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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 2.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.6484#0024
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— 72—

den Anforderungen der kirchlichen Kunſt nach Kräften zu entſpre-
chen. Hr. Bildhauer Eckert hat ſoeben ein großes Crucifixbild
modellirt und arbeitet an einem gothiſchen Altar und an einer
im gleichen Styl projectirten Kanzel. Eine von den Herren
Wa lliſer und Andelfinger verfertigte Statue der heiligen
Agatha iſt im Ganzen recht wohl gelungen und wird der Kirche
zu Oberwinden zur Zierde gereichen. Hr. Goldarbeiter Kel-
ler arbeitet an einer gothiſchen Monſtranz für die Kirche im
Bühlerthale; auch hat derſelbe zu billigem Preis ein Oſtenſo-
rium in die katholiſche Kirche zu Müllheim geliefert. Es möge
für heute an dieſen kurzen Notizen genügen, um zu zeigen, daß
in den hieſigen Kunſtwerkſtätten ein ſehr reges Leben herrſcht.
Möge das lobenswerthe Streben der hieſigen Meiſter ſtets von
dem günſtigſten Erfolg begleitet ſein.

JJJ. Miscellen

Da ſich zu unſerer Freude auch hier in Freiburg ein Para-
mentenverein gebildet hat, ſo iſt es uns erwünſcht, demſelben in vor-
ſtehendem Werkchen eine werthvolle Arbeit empfehlen zu können,
welche das preiswürdige Streben des neuen Vereines bedeutend
fördern kann. Der Verfaſſer deſſelben hat die Blätter in ſei-
ner Stellung zu einem Kloſter, das ſich mit Anfertigung von
Paramenten beſchäftigt, entworfen, überarbeitet und in der
ſchließlichen Veröffentlichung die mehrjährigen ſorgfältigen Beob-
achtungen und Erfahrungen mitgetheilt. Darnach empfiehlt er
in der Einleitung: ,,die kirchlichen Gewandungen nach dem
Sthle und Geſchmacke des Mittelalters würdig und kunſtvoll
in mäßiger Weiſe mit Gold-, Seiden- und Leinenfäden zu zie-
ren — um ſo mehr, als die modernen Spitzen von Filetarbeit
wenig oder gar nicht den Anforderungen entſprechen, welche
der praktiſche Zweck und die künſtleriſche Anſchauung zu ſtellen
berechtigt ſind.' Die auf ſtarkem, dauerhaftem Papier ausge-
führten Tafeln bieten dann eine reiche Auswahl der ſchönſten
Muſter für Verzierung der Humeralien, Alben, Rochette, Cor-
poralien, Pallen, Kelchtücher, Altar- Lavabo- und Communion-
tücher wie für Bedeckung des Kredenztiſches. Dabei werden
noch die nöthigen Andeutungen über die Ausführung der Sticke-
reien gegeben, ſo daß die geehrten Damen ſofort muthig ans
Werk gehen können, um ſich an einer würdigen Beſchäftigung
zu erfreuen, und manche Kirchen mit den ſchönen Früchten ihres
frommen Sinnes und Fleißes zu ſchmücken.
Conſtanz, 5. Juni. Heute morgen 9. Uhr iſt die groß-
herzogliche Hofmalerin Fräulein Marie Ellenrieder nach
14tägiger Krankheit im 3ten Lebensjahre geſtorben. Bis in
die letzten Tage hat ſie ihr ſchönes Talent nur dem Dienſte
der Religion gewidmet, wie ſie auch jederzeit einen frommen,
edlen Sinn bekundete. Sie wollte nicht nur ſchöne Werke der
Kunſt ſchaffen, ſondern durch dieſelben auch die Herzen erfreuen.
Viele Kirchen in Baden, der Schweiz, Würtemberg und Bayern
beſitzen ſchätzenswerthe Bilder von ihr, welche den frommen, ge-
nialen Sinn der Künſtlerin und ihr lauteres Streben noch
lange verkünden werden. Die zahlreiche Betheiligung bei ihrem
Leichenbegängniſſe aus allen Ständen am 8. Juni war ein
ſprechender Beweis, was ſie insbeſondere den Bewohnern von
Conſtanz geweſen iſt, welche Stadt durch ihren Tod eine Zierde
und eine Wohlthäterin verloren hat. Seine Königliche Hoheit
der Großherzog hatte ſich durch den Oberamtmann in Uniform
vertreten laſſen, und auch mit Jhrer Königlichen Hoheit der
Frau Großherzogin am J. einen Kranz aus den ſchönſten le-
benden Blumen überſandt, welcher den Sarg der Verblichenen
ſchmückte. Gleichzeitig hatten Jhre Königl. Hoheiten noch ein
Beileidſchreiben an die Anverwandten überſandt, und ſo die
Werthſchätzung der edlen Verſtorbenen ebenſo herzlich als huld-
reichſt bekundet. Jhr Andenken bleibe geſegnet wie ihr edles
Wirken im Leben. R. J. P.

