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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0020
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68 —

finger an den Vorplätzen des erſten und zweiten Stockes mit
großer Befriedigung erfolgt ſei. Nachdem wir jene Platten ſo-
fort in Augenſchein genommen und uns von der Dauerhaftig-
keit und Schönheit überzeugt haben, beeilen wir uns aus dem Pro-
ſpectus der oben genannten Fabrik, dem 130 Muſter in Farben-
druck beigegeben ſind, unſern Leſern nachſtehendes mitzutheilen:
,, Unſere aus hart gebrannter Steinmaſſe angefertigten Plat-
ten geben, ſowohl durch die reiche Auswahl der darin ausge-
führten Zeichnungen, als durch die gefällige Zuſammenſtellung
ihrer Farben, die Mittel an die Hand, zugleich höchſt dauer-
hafte und zierliche, und in Betracht ihrer Eigenſchaften ver-
gleichungsweiſe billige Bodenbelege auszuführen. Sie entſprechen
dadurch einem bereits vielfach ausgeſprochenen Bedürfniß der Bau-
kunſt. Die Platten ſind härter wie Stahl, mit dem ſie Feuer
geben, ſo daß ſie der Abnutzung durch noch ſo häufige Berüh-
rung mit harten Körpern, wie Schuhnägeln, nicht unterworfen
ſind; nicht minder trotzen ſie jedem Einfluß der Witterung, ſo
daß ſie eben ſo gut im freien, als im bedeckten Raume ver-
wendbar ſind. Die Farben ſind der Maſſe der Platten ein-
verleibt und die Zeichnungen werden darauf hervorgebracht
durch Zuſammenſtellung verſchieden gefärbter Maſſetheilchen.
Daher ſind die Farben ſo dauerhaft wie die Maſſe ſelbſt.
Die mannigfaltigen bereits ausgeführten Zeichnungen gehö-
ren beſtimmten Bauſtylen an; auf Verlangen können jedoch
beliebige Zeichnungen ausgeführt werden, wofern ſolche ſich in
die feſtſtehende Form und Maſſe der Platten einfügen laſſen,
nämlich in Quadrate von 166 Milimeter Seite, d. i. 36 Stück
auf einem Quadratmeter oder auf circa 10 preußiſche Quadratfuß.
Seit einer Reihe von Jahren werden dieſe Moſaik-Plat-
ten in Privatbauten zu Bodenbelägen von Hausgängen, Vor-
plätzen, Treppen⸗Podeſten, Altanen, Speiſeſälen, Küchen, Bade-
und Waſchräumen, Gartenhäuſern ꝛe. gebraucht.
Desgleichen werden ſie in öffentlichen Gebäuden verwendet,
als in Kirchen, Capellen, Muſeen, Schulgebäuden, Stadt-
häuſern re. Zeugen hievon ſind die Kirche zu Kempen, die
Baſilika in Trier, der Gürzenich in Cöln, die Stationsgebäude
der Luxemburgiſchen Eiſenbahnen, Baderäume in Ems, Pri-
vatgebäude in Cöln, Mainz und Frankfurt a. M.
Ferner werden ſie benützt als innere und äußere Mauer-
bekleidung, zu Fenſterverzierungen, Wappenſchildern, Jn-
ſchriften, Straßennamen, Hausnummern rc. Wo es an dauer-
haften Steinen zu Treppentritten gebricht, beſonders da, wo
mit Backenſteinen gebaut wird, dienen dieſe Platten mit Erfolg
dazu, die rohen Tritte zu bekleiden, und bilden, in doppelter
Stärke angefertigt, zugleich den Vorſprung des Auftrittes.''
Es wird darauf eine detaillirte Anweiſung zum Legen die-
ſer Platten gegeben, aber ſchließlich auch geſagt: ,,die Fabrik
ſchicke auf Verlangen einen Arbeiter zum Legen des Mo-
ſaikbodens mit; derſelbe beziehe dafür, vorausgeſetzt, daß er die
Unterlage fertig vorfinde, außer ſeinen Reiſekoſten, pro Qua-
dratmeter 8 Sgr., wobei man ihm jedoch die nöthigen Hand-
langer ſtellen muß.
Den Preis anlangend wird der Quadratmeter
10,15 Quadratfuß in Mettlach je nachdem die Platten einfar-
big oder mit größeren und complicirtern Deſſins verziert ſind,
mit 2 Rthlr. 20 Sgr. bis zu 5 Rthlr. abgegeben. Für die
Emballage per Quadratmeter werden 8 Sgr. berechnet; bei
ganzen Waggon- oder Schiffsladungen kann dieſe Ausgabe
indeß erſpart werden. Das Gewicht des Ouadratmeters be-
trägt ein Zentner.

