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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0033
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 148.

Domine diloxi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1874.

L. Die neue katholiſche Kirche in Mahlberg

ein ſehr tüchtiger mechaniſcher Künſtler von ſehr beſcheide-
nem anſpruchloſen Weſen. Von der Uhrenhalle aus führt
eine Thüre auf die Gallerie des Thurmes mit ſteinerner Ballu-
ſtrade, von wo man rund um ein herrliches Landſchaftsbild über-
ſchaut.

*f Ende November wurde durch den Hochwürdigſten Hrn.
Erzbisthumsverweſer Dr. Lothar von Kübel die neu erbaute
katholiſche Kirche zu Mahlberg, Amts Lahr, unter den üblichen
feierlichen Ceremonien eingeweiht und dem Dienſte Gottes über-
geben. Allgemeiner Jubel und Freude beſeelte die ganze Ge-
meinde bei dieſem für die gläubigen Kirchſpielangehörigen ſo
wichtigen Acte. Jeder wollte es dem anderen zuvorthun im
würdigen Empfange des allgeliebten Kirchenfürſten und die neuen
prächtigen von Meiſter Koch in Freiburg gefertigten Glocken
verkündeten weithin das hochfeſtliche Ereigniß für die wackere,
trene, katholiſche Kirchengemeinde, die ihr ehemaliger Seelſorger
Feig verlaſſen, um in's neuproteſt. Lager überzugehen, ohne
daß auch nur ein kathol. Gemeindeangehöriger ſeinen Abfall mit
ihm theilte, oder gar bedauerte. ,,Er war allein auf weiter
Flur.'' — Der Plan dieſes ſehr ſchönen dreiſchiffigen Gottes-
hauſes iſt vom Erzbiſchöflichen Bauinſpector Hr. Engeſſer ent-
worfen und in der ihm eigenen künſtleriſchen Weiſe auf das ſolideſte
und gewiſſenhafteſte durchgeführt. Vorab iſt die ſchöne Haupt-
Façade in feinen, ſchmucken Verhältniſſen bis in alle Details
ein Meiſterwerk zu nennen. Die romaniſche Rundbogenform
iſt in conſequenter Weiſe in ſchönſtem Material durchgebildet.
Ueber dem Hauptportal erhebt ſich der ſchlanke Thurm von
angemeſſener Höhe, deſſen Helm mit Schieferbedachung dem
Ganzen ſeiner Form und Farbe wegen ein originelles Anſehen gibt.
Ueber dem Haupt⸗ oder Mittelportale iſt in einer wohlge-
formten Niſche die heil. Jungfrau mit dem Chriſtuskinde in
Sandſtein ausgeführt, ein edles, würdiges Kunſtwerk des rühm-
lichſt bekannten Bildhauers X. Reich in Hüfingen. Ueber dem
linken und Seitenportal füllen 2 kleinere Reliefs, die Taufe
Chriſti und der hl. Erzherzog Leopold als Kirchenpatron, aus dem
nämlichen Atelier entſtammt, die Lünetten. Die gekuppelten
Schalllöcher des Thurms in hoher ſchlanker Form wirken ebenſo
ornamental als practiſch für's Geläute. Die Thurmtreppe
führt zu der Orgel empor, wo eine ſchöne und ſolid gebaute Orgel
Aug und Ohr überrcſcht. Dieſelbe Treppe führt zu der ſehr
künſtlich conſtruirten Thurmuhr, die ein Glaskaſten vor Staub
bewahrt. Jhr Verfertiger iſt ein Uhrenmacher aus Lahr,

Nun treten wir ins Langhaus der Kirche ein, deſſen flache
Decke in Holzeonſtruction, beiderſeits von ſchlanken wohlgeformten
Säulen mit zierlichen Kapitälen getragen wird. Schon beim
Eintritt in die Kirche macht der Chor mit ſeinem weitgeſpreng-
ten Kreuzgewölbe und ſeinen beiderſeitigen großen dreifachge-
kuppelten Fenſtern mit entſprechendem farbigem Deſſin,im Verein
des in erſter Reihe zu erwähnenden Hochaltars, mit ſeinem
reich ornamentirten Baldachin, der durch vier ſchlanke Säulen
getragen wird, einen ſeltſamen myſtiſchen Eindruck, der durch das
große Roſetten-Fenſter noch erhöht wird. Unwillkürlich erinnert
die ganze großartige Hauptaltaranlage an diejenigen alter romaui-
ſcher Baſiliken. Der ganze Hauptaltar iſt von weißem Sand-
ſtein ausgeführt und wirkt großartig mit ſeiner decorativen Aus-
ſchmückung von Gold und grünlichen Lineamenten. Der Taber-
nakel iſt ſeinem würdigen Zwecke entſprechend künſtleriſch decorirt
und ſammt den an den Eckconſolen angebrachten Statuen der
vier Evangeliſten von Hrn. Bildhauer Walliſer mit anerken-
nenswerther Weiſe ausgeführt. Hinter dem Tabernakelbau
zieht ſich an der Wandbreite des Altares ein gemalter Teppich
mit entſprechendem farbigen Deſſin durch, welche Verzierung
ſich an den gebrochenen Chorwänden bis zum Chorbogen nur
in einfacherer Weiſe abſchließt. Ueber dem moſaikartigen Teppich
an der Halbrundbogenwand tritt uns das herrliche Altargemälde
auf Goldgrund, ,der Heiland mit den beiden Jüngern zu
Emaus '', von Hofmaler Dürr in Freiburg ausgeführt, ent-
gegen. Die ganze architectoniſche Ordnung des Chores mit
dem prächtigen Hochaltar ſammt ſeinem künſtleriſchen Schmuck,
macht einen zaubervollen Effekt. Der weiße Sandſtein, in
Verbindung mit den richtig angebrachten farbigen und Gold-
verzierungen, macht ganz den Eindruck von Marmor. Die deco-
rative Ausſchmückung der Kirche überhaupt iſt von Hrn. Maler
Sterz in Endingen, deſſen Arbeiten volle Zufriedenheit ver-
dienen. Auch die Taufkapelle, die rechts vom Haupteingang
angebracht iſt, macht einen wohlthuenden, würdigen Eindruck.
 
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