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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0012
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— 274

und Untergange preisgegeben ſehen will, der muß ſich endlich
dieſem Treiben ganz entſchieden entgegenſtellen. Ob man deß-
wegen ein klein wenig geſteinigt oder verbrannt wird, darf da-
bei nicht weiter in Frage kommen.'' —

Albrecht Dürer und die ſog. KReformation.

nie völlig verlaſſen hatte, iſt wohl genug, um die Annahme
darauf zu bauen, daß ſein Freund Dürer auch im Frieden
mit dem alten Glauben, den er nie verleugnet hatte, geſchieden
ſei. — Am Johanniskirchhof, in dem Grab ſeines Schwieger-
vaters Frey wurde er ,,ehrlich'' begraben — es iſt die für
eine kirchliche Beſtattung übliche Bezeichnung — am folgenden
Tage wurde von etlichen Künſtlern das Grab wieder geöffnet
und ſein Angeſicht abgegoſſen, doch ſcheint die Todtenmaske
verloren. Sein Nachlaß, der einen Werth von 6000 Guldeu
hatte, wurde zerſplittert. Was würden wir heute dafür bezah-
len! W. Jmhof erwarb ,,Dürer's Roſenkranz von 22 großen
Korallenperlen ', er war auf 12 fl. gewerthet. (Augs. Poſtztg.)

Der große Nürnberger Maler hatte ſich, wie ſein Lands-
mann W. Pirkheimer, anfangs ſehr warm für Luther erklärt.
Was dem Maler zuerſt die Augen öffnete, war ſicherlich der
in Wittenberg und anderswo ausbrechende Bilderſturm, die
Wuth, mit der die Evangeliſchen Gemälde und Seulpturen
zerſchlugen. Während Andere, wie Niclas Manuel zu Bern,
Heinrich Aldegrever in Weſtphalen und ſelbſt Hans Holbein,
ihre Kunſt mit Spottbildern auf die alte Kirche entweihten,
hat Albrecht Dürer kein Bild und kein Werk geſchaffen, welches
als Ausdruck eines reformatoriſchen Bekenntniſſes betrachtet
werden könnte. Jn der Vorrede zu ſeiner 1525 gedruckten
,Underweyſung der Meſſung mit dem Zirkel und Richtſcheydt''
vertheidigt er energiſch die Kunſt gegen den von den, Refor-
matoren erhobenen Vorwurf, die Bilder dienten der Abgötterei
und dem Aberglauben. Alle Zweifel aber über ſeine Geſinnung
benimmt uns ſeine Familienchronik. Niemand kann dieſe ein-
fachen, ungekünſtelten Aufſchreibungen leſen, ohne auf das Tiefſte
ergriffen zu werden. Sie gewähren einen Einblick in die edle
und reine Seele des Mannes, der mit der zarteſten Liebe von
ſeinen Eltern berichtet. Mit wenigen Strichen ſchildert er das
Ableben ſeines Vaters, den Tod ſeiner Mutter, wobei er aus-
drücklich und mit aller Pietät bemerkt, daß ſie nach dem Empfang
der hl. Sacramente verſchieden; ſeiner Mutter hat der gute
Sohn ſelbſt vorgebetet. Mit einem innigen Stoßgebet empfiehlt
er ſie an den allmächtigen Gott. Ebenſo verzeichnet er zum
Jahr 1521 den Tod ſeiner lieben Schwiegermutter und ſeines
Schwähers (Schwiegervater) Hans Frey: ,,Auch er iſt mit dem
Sacrament verſchieden. Der allmächtige Gott ſei ihm gnädig!''
Das iſt doch nicht die Sprache eines kirchenfeindlichen Fort-
ſchrittsmannes, wie ſie damals überall unter dem Scheine des
,,Evangelium' ihr Weſen trieben. Dürer mochte im erſten
Drang des Augenblickes gewankt nnd arglos, wie Viele ſeiner
beſten Zeitnoſſen, der Bewegung ſich zugewendet haben, die
Fühlung mit der alten Kirche hatte er weder als Menſch,
noch als ſchaffender Künſtler jemals verloren. Jn dem oft
citirten Schreiben an Joh. Tſcherte, den Baumeiſter Carl V.
in Wien, bekennt W. Pirkheimer offen, daß er ,,anfenglich auch
gut Lutheriſch geweſt, wie auch unſer Albrecht ſeliger , daß er
aber alsbald arg enttäuſcht geworden, da das Vorgehen der
Reformatoren nichts anziehendes bot und die Sittlichkeit ihrer
Beſtrebung mehr als verdächtig wurde.'' Pirkheimer ſpricht
darüber in herben, und ganz unverblümten Ausdrücken. Viel-
leicht trägt gerade der Umſtand, daß Dürer in der Kirche blieb
die Schuld, daß wir von den Vorgängen an Albrechts Sterbe-
lager ſo oberflächliche Kunde haben. Am 6. April 1528 war
ſeine Großes ſchaffende Seele zu Gott zurückgekehrt. Sein
Sterben, heißt es, ſei ſanft und ihm erwünſcht und nur den
Freunden ſchmerzlich geweſen; es ging, wie bei Schwindſüchti-
gen häufig, unerwartet und ſchnell. Sehr ſchön ſchreibt Willibald
Pirkheimer über Dürer's Tod: ,, Gott woll dem frommen Al-
brecht gnedig und barmherzig ſein, dann er hat wie ein from-
mer Biedermann gelebt, ſo iſt er auch ganz chriſtenlich und
ſeliglich verſtorben, darumb ſeines Heils nit zu fürchten iſt.
Gott verleich uns ſein Gnad, daß wir ime zu ſeiner Zeit
ſelichlichs nachfolgen.'' Dieſes Zeugniß Pirkheimer's, der damals
längſt wieder der alten Kirche ganz angehörte, die er eigentlich

