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Der ſchlichte Künſtler von Badenweiler hat ſich in löblich-
ſter Weiſe Mühe gegeben, ſeine drei Könige nicht über einen
Leiſten zu ſchlagen, ſondern nach beſcheidenen Kräften zu indi-
vidualiſiren. Die zweite Figur zeigt demnach ein ernſteres Ge-
ſicht, einen edlen Kopf von männlichem Ausdruck, mit gebogener
Naſe, Vollbart und lockigem Haar. Während er die Rechte mit
dem bekannten Geſtus, der ſo tauſendmal auf alten Bildern das
geſprochene Wort begleiten und illuſtriren ſoll, offen ausſtreckt,
hält er mit der Linken ſeinen Falken an der Leine feſt, der auf-
zuſteigen ſucht, obwohl er noch mit der Haube verſehen iſt.
Jm Uebrigen ſchreitet ſein Träger ſtill vor ſich hinblickend ein-
her, und von ſeinem Spruchband liest man nur die Worte:
,Für ein herschaft gewalt oder guotes. . .,'' offenbar
Bruchſtücke einer negativen Betheuerung. Der letzte in der
Reihe endlich iſt ein noch bartloſer Jüngling, und blonde Locken
umwallen ſein zartes Antlitz. Er iſt wohl noch dünner und
ſchlanker als ſeine Vorgänger, hat einen ſchwärzlichen engen Rock,
und ſchreitet in einem blaugrünen und einem gelblichen Bein-
ling einher. Auch bei dem mittlern zeigt ſich dieſe Farbenthei-
lung, da zu einem blaugrünen Gewand ein röthliches und ein
ſchwärzlichbraunes Bein ſich geſellen. Von der Juſchrift des
letzten Königs liest man nur: ((Ach got wa)s ()igent ir
wor nach se... ns.' Die eingeklammerten Worte ,, Ach
got was'' fand ich zu meiner Ueberraſchung unter der Tünche
von einem frühern aufmerkſamen Beobachter in Rothſtifte ge-
treulich beigeſchrieben. Alſo haben damals ſchon die jetzt ganz
verblaßten Buchſtaben ein baldiges Verſchwinden gedroht und
einen ſorgſamen Beſchützer gefunden. Das übrige von mir in
Klammern Gegebene betrifft gänzlich zerſtörte oder, erloſchene
Stellen, die ich durch Vermuthungen indeß mit ziemlicher Si-
cherheit ergänzen konnte.
Die Geſammterſcheinung des Bildes iſt ſchlicht, anſpruchs-
los; die Farben, ohnehin ſtark verblichen, boten von Anbeginn
kein lebhafteres koloriſtiſches Spiel, keine beſonders reiche Wir-
kung. Ein Blaugrün oder grünliches Blau bildet mit dem
Braun, dem Gelb und dem Schwarz eine Skala einfacher Con-
traſte von milder Grundſtimmung, wie ſie einem ſolchen Werk
am beſten entſpricht. Die Figuren ſtehen auf einigen in roth-
brauner Farbe angelegten Strichen, die nach unten die Grund-
lage bilden. Zwei ähnliche derbe Striche geben nach oben den
Abſchluß. Von Andeutung des Terrains, der Umgebung keine
Spur. Wir ſind in einer Zeit, welche dergleichen Hineinziehen
der umgebenden Natur in die figürliche Darſtellung noch nicht
kannte. Der Kunſtcharakter iſt der, welcher die frühgothiſche
Epoche bezeichnet; milde Köpfe mit jugendlich ſchüchterner Stim-
mung, ſanfte Bewegungen, reich hinfließender Faltenwurf, der
freilich nur an den beiden Apoſtelgeſtalten zur Geltung gelangt.
