Ch riſtliche
Kunſtblätter
Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)
Nro. 58.
Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.
Oktober 1866.
J. Aeber kirchliche Wand- und Gewölbe - Malerei.
(Fortſetzung )
zogen. Die Decke der Kirche (laquearia) ſchmückte Geb-
hard in Zwiſchenräumen mit goldenen Ornamenten, über dem
Chor aber ließ er auf einer beſondern Tafel das Bild der hl.
Gottesgebärerin Maria mit den ſchönſten Farben malen, und
rings um dasſelbe in Form eines Kreuzes die Bilder der 12
Apoſtel. Dieſes Alles iſt aber jetzt durch das Alter zerſtört.''
So der Chroniſt. Fiorillo (Geſchichte der zeichnenden Künſte
in Deutſchland JS. 178) theilt eine vor dem zwölften Jahr-
hundert verfaßte Beſchreibung der Kloſterkirche Benedikt-
beuren mit, welche alſo jedenfalls ſchon im 11. Jahrhundert ganz
ausgemalt war. Jn der Abſis befand ſich die Himmelfahrt
Chriſti, in der Wölbung desſelben der thronende Gottmenſch.
An den Chorwänden ſtanden zu beiden Seiten oberhalb die
Apoſtel und unten zwölf Heilige. Jene ſind durch zwei Engel
in Verbindung gebracht, welche zwiſchen Ehriſtus und den
Apoſteln ſtehen und dieſe anreden. Jm Schiffe befanden ſich
zehn Darſtellungen aus der hl. Geſchichte von der Verkün-
digung an bis zur Auffindung Jeſu im Tempel. Verblichene
Gemaldereſte, zum Theil in coloſſaler Dimenſion beweiſen
noch, daß auch der Dom zu Worms (Ende des 12. Jahrh.)
ausgemalt war. Mindeſtens ebenſo oder vielleicht noch älter
dürften die Gemälde in der Krypta zu Lad enburg und
die im Dome zu Baſel ſein. Auch die gleichzeitige Lieb-
frauenkirche zu Halberſtadt war bemalt, ferner die Krypta der
Stiftskirche in Quedlinburg, der Peterschor im Bamberger
Dom, die St. Burkhardskirche in Würzburg, St. Georg in
Cöln, die Krypta in Maria im Kapitol, die Taufkapelle in St.
Gerſon, St. Caſtor zu Coblenz, ja ſelbſt Dorfkirchen, wie die
Pankratius-Kapelle bei Sindling in Oeſterreich und die Pfarr-
kirche von Feldmoching bei München. Aus dem 12. Jahrh.
können aufgezählt werden: die Schottenkirche in Würzburg, die
runde Kapelle zu Medling (Oeſterreich), die Kirche zu Schwarz-
rheindorf; die Deckengemälde zu Rammersdorf, der Chor der
Patrokli-Kirche in Soeſt; eine bemalte Holzdecke in der Mi-
chaelskirche zu Hildesheim, der Domchor in Braunſchweig, die
Apſis der Kloſterkirche in Goslar, die Kapelle zu Grünsfeld-
hauſen bei Würzburg. Aus dem 13. Jahrhundert: die Klo-
ſterkirche in Memleben an der Unſtrut; die Reſte der Wand-
malereien in St. Urſula in Cöln an der weſtlichen Wand der
Wie aus dem vorhergehenden Artikel erſichtlich, läßt ſich
die Gewohnheit der Wand- und Gewölbemalerei nachweiſen
bis gegen den Urſprung des Chriſtenthums. Gehen wir nun
über zur Periode des romaniſchen Bauſtils. Der Geiſt Karls
des Großen vererbte ſich uicht auf ſeine Söhne, um deſto kräf-
tiger ſproßte die Pflege der chriſtlichen Kunſt und beſonders
auch der Kirchenmalerei in den Klöſtern auf. Um in unſerer
Nähe zu bleiben, ſo that ſich gegen Ende des vorigen Jahr-
hunderts beſonders das Kloſter St. Gallen in allen Kunſt-
zweigen hervor. Die Klöſter unterhielten förmliche Kunſtſchulen
und wo ein berühmter Mann wirkte, dahin zogen Schüler aus
allen Ländern. Der St. Galler Mönch Johannes, in Jta-
