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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0045
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— 306 —

Nur die Seichtheit und Oberflächlichkeit kann in Leben und
Kunſt ſich mit einer nicht katholiſchen Geſchichtsanſchauung be-
gnügen, wenn ſo etwas den Namen einer Anſchauung verdient.''
Jene hohe Schönheit, mit welcher die Kirche ihr ganzes
Leben und beſonders die Feier ihrer heiligſten Geheimniſſe um-
gibt und wobei die Künſte dienend mitwirken, iſt durchaus beſeelt
von dieſem welthiſtoriſchen Hauche, und für den, der durch zu-
fällige örtliche Mängel, Mittelloſigkeit oder perſönliche Geſchmack-
loſigkeit hindurch auf den Grund der Sache zu blicken im Stande
iſt, im Gottesdienſte, der Ausſchmückung der Kirche und dem
ganzen kirchlichen Leben einer katholiſchen Dorfgemeinde ebenſo-
wenig zu überſehen und zu verkennen, als in Rom, am Sitze
des heiligen Vaters ſelbſt, wenn auch hier, im Herzpunkte der
Kirche, die Pulſe gewaltiger ſchlagen.
Meine einſeitigen romantiſchen Tendenzen traten immer
mehr in den Hintergrund zurück und fingen an, einer univer-
ſelleren, auf die Grunddogmen aller Geſchichte: Sünde und
Verſöhnung — geſtützten Welt- und Geſchichtsanſicht Platz
zu machen, und von dieſem Geſichtspunkte aus das Weſen der
Menſchheit und ihrer Geſchicke betrachtend, trat mir die Be-
deutung oder beſſer die Sendung der Kunſt im umfaſſendſten
Sinne des Wortes in einem bisher nicht gekannten, höhern
Lichte entgegen. Jn Bezug auf das Romantiſche leuchtete mir
bald ein, daß, wer den Baum hat, auch den Zweig beſitzt;
wer aber immer nur nach dem einzelnen Zweige blickt, nie zur
Jdee des Baumes gelangt.''
Auch ihm, wie jedem denkenden und gefühlvollen Menſchen,
wurde Rom nach längerem Verweilen eine zweite Heimath.
,, Die unbeſchreibliche Herrlichkeit Roms in ihrem großen
und größten wie in den kleinſten Zügen ſtieg wie ein letzter
und allgemeiner Ueberblick vor mir auf; und von dem Allem
ſollte ich ſcheiden — ſchied ich mirklich — ch kann mein
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ſchaft muß, wenn redlich und mit Geiſt getrieben, den Menſchen
zu den Lebensfragen führen, und von der richtigen Beantwor-
tung derſelben hängt das Heil von Beiden nicht nur, ſondern
überhaupt des ganzen Menſchen ab. Wenn ich mich nun fragte,
was in dieſer Hinſicht mein Leſen mir genützt? — ſo muß ich
mir aufrichtig geſtehen: es hat Verwirrung in mein Denken
und Fühlen gebracht und mein Handeln vielfältig befleckt. Dieſe
traurige Wahrheit konute, kann nnd will ich mir nimmermehr
verhehlen oder wegläugnen. Man ſage nicht: Der muß ſich
einer beſouders ſchlechten Lectüre ergeben haben! Keiner
andern als der der meiſten Leſenden. Jn unſerer Literatur,
der ſogenannten ſchönen, wie der wiſſenſchaftlichen, iſt, mit
wenigen Ausnahmen, das Gift reichlich ausgeſtreut Mit
dieſer Erkenntniß iſt ein Anfang zur Umkehr und Beſſerung
gemacht.
Jn Rom alſo, wie ſchon früher geſagt, nahm ich mir bor,
meine Religion, ihr inneres Weſen und ihre Geſchichte möglichſt
gründlich kennen zu lernen. Jn's Vaterland zurückgekehrt, nahm
meiue Lectüre vorzugsweiſe dieſe Richtung. Ein kurzer Ueberblick
der neueren ſchöngeiſtigen Schriften, die damals an der Tages-
ordnung waren, genügte, um jede Störung von dieſer, mir als
Künſtler freilich naheliegenden Seite zu vermeiden und mich
ausſchließlich jenen erhabenen Gegenſtänden zuzuwenden, die für
Kunſt und Leben gleich wichtig und entſcheidend ſind. Mit dem
Willen zu lernen findet ſich auch die Belehrung. Möhler's
Symbolik, die mich mit dem Geiſte der wichtigſten unſerer
Dogmen bekannt machte, lehrte mich zugleich die Grundſätze
und Lehren jener Männer kennen, die uns immer als Kraft-
menſchen und Befreier von der alten Finſterniß dargeſtellt
werden. Thomas Moore in ſeinen Wanderungen zeigte
mir neben Aehnlichkeit auch das Alter und die Einheit des
göttlich gegliederten Baues der Kirche. Gügler in ſeinem
trefflichen Werk: ,,Die Kunſt der Hebräer'' mit ſeinen viel-
fältigen Lichtblicken über die Geheimniſſe des Lebens und der
Geſchichte gab mir tiefe Aufſchlüſſe über das Verhältniß der Vor-
kirche in dem Judenthume zur chriſtlichen Kirche und der beiden
Teſtamente zu einander, und neben den tiefſinnigſten Aufſchlüſſen
über Liturgie eine Fülle für die Kunſt höchſt wichtiger Andeutungen.
Ueber die Spuren der Uroffenbarung und Urgeſchichte bei allen
Völkern und ihre allmälige Entſtellung im Heidenthume erhielt
ich bei Stolberg beſonders im Anhange der erſten Bände
der Religionsgeſchichte die merkwürdigſten Winke; ſo auch bei
Windiſchmann und in den Schriften des Grafen de Maiſtre
viel Hierhergehörendes und Ergänzendes, z. B. über die Opfer ꝛc.
Außer Schriften dieſer Art, wozu noch Fried. v. Schlegel,
Görres und in neueſter Zeit auch Döllingers Kirchen-
geſchichte u. A. gehören, las ich, was durch Ueberſetzungen von
Schriften der Väter mir zugänglich war. Das war freilich
Weisheit ohne Wein, Weiber und Geſang, und doch ſo er-
friſchend, ſo erhebend. Jch ſah mir das Leben und Wirken
unſerer Heiligen etwas näher an, als ich bisher gethan; wie
ſie den ſchwerſten der Kämpfe, den Kampf mit ſich ſelbſt, ge-
ſtritten und lautlos und verborgen mit Gott nnd ſich allein
ihre ſtillen Siege gefeiert und, nach außen hin leidend, duldend,
liebend und arbeitend die Welt überwunden. Welcher Anblick
neben der Zerriſſenheit nnd der hochfahrenden Jchſucht der
Welt! Dieſe Eindrücke und Anſchauungen erklärten und ver-
klärten mir immer mehr das Bild jener hohen prieſterlichen
Knnſt, wie es mir in den Werken der alten Maler und Bildner
aufgegangen, die, mit jenen göttlichen Geſtalten Geiſterumgang
pflegend, unſerer armen Erde durch die Kunſt einen Wiederſchein
jener ewigen Lichtwelt vermittelt haben, in welcher ſie jetzt
walten.'' (Fortſetzung folgt)

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an Braun in Freiburg. — Druck von J. Dilger in Freiburg.
 
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