Ohne hohe künſtleriſche Bedeutung ſind dieſe anziehende Bilder
immerhin ein bemerkenswerthes Zeugniß der Kunſt jener Früh-
zeit, um ſo werthvoller, als deutſche Wandgemälde frühgothiſcher
Zeit äußerſt ſelten ſind, und als die hier gegebene Darſtellung
meines Wiſſens bis jetzt auf deutſchem Boden noch nirgends
angetroffen worden iſt. Für die künſtleriſche Charakteriſtik kommt
aber der wohl zu beachtende Umſtand hinzu, daß die Figuren noch
keine Spur von jenen manierirten Stellungen und gezierten Bewe-
gungen darbieten, in welchen ſchon um die Mitte des 14. Jahrhun-
derts die gothiſche Plaſtik und Malerei ihren frühen Untergang fand,
his dann der Naturalismus kam und der ſeelenlos gewordenen Kunſt
einen neuen kräftigen Lebenshauch verlieh. Was endlich die Skelette
betrifft, ſo ſind ſie, wenn auch nicht mit gründlichem anatomiſchen
Verſtändniß, ſo doch mit einem im Allgemeinen richtigen und für
dieſen Zweck ausreichenden Blick aufgefaßt. Fügen wir hinzu,
daß die Figuren ſich von dem glatten, ſorgſam bereiteten, aber
farbloſen, nur durch das Alter zu einem angenehmen matten Ton
vergilbten Stuck abheben, ſo iſt alles Weſentliche erwähnt.
Die Erhaltung des Bildes iſt eine mittelgute; nur die un-
tern Partien ſind theilweiſe zerſtört, weil die von der Erde
aufdringende Feuchtigkeit wiederholt Reparaturen der Wand nöthig
gemacht, und namentlich die Einfügung neuer, durch gröbere
Ausführung leicht zu erkennender Stuckflächen veranlaßt hat.
Dadurch ſind beſonders die Anfänge und Ausgänge der Jn-
ſchriften leider meiſtens untergegangen. Alles Uebrige iſt zwar
wohl etwas ausgeblichen, aber doch ſo gut erhalten, daß eine
ſchonende und ſorgfältige Reſtauration des Bildes wohl am
Platz wäre.
Bei dieſer Gelegenheit ſei es geſtattet, auf einen durch
Kunſtwerth hervorragenden Schatz hinzuweiſen, welchen ebenfalls
die Gemeinde Badenweiler beſitzt. Es iſt ein Taufbecken ſammt
dazu gehöriger Kanne, zwar nur von Zinn, aber aus einer Zeit,
welche es verſtand, durch hohe Schönheit der Geſtaltung allen
ihren Gebilden einen unvergänglichen Reiz zu leihen. Durch
Adel der Geſammtform, rch trefflichen Styl der Gliederun-
gen und Ornamente, vor allem durch reichen figürlichen Schmuck
in getriebener Arbeit, nehmen beide Gefäße als Meiſterſtücke
der beſten Renaiſſancezeit eine nicht geringe Stelle ein. Jhre
Ornamentik athmet denſelben feinen Geiſt, der kürzlich in den vou
Hefner-Alteneck entdeckten Zeichnungen zu franzöſiſchen Pracht-
rüſtungen ein ſo ſchönes Zeugniß für die Kunſtfertigkeit deutſcher
Meiſter des 16 Jahrhunderts abgelegt hat. Auch dieſe beiden
Stücke ſind offenbar von deutſchen Künſtlern nach der Mitte
jenes Jahrhunderts gearbeitet worden. Auf der Schüſſel fand
ich das Monogramm J. F. und dabei eine kleine Lilie; auf der
Kanne ſieht man ein F. B. — ſo wenigſtens ſchienen mir die
Zeichen, die ſehr klein ſind und dem flüchtigen Betrachter leicht
entgehen werden. Auf der Kanne ſind die drei Cardinaltugen-
den mit entſprechendeu Emblemen in ſchön umrahmten Medail-
lons angebracht; auf der Schüſſel erblickt man in der Mitte
die Temperantia, umgeben von den Figuren der vier Elemente;
am Rande die ſieben freien Künſte, zu denen im achten Felde
Minerva als Chorführerin hinzutritt. Alle übrigen Flächen
ſind mit Hermen, Masken, Emblemen und zierlichen Ornamen-
ten theils vegetabiler, theils mehr conventioneller Art (in ſoge-
nannten cartocci) geſchmackvoll ausgefüllt. Hoffentlich wird
die Gemeinde dieſen Schatz, den ſie bis jetzt in Ehren gehalten
hat, auch ferner als ein Vermächtniß kunſtſinniger Zeiten zu hü-
ten wiſſen.