lien geboren, in St. Gallen als Maler ausgebildet, wird von
Kaiſer Otto JJ. nach Aachen berufen, um das Münſter zu
reſtauriren. Der Mönch Theophilus, von dem Niemand
weiß, wo er geboren, der aber wahrſcheinlich um dieſe Zeit
gelebt hat, repräſentirt alles künſtleriſch-techniſche Wiſſen ſeiner
Zeit, und ſein Buch ,,Diversarum artium schedula'' iſt die
niverſelle Fundgrube der Kunſtregel. Obwohl aus dem erſten
Jahrtauſend nicht viele Kirchenbauten mehr erhalten ſind, ſo
fehlt es uns doch nicht an Notizen, welche das Vorhandenſein
von Gewölbe- und Wandmalereien auch in damaliger Zeit
conſtatiren. So berichtet uns z. B. die Chronik von dem
Kloſter Petershauſen bei Conſtanz, deren Abfaſſungszeit zwi-
ſchen 1100 und 1159 fällt, Folgendes: ,,Jm Jahre der
Menſchwerdung 953 legte der hl. Gebhard Biſchof von Con-
ſtanz die Fundamente der Baſilika. Die Mauern derſelben
waren von allen Seiten auf das Herrlichſte bemalt; auf der
linken Seite befanden ſich die Darſtellungen aus dem alten
Teſtamente, auf der rechten diejenigen aus dem neuen Teſta-
mente, und wo immer das Bildniß des Herrn erſchien, da
war es mit einem goldenen Nimbus um das Haupt geſchmückt.
Der Biſchof der Veneter hatte ihm aus Liebe ohne alles Entgeld
einen vollen Modius von der Graijſchen (Griechiſchen) Farbe,
welche Lazur genannt wird,geſchenkt. Mit dieſer herrlichen Farbe
waren, wie wir ſelbſt geſehen haben, die Mauern überall über-
Kunſtblätter
Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)
Nro. 58.
Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.
Oktober 1866.
J. Aeber kirchliche Wand- und Gewölbe - Malerei.
(Fortſetzung )
zogen. Die Decke der Kirche (laquearia) ſchmückte Geb-
hard in Zwiſchenräumen mit goldenen Ornamenten, über dem
Chor aber ließ er auf einer beſondern Tafel das Bild der hl.
Gottesgebärerin Maria mit den ſchönſten Farben malen, und
rings um dasſelbe in Form eines Kreuzes die Bilder der 12
Apoſtel. Dieſes Alles iſt aber jetzt durch das Alter zerſtört.''
So der Chroniſt. Fiorillo (Geſchichte der zeichnenden Künſte
in Deutſchland JS. 178) theilt eine vor dem zwölften Jahr-
hundert verfaßte Beſchreibung der Kloſterkirche Benedikt-
beuren mit, welche alſo jedenfalls ſchon im 11. Jahrhundert ganz
ausgemalt war. Jn der Abſis befand ſich die Himmelfahrt
Chriſti, in der Wölbung desſelben der thronende Gottmenſch.
An den Chorwänden ſtanden zu beiden Seiten oberhalb die
Apoſtel und unten zwölf Heilige. Jene ſind durch zwei Engel
in Verbindung gebracht, welche zwiſchen Ehriſtus und den
Apoſteln ſtehen und dieſe anreden. Jm Schiffe befanden ſich
zehn Darſtellungen aus der hl. Geſchichte von der Verkün-
digung an bis zur Auffindung Jeſu im Tempel. Verblichene
Gemaldereſte, zum Theil in coloſſaler Dimenſion beweiſen
noch, daß auch der Dom zu Worms (Ende des 12. Jahrh.)
ausgemalt war. Mindeſtens ebenſo oder vielleicht noch älter
dürften die Gemälde in der Krypta zu Lad enburg und
die im Dome zu Baſel ſein. Auch die gleichzeitige Lieb-
frauenkirche zu Halberſtadt war bemalt, ferner die Krypta der
Stiftskirche in Quedlinburg, der Peterschor im Bamberger
Dom, die St. Burkhardskirche in Würzburg, St. Georg in
Cöln, die Krypta in Maria im Kapitol, die Taufkapelle in St.
