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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 5.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.7151#0003
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 49.

Domine diloxi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Januar 1866.

J. Aeber kirchliche Kunſtausſtellungen.

empfehlen mit den Eiſenbahn⸗Direktionen ſich ins Einvernehmen
zu ſetzen, um ermäßigte Transportpreiſe der auszuſtellenden
Gegenſtände zu erlangen, und wir glauben ſicher, daß man bei
einer ſolchen Gelegenheit dieſelbe Liberalität finden wird, welcht
ſich wiederholt bewährt hat, wenn es ſich um Hebung und
Förderung vaterländiſcher Jnduſtrie handelte. Und wenn man
fragt, wer dieſe Angelegenheiten einzuleiten, zu fördern und zu
vertreten hätte, ſo glauben wir, daß die Kunſtvereine die geeig-
netſten Organe wären. Das ſcheint überhaupt dem ganzen
Weſen der Sache angemeſſen, daß die Kunſtvereine mehr die
Angelegenheiten der Kunſt nach außen in geſchäftlicher Beziehung
zu vertreten haben. Dadurch würde das Jntereſſe der Künſt-
ler, Meiſter und Fabrikanten in eben ſo fühlbarer, als inniger
Weiſe mit den Vereinen verbunden und die Beſchickung der
Ausſtellung eine allgemeinere werden. Das Beiſpiel unſerer
modernen Jnduſtrie dürfte darin ſehr lehrreich ſein. Bei Be-
ſchickungen der Londoner, Münchener, Dubliner und Pariſer
Ausſtellungen nahmen die verſchiedenen Local-Gewerbsvereine
die Anmeldungen der Jnduſtriellen entgegen und erleichterten
dem Einzelnen in jeder möglichen Weiſe die Beſchickung der
Ausſtellung. Jn ganz ähnlicher Weiſe könnten auch die Kunſt-
vereine thätig ſein und die Vermittelung zwiſchen dem Ausſtel-
ler und der Ausſtellung ſelbſt übernehmen. Zugleich läge hierin
eine gewiſſe Garantie dafür, daß die auszuſtellenden Gegenſtände
auch möglichſt dem Programme entſprechen, ſo daß hiedurch
ganz ungeeignete Gegenſtände von vornherein von der Ausſtel-
lung fern gehalten bleiben — eine Aufgabe, die eben ſo wich-
tig als ſchwierig iſt, aber in demſelben Maße erſchwert wird,
je ſpäter die Einwendungen gemacht werden.
Sodann glauben wir, daß die Vertheilung von Preiſen oder
doch öffentlichen Anerkennungen, welcher Art ſie auch ſein mögen,
von großer Wichtigkeit, ja geradezu unumgänglich ſind. Un-
ſeres Wiſſens geſchah dies bis jetzt auf keiner der deutſchen
Ausſtellungen; dagegen hatten die Belgier 1864 dieſen Brauch
adoptirt. Nur auf dieſe Art wird dem wirklichen Verdienſte
von competenter Seite und mit der gebührenden Oeffentlichkeit
die Anerkennung, welche oft ſelbſt den beſten Leiſtungen von der
Mehrzahl der Beſucher verſagt wird, weil es dem ungeübten
Auge unendlich ſchwer iſt, aus der Menge der verſchiedenſten
Dinge das wirklich Ausgezeichnete mit Sicherheit herauszufin-

Jn dem 18. Bande des rühmlichſt bekannten ,, Kirche n—
ſchmuckes'' finden ſich bei Beſprechung der letzten Kunſtaus-
ſtellung zu Trier folgende Winke, welche wegen ihrer praktiſchen
Wichtigkeit auch in weiteren Kreiſen des katholiſchen Deutſch-
lands bekannt zu werden verdienen. Es wäre namentlich zu
wünſchen, daß das Comité des Vorortes bei der Wahl des
Ortes für die diesjährige General-Verſammlung auch die
Frage wegen Abhaltung einer Ausſtellung frühzeitig in Anregung
bringen und die geeigneten Einleitungen treffen möge. Jn dem
erwähnten Artikel iſt Eingangs angedeutet, welches die Reſul-
tate der Berathungen über Kunſtangelegenheiten aus den letzten
Jahren ſind. Wenn daraus hervorgeht, daß durch Reden der
Sache wenig genützt worden, ſo iſt andererſeits billig anzuer-
kennen, daß die Ausſtellungen bei Gelegenheit der General-
Verſammlungen ein außerordentlich wichtiges Moment zur prak-
tiſchen Löſung der Aufgabe in ſich tragen. Jn Wien, Mün-
chen, Köln und Aachen waren bereits ſolche Ausſtellungen mit
den Verſammlungen verbunden, und dieſes Beiſpiel zog die zu
Speyer bei der Dombaufeier 1861 und zu Gmünd 1862, ſo
wie die des internationalen Congreſſes zu Mecheln 1864 nach
ſich. Alle die geannten Ausſtellungen erfreuten ſich einer gro-
ßen Theilnahme und brachten die erſprießlichen Früchte.
Sollte ſich darum nicht der Gedanke empfehlen, mit der
jeweiligen Wiederkehr der General-Verſammlung auch ſtets eine
Kunſtausſtellung zu veranlaſſen? Jn der Regel werden nur
größere Städte für die Verſammlungen gewählt, ſo daß es wohl
nie an einer Anzahl geeigneter Männer fehlen wird, welche ſich
mit den Vorarbeiten zu befaſſen haben; ferner wechſelt der Ort
der Verſammlung in jedem Jahre, ſo daß die Thätigkeit des
Comité's ſich nur auf Eine Ausſtellung zu beziehen hat. Dann
liegt aber gerade in dieſem Wechſel eine Garantie für die ge-
deihliche Entwickelung des Planes, da in jedem Jahre neue
Kräfte in Anſpruch genommen und neue Kreiſe in ſpecielles
Jntereſſe gezogen werden. Endlich dürften Koſten nicht zu fürch-
ten ſein, da der Eintrittspreis in allen Fällen zur Deckung
weitaus hinreichte, ja, in München, wenn wir nicht irren,
einen bedeutenden Reinertrag einbrachte.
Zur zahlreichen Beſchickung der Ausſtellung möchte es ſich
 
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