Und nun zum Schluß noch einmal den Todtentanz! Es
iſt doch eigen, daß der klaſſiſche Boden dieſer Kunſterzeugniſſe,
der im benachbarten Baſel zwei ſolcher monumentalen Werke
und auch wohl den Keim zu dem berühmten Holbein'ſchen Holz-
ſchnittcyklus entſtehen ſah, uns nun noch ein Denkmal dieſer
Art geliefert hat. Es dürfte der Zeit nach ungefähr dem in
Klein Baſel, im Kloſter Klingenthal, befindlich geweſenen ent-
ſprechen. Aber es hat, wie geſagt, mit keinem, der bis jetzt
bekannten deutſchen Todtentänze irgendwelche Verwandtſchaft,
und es dürfte einſtweilen nicht möglich ſein, die unmittelbare
Qnelle nachzuweiſen, aus welcher der Todtentanz in Badenweiler
gefloſſen iſt. Aber ihre gemeinſame Anregung fanden jene eigen-
thümlichen Memento-mori in den furchtbaren Seuchen, welche
unter dem Namen des ſchwarzen Todes damals die Welt er-
ſchütterten. Gleichzeitig mit der Entſtehung des Klingenthaler
Bildes in Klein-Baſel wüthete die Peſt in Baſel und vielen
andern Städten des Reichs. Solche Ereigniſſe, ohnehin ſchon
geeignet, die lebensluſtige Welt ſtutzig zu machen, wurden dann
von der Geiſtlichkeit zu eindringlichen Bußpredigten benutzt. Es
iſt nicht zufällig, daß gerade derjenige Mönchsorden, der ſich
die Predigt in den volkreichen Städten vorzüglich angelegen ſein
ließ, die Dominikaner, häufig ſolche Todtentänze an ihren
Kreuzgangsmauern oder in ihren Kirchen malen ließen. So in
Klein und Groß-Baſel; ſo in Bern, Straßburg und Lands-
Der ſchlichte Künſtler von Badenweiler hat ſich in löblich-
ſter Weiſe Mühe gegeben, ſeine drei Könige nicht über einen
Leiſten zu ſchlagen, ſondern nach beſcheidenen Kräften zu indi-
vidualiſiren. Die zweite Figur zeigt demnach ein ernſteres Ge-
ſicht, einen edlen Kopf von männlichem Ausdruck, mit gebogener
Naſe, Vollbart und lockigem Haar. Während er die Rechte mit
dem bekannten Geſtus, der ſo tauſendmal auf alten Bildern das
geſprochene Wort begleiten und illuſtriren ſoll, offen ausſtreckt,
hält er mit der Linken ſeinen Falken an der Leine feſt, der auf-
zuſteigen ſucht, obwohl er noch mit der Haube verſehen iſt.
Jm Uebrigen ſchreitet ſein Träger ſtill vor ſich hinblickend ein-
her, und von ſeinem Spruchband liest man nur die Worte:
,Für ein herschaft gewalt oder guotes. . .,'' offenbar
Bruchſtücke einer negativen Betheuerung. Der letzte in der
Reihe endlich iſt ein noch bartloſer Jüngling, und blonde Locken
umwallen ſein zartes Antlitz. Er iſt wohl noch dünner und
ſchlanker als ſeine Vorgänger, hat einen ſchwärzlichen engen Rock,
und ſchreitet in einem blaugrünen und einem gelblichen Bein-
ling einher. Auch bei dem mittlern zeigt ſich dieſe Farbenthei-
lung, da zu einem blaugrünen Gewand ein röthliches und ein
ſchwärzlichbraunes Bein ſich geſellen. Von der Juſchrift des
letzten Königs liest man nur: ((Ach got wa)s ()igent ir
wor nach se... ns.' Die eingeklammerten Worte ,, Ach
got was'' fand ich zu meiner Ueberraſchung unter der Tünche
von einem frühern aufmerkſamen Beobachter in Rothſtifte ge-
treulich beigeſchrieben. Alſo haben damals ſchon die jetzt ganz
verblaßten Buchſtaben ein baldiges Verſchwinden gedroht und
einen ſorgſamen Beſchützer gefunden. Das übrige von mir in
Klammern Gegebene betrifft gänzlich zerſtörte oder, erloſchene
Stellen, die ich durch Vermuthungen indeß mit ziemlicher Si-
cherheit ergänzen konnte.