Gerſon, St. Caſtor zu Coblenz, ja ſelbſt Dorfkirchen, wie die
Pankratius-Kapelle bei Sindling in Oeſterreich und die Pfarr-
kirche von Feldmoching bei München. Aus dem 12. Jahrh.
können aufgezählt werden: die Schottenkirche in Würzburg, die
runde Kapelle zu Medling (Oeſterreich), die Kirche zu Schwarz-
rheindorf; die Deckengemälde zu Rammersdorf, der Chor der
Patrokli-Kirche in Soeſt; eine bemalte Holzdecke in der Mi-
chaelskirche zu Hildesheim, der Domchor in Braunſchweig, die
Apſis der Kloſterkirche in Goslar, die Kapelle zu Grünsfeld-
hauſen bei Würzburg. Aus dem 13. Jahrhundert: die Klo-
ſterkirche in Memleben an der Unſtrut; die Reſte der Wand-
malereien in St. Urſula in Cöln an der weſtlichen Wand der
Wie aus dem vorhergehenden Artikel erſichtlich, läßt ſich
die Gewohnheit der Wand- und Gewölbemalerei nachweiſen
bis gegen den Urſprung des Chriſtenthums. Gehen wir nun
über zur Periode des romaniſchen Bauſtils. Der Geiſt Karls
des Großen vererbte ſich uicht auf ſeine Söhne, um deſto kräf-
tiger ſproßte die Pflege der chriſtlichen Kunſt und beſonders
auch der Kirchenmalerei in den Klöſtern auf. Um in unſerer
Nähe zu bleiben, ſo that ſich gegen Ende des vorigen Jahr-
hunderts beſonders das Kloſter St. Gallen in allen Kunſt-
zweigen hervor. Die Klöſter unterhielten förmliche Kunſtſchulen
und wo ein berühmter Mann wirkte, dahin zogen Schüler aus
allen Ländern. Der St. Galler Mönch Johannes, in Jta-
lien geboren, in St. Gallen als Maler ausgebildet, wird von
Kaiſer Otto JJ. nach Aachen berufen, um das Münſter zu
reſtauriren. Der Mönch Theophilus, von dem Niemand
weiß, wo er geboren, der aber wahrſcheinlich um dieſe Zeit
gelebt hat, repräſentirt alles künſtleriſch-techniſche Wiſſen ſeiner
Zeit, und ſein Buch ,,Diversarum artium schedula'' iſt die
niverſelle Fundgrube der Kunſtregel. Obwohl aus dem erſten
Jahrtauſend nicht viele Kirchenbauten mehr erhalten ſind, ſo
fehlt es uns doch nicht an Notizen, welche das Vorhandenſein
von Gewölbe- und Wandmalereien auch in damaliger Zeit
conſtatiren. So berichtet uns z. B. die Chronik von dem
Kloſter Petershauſen bei Conſtanz, deren Abfaſſungszeit zwi-
ſchen 1100 und 1159 fällt, Folgendes: ,,Jm Jahre der
Menſchwerdung 953 legte der hl. Gebhard Biſchof von Con-
ſtanz die Fundamente der Baſilika. Die Mauern derſelben
waren von allen Seiten auf das Herrlichſte bemalt; auf der
linken Seite befanden ſich die Darſtellungen aus dem alten
Teſtamente, auf der rechten diejenigen aus dem neuen Teſta-
mente, und wo immer das Bildniß des Herrn erſchien, da
war es mit einem goldenen Nimbus um das Haupt geſchmückt.
Der Biſchof der Veneter hatte ihm aus Liebe ohne alles Entgeld
einen vollen Modius von der Graijſchen (Griechiſchen) Farbe,
welche Lazur genannt wird,geſchenkt. Mit dieſer herrlichen Farbe
waren, wie wir ſelbſt geſehen haben, die Mauern überall über-