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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0037
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 149.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1874.

J. oſeph Ritter von Führich.

und künſtleriſchen Beſtrebungen erhellt aber am ſchönſten aus
ſeiner Autobiographie, die zuerſt in der ,,Libuſſa'' erſchien, von
da in den 13. Band der ,,Hiſtor.-polit. Blätter'' überging,
und ſoeben in einer beſondern vermehrten Ausgabe bei Sar-
tori in Wien*) erſchien. — Wir glauben den Leſern des
Kunſtblattes eine Freude zu bereiten, indem wir ihnen mit
Führich's eigenen Worten die Erlebniſſe und den Bildungs-
gang des wahrhaft kathol. Künſtlers erzählen. Er ſchreibt:
, Jch bin zu Kratzau, einem kleinen Städtchen an der
Grenze der Oberlauſitz, Bunzlauer Kreiſes in Böhmen, am
19. Februar 1800 geboren. Außer meinen lieben Eltern und
ihrem einfachen Treiben gehören zu meinen früheſten Erinne-
rungen meine beiderſeitigen Großeltern, ſchlichte, redliche
und fromme Leute. Mein Vater trieb die Kunſt, wie ſie von
ihm unter engen Verhältniſſen erworben und unter ebenſo engen
Verhältniſſen geübt werden konnte, d. h. er war ein Landmaler,
und für die äußerſt dürftigen Mittel, die das Leben ſeiner Ent-
wickelung geboten, ein für, alles Künſtleriſche practiſcher, um-
ſichtiger, überhaupt für alles Schöne und Gute höchſt empfäng-
licher Mann, der in Allem, was er that und dachte, nach
Kräften das Rechte und Beſte ſuchte; — meine Mutter aber
eine ſtille, ſanfte, immer thätige Frau. Wir lebten in einem
von meinem Vater neu erbauten, hölzernen Häuschen, von dem
unermüdlichen Fleiße meines Vaters und dem Ertrage einiger
kleinen Grundſtücke.''
,, Bei der Betrachtung der Wichtigkeit der oft ſo ganz un-
bedeutend erſcheinenden Umſtände meiner Jugendentwickelung muß
ich mich der Verſuchung erwehren, zu ſehr in's Einzelne zu
gehen. Ein eigentliches Erlernen, ein Studium der Kunſt trat
bei mir erſt an der Academie zu Prag ein, nachdem ich ſie
ſchon lange getrieben und mit unbewußter Kühnheit an dem
Schwierigſten geübt hatte. Mein Vater malte, ſtach in Kupfer,
fertigte Anſtreicherarbeiten, Alles wie es kam, unermüdet und
für kärglichen Lohn, wobei ich ihm nach meinen Kräften zur
Hand war, und ſo, wenn auch noch nicht die Kunſt, doch

* Am 9. Februar feierte der berühmte Altmeiſter chriſt-
licher Kunſt, Joſeph Ritter von Führich in Wien ſeinen
75. Geburtstag. Bei dieſem Anlaß wurden dem hochver-
dienten, echt katholiſchen Künſtler, der ebenſogut die Feder wie
den Pinſel zu führen verſteht, von allen Seiten die reichſten
Auszeichnungen zu theil. Jim Auftrage Seiner Heiligkeit, des
Papſtes überreichte der apoſtoliſche Nuntius in Wien dem greiſen
Künſtler ein eigenhändiges Schreiben des hl. Vaters, welches
die Glückwünſche und den Segen Pins JX. enthielt. Die Wiener
Künſtlergenoſſenſchaft überſandte durch eine Deputation einen rieſi-
gen Lorbeerkranz; Führich's in Wien lebenden Schüler ſprachen
ihre Glückwünſche in einer prachtvoll ausgeſtatteten Adreſſe aus;
die Akademie der bildenden Künſte in Dresden ernannte Führich
zu ihrem Ehrenmitglied. Aus Prag, aus München, aus Tyrol,
von allen Seiten kamen die wärmſten Zuſchriften. Die Wiener
Akademie der bildenden Künſte, an welcher Führich ſo lange
Zeit in ausgezeichneter Weiſe wirkte, begrüßte den Alt-
meiſter als den gefeierten Koryphäen der Kunſt, als den hoch-
geachteten Collegen, als den lieben, wohlwollenden Freund, deſſen
geniale Werke ſtets verjüngte Kraft athmen und in ihrer reinen
Schönheit zu immer erneuerter Bewunderung und Nacheiferung
auffordern. Nicht minder erfreuliche Glückwünſche kamen von
Sr. Eminenz dem Cardinal Tarnoczy in Salzburg und dem
Fürſtbiſchof Zwerger aus Seckau, ſowie von dem St. Michaels-
Verein in Wien. — Führich's Verdienſte um die chriſtliche
Kunſt ſind, wie die Ausgsb. Poſtztg. mit Recht bemerkt, in
ihrer Weiſe unvergleichlich. Wir erinnern hier nicht blos an
ſeinen wahrhaft epochemachenden ,,Kreuzweg'', ſondern auch
an ſeine großartigen Cyelen, womit Führich die ganze gebildete
Welt entzückte. Wer kennt nicht die ,,Denkblätter für unſere
Zeit'', oder die ſo hochpoëtiſche ,,Geiſtliche Roſe'', das gran-
dioſe Wert vom ,,Triumph Chriſti , das ,, Vater unſer, den
,,Bethlehemitiſchen Weg', ,,Er iſt auferſtanden'', und die
neueſten Werke: die Randbilder zur Nachfolge Chriſti und zu
David's Pſalmen! —
Führich's Lebens- und Entwicklungsgang in guten wie in
ſchlimmen Tagen, die ungetrübte Reinheit ſeiner Geſinnungen

*) Joſef Ritter v. Führich. Lebensſkizze, zuſammengeſtellt aus deſſen
Selbſtbiographie in der ,,Libuſſa'' und den wichtigſten von Freundes-
hand geſammelten, bis zur Gegenwart reichenden Daten. Mit Portrait.
i 8is Wien, Sartori Iss. Eine ſehr intereſſante Schrift.
 
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