Mittheilung
München. (Kaulbach f) Ueber den Lebensgang des am
7. April ſo plötzlich von dieſer Welt abberufenen Directors
der Academie der bildenden Künſte, Wilhelm von Kaulbach ent-
nehmen wir der ,,Allg. Ztg.'' Folgendes: ,,Kaulbach wurde am
15. October 1805 zu Arolſen im Fürſtenthum Waldeck geboren
und verlebte ſeine Kindheit theils in ſeiner Vaterſtadt, theils
bei Verwandten in Weſtphalen. Vorwiegend trübe Eindrücke
und der Mangel eines gemüthlichen Familienlebens legten da-
mals ohne Zweifel mit den Grund zu jenen ſarkaſtiſchen und
bitteren Zügen, die ſich in den ſpäteren großen Werken des
Meiſters neben aller heiteren Schönheit einſchlichen. Mit dem
17. Jahre kam er auf die Academie nach Düſſeldorf, wo er
unter der Leitung von Cornelius ſeine Studien begann. Sein
großes Talent zeigte ſich zuerſt als er in der Kapelle des Jrren-
hauſes zu Düſſeldorf einige Engelsfiguren malte, bei dieſer
Gelegenheit die ganze Anſtalt beſichtigte und ſpäter das be-
kannte Bild, das Jrrenhaus, componirte. Von Düſſeldorf
zog ihn 1827 Cornelius nach München. Jn den Jahren 1828
und 1829 trat er dort mit größeren Arbeiten, den ſymboliſchen
Figuren und Deckengemälden in den Arcaden des Hofgartens,
hervor, ſpäter ſchuf er die 16 Wandbilder zur Fabel v. Amor
und Pſyche im Palaſt des Herzogs Max zu München, arbeitete
an der Ausſchmückung des Königsbaues und vielen anderen
Bildern zu Claſſikern. 1837 malte er das bekannte größere
Bild, die Hunnenſchlacht. 1837 bis 1838 entſtand die große
artige Compoſition der Zerſtörung Jeruſalems durch Titus,
die, ſeit 1846 als Gemälde vollendet, in der neuen Pinakothek
ihren Ehrenplatz hat. Unterdeſſen erſchien auch der herrliche
Reineke Fuchs, der durch ſeinen wunderbaren Humor in bild-
licher Darſtellung mit Recht ungeheuere Senſation erregte.
1845 erhielt der Meiſter den Auftrag, das Treppenhaus des
Neuen Muſeums in Berlin auszumalen. Die Bilder: der
Thurmbau zu Babel, Homer und die Griechen, die Wieder-
holung der ſchon erwähnten Zerſtörung von Jeruſalem und
der Hunnenſchlacht, dann die Kreuzfahrer und die Reformation
ſind zu bekannt, als daß wir ſie hier ausführlich zu erwähnen
brauchten. Später entſtanden die Frescogemälde an der Außen-
wand der Pinakothek in München und eine Menge andere
größere Arbeiten, die, wie die vorhergehenden, von dem be-
rühmten Künſtler Merz und anderen in Stichen vervielfältigt
worden ſind.'' Daß Kaulbach, der in dieſen Blättern einmal
treffend als ange tombé bezeichnet wurde, in den beſten Jahren
ſeinen Pinſel vielfach in den Dienſt nicht der wahren Kunſt,
ſondern des diaboliſchen Haſſes gegen die Kirche geſtellt hat,
iſt in Aller Gedächtniß. Kaulbach war Proteſtant; ſeine Leiche
wurde der Allg. Ztg. zufolge, ,,mittelſt Civilbegräbniſſes'' zur
Erde beſtattet.

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag der J. Dilg er' ſchen Buchdruckerei.
 
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