Rom. Se. Heiligkeit Papſt Pius JX. iſt in jeder Be-
ziehung ein väterlicher Wohlthäter der Hauptſtadt der Chriſten-
heit, welche durch ſeine Fürſorge Gaserleuchtung, eine Hänge-
brücke über den Tiber und außer der Reſtauration der öffent-
lichen Brunnen, 660 an der Zahl, manche neue Fontaine er-
hielt und ihre Hauptthorwege neu hergeſtellt ſah. Unter Vis-
conti's Leitung wurden die Nachgrabungen in Oſtia gemacht,
die ſo bedeutend in ihren Ergebniſſen; Cavina leitete die Aus-
grabungen der Via Appia, und es gibt kein Denkmal von Be-
deutung im Kirchenſtaate, welchem der h. Vater ſeine Fürſorge
nicht zuwandte. Seit 1854 wurde auf ſeine Veranlaſſung
das ,Chriſtliche Muſeum'' im Lateran eröffnet, welches
die merkwürdigſten Antiquitäten aus den Katakomben enthält,
die jetzt unter der Aufſicht des Comite's der heiligen Archäo-
logie ſtehen, das auch die in demſelben gemachten Unterſuchun-
gen leitet. Jeder hat jetzt freien Zutritt zu den Katakomben
auf Anfrage bei dem Secretariat des Cardinal-Vicars. Vieles
iſt für die Wiederherſtellung der Kirchen Roms geſchehen, und
die Baſilika von St. Paul beinahe vollendet, zu welcher vom
Jahre 1825—1837 im Ganzen 720,000 Scudi verausgabt
wurden, hauptſächlich aus dem päpſtlichen Schatze, 50,000
Scudi jährlich, während aus einzelnen Theilen Europa's
1,600000 zum Baue geſteuert wurden. Das neue Campanile,
jetzt an der Oſtſeite aufgeführt, früher ſtand daſſelbe an der
Weſtſeite, hat allein 120,000 Seudi gekoſtet. Pius X. be-
ſtimmte aus ſeinem Privatvermögen 30000 Scudi für die
große Moſaik, die nach Agricola's Zeichnungen eine der Haupt-
façaden ſchmücken ſoll. Der ganze Bau, nach den Planen von Belli
und Poletti ausgeführt, wird von Kennern hart getadelt, da die Ar-
chitekten von der Jdee Leos XJJ., in der Kirche eine trene Nach-
bildung der urſprünglichen Baſilika zu geben, namentlich im
Jnnern ſehr abgewichen ſind. Die von römiſchen Malern an
den Wänden des Hauptſchiffes ausgeführten Fresken aus dem
Leben der hl. Apoſtel können mit ähnlichen Werken deutſcher
Meiſter nicht verglichen werden. Die Baſilika St. Agneſe
iſt ebenfalls unter der Regierung Sr. Heiligkeit Pius' X.
prachtvoll reſtaurirt worden, der, während er den hl. Stuhl
einnimmt, aus ſeiner Privat-Schatulle für an Künſtler beſtellte
Gemälde, Sculpturwerke, Bronzen, Moſaiken, 60,000 Seudi
verausgabte, und außerdem noch 50,000 Scudi für Kirchen-
Gefäße und Kirchenſchmuck. Heißt das nicht ein fürſtlicher
Beſchützer der ſchönen Künſte ſein?
Die kirchliche Leinwandſtickerei. Zwanzig Muſter-
blätter im gothiſchen Style mit erläuterndem Texte. gr. 4.
20 S. und 20 Bl. Köln und Neuß bei Schwann 1863. Jn
Umſchlag 1 fl. 45 kr.

JV. Correſpondenz
Für den chriſtlichen Kunſtverein ſind folgende weitere Bei-
träge eingeſandt worden: Von Hrn. Decan Nadler in Neu-
dorf 2 fl. 15 kr. Eintritt- und Jahresbeitrag; von Hrn. Pfv.
Zeitvogel in Kappel-Windeck 2 fl. 15 kr. Eintritt- und
Jahresbeitrag; von Hrn. Bildhauer Walliſer und Andel-
finger 4 fl. 30 kr. Eintritt- und Jahresbeitrag; von Hrn.
Pfr. Knieriem in Glotterthal 1 fl. 15 kr. Jahresbeitrag;
von Hrn. Pfr. Wetterer in Wittichen 2 fl. Jahresbeitrag
— zuſammen 12 fl. 15 kr. Mit den in Nro. 16 angezeigten
153 fl. 5 kr. ergibt die Geſammtſumme 165 fl. 20 kr. der
Beiträge ſeit Januar 1863.

Verantwortliche Redaction: Repetitor Stephan Braun. Verlag und Druck von J. Dilger in Freiburg
 
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