Die Geſammterſcheinung des Bildes iſt ſchlicht, anſpruchs-
los; die Farben, ohnehin ſtark verblichen, boten von Anbeginn
kein lebhafteres koloriſtiſches Spiel, keine beſonders reiche Wir-
kung. Ein Blaugrün oder grünliches Blau bildet mit dem
Braun, dem Gelb und dem Schwarz eine Skala einfacher Con-
traſte von milder Grundſtimmung, wie ſie einem ſolchen Werk
am beſten entſpricht. Die Figuren ſtehen auf einigen in roth-
brauner Farbe angelegten Strichen, die nach unten die Grund-
lage bilden. Zwei ähnliche derbe Striche geben nach oben den
Abſchluß. Von Andeutung des Terrains, der Umgebung keine
Spur. Wir ſind in einer Zeit, welche dergleichen Hineinziehen
der umgebenden Natur in die figürliche Darſtellung noch nicht
kannte. Der Kunſtcharakter iſt der, welcher die frühgothiſche
Epoche bezeichnet; milde Köpfe mit jugendlich ſchüchterner Stim-
mung, ſanfte Bewegungen, reich hinfließender Faltenwurf, der
freilich nur an den beiden Apoſtelgeſtalten zur Geltung gelangt.
Ohne hohe künſtleriſche Bedeutung ſind dieſe anziehende Bilder
immerhin ein bemerkenswerthes Zeugniß der Kunſt jener Früh-
zeit, um ſo werthvoller, als deutſche Wandgemälde frühgothiſcher
Zeit äußerſt ſelten ſind, und als die hier gegebene Darſtellung
meines Wiſſens bis jetzt auf deutſchem Boden noch nirgends
angetroffen worden iſt. Für die künſtleriſche Charakteriſtik kommt
aber der wohl zu beachtende Umſtand hinzu, daß die Figuren noch
keine Spur von jenen manierirten Stellungen und gezierten Bewe-
gungen darbieten, in welchen ſchon um die Mitte des 14. Jahrhun-
derts die gothiſche Plaſtik und Malerei ihren frühen Untergang fand,
his dann der Naturalismus kam und der ſeelenlos gewordenen Kunſt
einen neuen kräftigen Lebenshauch verlieh. Was endlich die Skelette
betrifft, ſo ſind ſie, wenn auch nicht mit gründlichem anatomiſchen
Verſtändniß, ſo doch mit einem im Allgemeinen richtigen und für
dieſen Zweck ausreichenden Blick aufgefaßt. Fügen wir hinzu,
daß die Figuren ſich von dem glatten, ſorgſam bereiteten, aber
farbloſen, nur durch das Alter zu einem angenehmen matten Ton
vergilbten Stuck abheben, ſo iſt alles Weſentliche erwähnt.
Die Erhaltung des Bildes iſt eine mittelgute; nur die un-
tern Partien ſind theilweiſe zerſtört, weil die von der Erde
aufdringende Feuchtigkeit wiederholt Reparaturen der Wand nöthig
gemacht, und namentlich die Einfügung neuer, durch gröbere
Ausführung leicht zu erkennender Stuckflächen veranlaßt hat.
Dadurch ſind beſonders die Anfänge und Ausgänge der Jn-
ſchriften leider meiſtens untergegangen. Alles Uebrige iſt zwar
wohl etwas ausgeblichen, aber doch ſo gut erhalten, daß eine
ſchonende und ſorgfältige Reſtauration des Bildes wohl am
Platz wäre.