ſtätten. Freiburg, 30. Mai. Wie es Anfgabe der poli-
tiſchen Blätter iſt jeweils eine Rundſchau über die bedeutenden
Tagesereigniſſe zu halten, ſo legt es ſich auch den Kunſtblättern
nahe, von Zeit zu Zeit eine Revüe über die neuen kirchlichen
Kunſterzeugniſſe zu veranſtalten. Es gereicht uns zu großer
Freude bei unſerer heutigen Umſchau ſehr intereſſante Ergeb-
niſſe berichten zu können. Vor Allem müſſen wir hier der
prächtigen Stationsbilder gedenken, womit unſer kunſtſinniger
und opferwilliger Hofmaler Dürr die hieſige Convietskirche
geſchmückt hat. An dieſen herrlichen Bildern iſt kein Farben-
gepränge, kein Haſchen nach Effect, keine der tragiſchen Dar-
ſtellung unwürdige Sentimentalität wahrzunehmen; das ganze
Werk trägt das Gepräge heiligen Ernſtes, hiſtoriſcher Treue,
ergreifender Wahrheit. Erwägt man überdies die erſtaunlich
kurze Zeit, in welcher Herr Hofmaler Dürr dieſe via dolorosa
vollendete, und den opferwilligen Sinn des Meiſters in Anbe-
tracht der keineswegs beträchtlichen Remuneration, die ihm unter
obwaltenden Umſtänden für diefes Werk dargeboten werden
konnte; erwägt man ferner den Umſtand, daß die ſchmerzliche
Krankheit eines lieben Sohnes, der im blühendſten Alter in
die ewige Ruhe einging, das Vaterherz des Künſtlers während
der Ausarbeitung der Stationen mit herbem Leid erfüllte,
ſo iſt man unſchlüſſig, ob man mehr die chriſtliche Reſignation
des Künſtlers, oder mehr ſeinen hohen Kunſtſinn bewundern
ſoll. Der Jdee des Malers folgend hat Herr Kunſtbildhauer
Marmont in Sigmaringen zu den Stationsbildern eben ſo
geſchmackvolle als dauerhafte und billige Rahmen aus Eichen-
holz geliefert. Jn dem Atelier des Herrn Hofmaler Dürr
erblickt man ſoeben ein ſehr würdig aufgefaßtes Bild des hl.
Joſeph, das für die Kirche zu Glotterthal beſtimmt iſt, und
eine Darſtellung der Himmelfahrt Mariä, welche der
Kirche zu Gamshurſt zum Schmuck gereichen wird. Letztere
Kirche beſitzt bereits zwei andere Altarbilder von Hofmaler Dürr:
einen hl. Nicolaus und einen hl. Sebaſtian. Ein Beſuch
bei Herrn Bildſchnitzer Glänz verſchaffte uns einen weitern
Kunſtgenuß. Wir ſahen da drei wunderſchön gemalte Altar-
blätter von Maler Jttenbach in Düſſeldorf, die heilige
Familie, S. Jgnatius von Lohola, und die hl. Thereſia vor-
ſtellend. Dieſe prächtigen Bilder verdanken ihr Entſtehen dem
religiöſen Sinn und der Munificenz Jhrer Hoheit der Her-
zogin von Hamilton, welche damit den Altar Jhrer Haus-
capelle zu Baden-Baden auszuſchmücken beſchloſſen hat. Es
gereicht Hrn. Glänz zur Ehre, von der Frau Herzogin mit der
Anfertigung des Altaraufſatzes, der dieſe Kunſtperlen umſchließen
ſoll, betraut worden zu ſein. — Die ſchon früher in dieſen Blät-
tern ehrenvoll erwähnten beiden hieſigen Malerinnen, Frl.
Stadler und Frl. Jacquot, ſind auch ſeither mit Erfolg
beſtrebt geweſen, ihre Talente der religiöſen Kunſt zu weihen.
Nachdem Frl. Stadler für die neuerbaute Kirche in Kandern
ein großes Altarblatt, Chriſtus am Oelberg, geliefert und die
ganz verunſtalteten großen Wandbilder der hieſigen Lorettoca-
pelle trefflich reſtaurirt hat, arbeitet ſie gegenwärtig an einer
Darſtellung der Himmelfahrt Chriſti für eine Kirche des badiſchen
Unterlandes. Ebenſo hat ihre Nichte, Fräulein Jaequot, ihr
ſchätzenswerthes Kunſttalent durch mehrere weitere Proben,
darunter ein hl. Stephanus und eine heil. Cäcilia, aufs Neue
beſtätigt. Zugleich erwähnen wir hier das von derſelben Male-
rin ausgeführte lebensgroße und von einer ſinnreichen Gruppe
umgebene Bild des hl. Vincenz von Paul, das ſich ganz be-
ſonders für eine Wohlthätigkeitsanſtalt oder eine Spitalkirche
eignen würde und zu verhältnißmäßig billigem Preiſe anzukau-
fen wäre. (Schluß folgt.)

IIi. Kunſtnotiz.
() Eine Rundſchau in den hieſigen Kunſtwerk-

Verantwortliche Redaction: Repetitor Stephan Braun. Verlag und Druck von J. Dilger in Freiburg.
 
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