſanten Kunſtzweiges in enger Verbindung.
Jm Jahr 1850 wurde einer der größten Säle des Muſeums
Clügny zu Paris mit figurirten Fließen, d. h. gebrannten
und glaſirten Thonplatten gepflaſtert. Dieſe neue Erſcheinung
lockte eine große Anzahl von Beſuchern herbei, durch deren Fuß-
tritte in kurzer Zeit die Glaſur oder der Firniß der Platten
vernichtet wurde. Hier haben wir einen lobenswerthen Verſuch,
eines der vortrefflichſten Decorationsmittel des Mittelalters wie-
er neu in Anwendung zu bringen; zugleich aber auch wieder eine
Lehre, daß unſer Jahrhundert trotz aller Fortſchritte der Wiſ-
ſenſchaft, Kunſt und Jnduſtrie noch manchen Schritt zu thun
hat, bis es alle die Kenntniſſe und Vortheile wieder erobert
haben wird, welche es den Alten vom zwölften bis ſechszehnten
Jahrhundert möglich gemacht haben, eine Unzahl von Kirchen
und Profangebäuden in der beſagten Weiſe dauerhaft und ge-
ſchmackvoll zu bepflaſtern.
Jetzt ſind von dieſen gemuſterten Steinen nur noch wenige
da und dort vorhanden, aber es ſind doch ihrer genug, um der
Technik ihrer Verfertigung auf die Spur zu kommen, und die ſchö-
nen Muſter zum Studium und zur Nachahmung auszubeuten.
Jn Frankreich hat der Architekt Emil Aimé den erſten
größern Verſuch dazu gemacht in ſeinem Prachtwerk: Les car-
rolages émaillés du moyen age et de la renaissance, pré-
cedés de lhistoire des anciens pavages: mosaique, labyrin-
thes, dalles incrustées. Paris A. Morel in 4.
Auch in Deutſchland ward in vereinzelten Verſuchen die
Aufmerkſamkeit auf den lange unbeachteten Gegenſtand gelenkt.
Ausführlich geſchah es durch das obige Werk von Haßler,

Seit der Ausgabe von Nro. 15 der chriſtlichen Kunſtblätter
ſind folgende weitere Beiträge für den chriſtlichen Kunſtverein
eingeſandt worden:
Von dem hochw. Decanate Breiſach für das Jahr 1862
—63 die Gabe von 50fl. 35kr., und zwar von Hrn. Stadt-
pfarrer Lender in Breiſach 2 fl. 30 kr.; von Hrn. Pfarrer
Mei er in Biengen 2 fl. 30 kr.; von Hrn. Pfr. Ulrich in
Bremgarten 2 fl. 15 kr.; von Hrn. Pfrv. Hausmann in
Bollſchweil 2 fl. 15 kr.; von Hrn. Pfr. Blank in Eſchbach
3 fl. 45kr.; von Hrn. Pfr. Gſchwander in Gottenheim 2 fl.
15 kr.; von Hrn. Pfr. Rimmelin in Hinterzarten 2 fl. 30 kr.;
von Hrn. Pfr. Kreuzer in Gündlingen 2fl. 30 kr.; von
Hrn. Pfr. Lumpp in Munzingen 2 fl. 30kr.; von Hrn. De-
finitor Walſer in Niederrimſingen 1 fl. 15 kr.; von Hrn.
Pfr. Wagner in Pfaffenweiler 2 fl. 30 kr.; von Hrn. Pfr.
Reichenbach in St. Märgen 2 fl. 15 kr.; von Hrn. Pfr.
Bauer in St. Trudpert 2 fl. 20 kr.; von Hrn. Stadtpfarrer
Ottmann in Staufen 2fl. 30 kr.; von Hrn. Pfr. Serrer
in Sölden 2 fl. 30 kr.; von Hrn. Decan Lederle in Thun-
ſel 2 fl. 30 kr.; von Hrn. Pfr. Wiſſert in Waltershofen
2 fl. 30 kr.; von Hrn. Pfar. Suſann in Waſenweiler 2fl.
15kr.; von Hrn. Pfr. Kunle in Umkirch 2fl. 15kr.; von Hrn.
Pfr. St ückler in Waldau 2fl. 30kr.; von Hrn. Pfr.Usländer
in Güntersthal 2 fl. 15 kr. Hr. Pfr. Volkwein in Benzingen 2 fl. 15kr.
Von Hrn. Pfr. Weyland in Zähringen 2 fl. 15 kr.;
von Hrn. Pfr. Stebel in Liel 1 fl. 15 kr.; von Hrn. Cap-
lan Moſer in Baden 1fl. 15kr.; von Hrn. Vicar Strütt in
Oberwolfach 1 fl. (Eintritt); von Hrn. Pfr. Caſimir Pfeffer
in Oberwinden 2 fl. 15 kr.; von Hrn. Bildhaner Marmon
in Sigmaringen 2 fl. 15 kr., zuſ. 10 fl. 15 kr.; was mit
den obigen 50 fl. 35 kr. die Summe von 63 fl. 5 kr. be-
trägt. Die 90 fl. in Nro. 15 eingerechnet ergibt die Geſamm-
ſumme von 153 fl. 5 kr. der Beiträge ſeit Januar 1863.

Verantwortliche Redaetion: Repetitor Stephan Braun. Verlag und Druck von J. Dilger in Freiburg.
 
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