Bei dieſer Gelegenheit ſei es geſtattet, auf einen durch
Kunſtwerth hervorragenden Schatz hinzuweiſen, welchen ebenfalls
die Gemeinde Badenweiler beſitzt. Es iſt ein Taufbecken ſammt
dazu gehöriger Kanne, zwar nur von Zinn, aber aus einer Zeit,
welche es verſtand, durch hohe Schönheit der Geſtaltung allen
ihren Gebilden einen unvergänglichen Reiz zu leihen. Durch
Adel der Geſammtform, rch trefflichen Styl der Gliederun-
gen und Ornamente, vor allem durch reichen figürlichen Schmuck
in getriebener Arbeit, nehmen beide Gefäße als Meiſterſtücke
der beſten Renaiſſancezeit eine nicht geringe Stelle ein. Jhre
Ornamentik athmet denſelben feinen Geiſt, der kürzlich in den vou
Hefner-Alteneck entdeckten Zeichnungen zu franzöſiſchen Pracht-
rüſtungen ein ſo ſchönes Zeugniß für die Kunſtfertigkeit deutſcher
Meiſter des 16 Jahrhunderts abgelegt hat. Auch dieſe beiden
Stücke ſind offenbar von deutſchen Künſtlern nach der Mitte
jenes Jahrhunderts gearbeitet worden. Auf der Schüſſel fand
ich das Monogramm J. F. und dabei eine kleine Lilie; auf der
Kanne ſieht man ein F. B. — ſo wenigſtens ſchienen mir die
Zeichen, die ſehr klein ſind und dem flüchtigen Betrachter leicht
entgehen werden. Auf der Kanne ſind die drei Cardinaltugen-
den mit entſprechendeu Emblemen in ſchön umrahmten Medail-
lons angebracht; auf der Schüſſel erblickt man in der Mitte
die Temperantia, umgeben von den Figuren der vier Elemente;
am Rande die ſieben freien Künſte, zu denen im achten Felde
Minerva als Chorführerin hinzutritt. Alle übrigen Flächen
ſind mit Hermen, Masken, Emblemen und zierlichen Ornamen-
ten theils vegetabiler, theils mehr conventioneller Art (in ſoge-
nannten cartocci) geſchmackvoll ausgefüllt. Hoffentlich wird
die Gemeinde dieſen Schatz, den ſie bis jetzt in Ehren gehalten
hat, auch ferner als ein Vermächtniß kunſtſinniger Zeiten zu hü-
ten wiſſen.
Und nun zum Schluß noch einmal den Todtentanz! Es
iſt doch eigen, daß der klaſſiſche Boden dieſer Kunſterzeugniſſe,
der im benachbarten Baſel zwei ſolcher monumentalen Werke
und auch wohl den Keim zu dem berühmten Holbein'ſchen Holz-
ſchnittcyklus entſtehen ſah, uns nun noch ein Denkmal dieſer
Art geliefert hat. Es dürfte der Zeit nach ungefähr dem in
Klein Baſel, im Kloſter Klingenthal, befindlich geweſenen ent-
ſprechen. Aber es hat, wie geſagt, mit keinem, der bis jetzt
bekannten deutſchen Todtentänze irgendwelche Verwandtſchaft,
und es dürfte einſtweilen nicht möglich ſein, die unmittelbare
Qnelle nachzuweiſen, aus welcher der Todtentanz in Badenweiler
gefloſſen iſt. Aber ihre gemeinſame Anregung fanden jene eigen-
thümlichen Memento-mori in den furchtbaren Seuchen, welche
unter dem Namen des ſchwarzen Todes damals die Welt er-
ſchütterten. Gleichzeitig mit der Entſtehung des Klingenthaler
Bildes in Klein-Baſel wüthete die Peſt in Baſel und vielen
andern Städten des Reichs. Solche Ereigniſſe, ohnehin ſchon
geeignet, die lebensluſtige Welt ſtutzig zu machen, wurden dann
von der Geiſtlichkeit zu eindringlichen Bußpredigten benutzt. Es
iſt nicht zufällig, daß gerade derjenige Mönchsorden, der ſich
die Predigt in den volkreichen Städten vorzüglich angelegen ſein
ließ, die Dominikaner, häufig ſolche Todtentänze an ihren
Kreuzgangsmauern oder in ihren Kirchen malen ließen. So in
Klein und Groß-Baſel; ſo in Bern, Straßburg und Lands-