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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 13.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.7191#0041
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 150.

Domine dloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

187

J. Die Reſtaurationsarbeiten im nnern des Münſters
zu Freiburg.

Jahren 1818-20 ſtammenden ſ. g. gothiſchen Ueberkleidun
befreit und das alte einfache Renaiſſanee-Gehäuſe aus de
Jahre 1545 wieder zur Geltung gebracht, welches dem E
hauſe Oeſterreich ſeinen Urſprung verdankt, wie die an de
Orgelkaſten angebracht geweſenen Wappen bezeugen. Da Spure
von ehemaligen Thürflügeln wahrnehmbar waren, ſo mr
darauf Bedacht genommen werden, ſolche wieder anzubrin
Die bildlichen Darſtellungen auf beiden Seiten der Thürfl
hat Maler Dr. Martin in Kiedrich im Rheingau im Auf
Sir John Suttons ausgeführt. Zur richtigen Beurthei
dieſes Kunſtwerkes nach Zeichnung und Colorit muß bem
werden, daß dasſelbe kein modernes Gemälde ſein ſoll und
ſondern dem Stile der Orgel mit archäologiſchem Kunſtfi
angepaßt iſt; denn das einzig richtige Prinzip bei Reſtaurati
nen iſt, das gute Alte wieder getren herzuſtellen, oder wo dieſ-
nicht möglich iſt, das Neue ganz nach dem Alten zu richt
Auch der Entwurf zur decorativen Ausſtattung des Orgelg
häuſes, beſtehend in Arabesken mit Weiß und Grau auf grüne.
Grund, rührt von Maler Martin her und iſt vom hieſig
Decorationsmaler Weber ausgeführt worden, wie die Blum
am Gewölbe. Die Faſſungen in Gold ſind von Vergol
Reichenſtein dahier.
Die Hinwegnahme des Mörtelverputzes an dem Giebelfe
der Kuppel, welches dem Schiffe zugewandt iſt, hat eine gro
artige, aber ganz ruinirte Doppelmalerei zum Vorſchein
bracht. Das jüngſte Gemälde ſtammt aus der Mitte
16. Jahrhunderts, wo auch das Plafond eine neue Decorat
erhalten hatte. Es ſtellte in coloſſalen Figuren die Krön
Mariä dar, ähnlich wie auf dem, Hochaltarblatt. Der
Geiſt im Strahlenglanz, die Kronen; von Gott Vater n
Sohn nnd Maria ſind noch ziemlich gut erhalten. Die Fig
Mariens iſt gänzlich verſchwunden. Unter dieſem Gemäli
finden ſich noch Spuren einer weit werthvolleren Malerei au
dem 14. Jahrhundert, wie ſich aus dem Character derſelbe
und beſonders aus der Jnſchrift des Bogens erkennen läß
Auch dieſes alte Gemälde ſcheint eine Krönung Mariä geweſe
zu ſein, ähnlich der plaſtiſchen Darſtellung über dem Haup
eingang des Münſters. Jn der Mitte gewahrt man nemli
noch ziemlich gut erhalten einen grünen Teppich, auf welcher
noch leiſe Spuren von zwei ſitzenden Figuren, Jeſus und Mari

** Jm letzten Decennium des vorigen Jahrhunderts wurde
das hieſige Münſter mit einer grauen Tünche bedeckt. Nach
den Vorgängen in den Münſtern zu Baſel und Straßbnrg hat
man auch hier im Jahre 1866 im Chorumgang angefangen,
die Tünche abzunehmen und iſt dieſe Arbeit mit Unterbrechung
in den Wintermonaten bisher fortgeſetzt worden. Bereits iſt
auch das Mittelſchiff und die obere Thurmhalle, St. Michael
genannt, vollendet. Die ſeiner Zeit aus verſchiedenen Stein-
brüchen, namentlich von Loretto und von Heimbach, entnom-
menen Steine variiren in ihrer Naturfarbe. Rothe, gelblich-
weiße und ſchwärzliche Steine wechſeln ohne Regel mit einander
ab. Aber gerade dieſe Mannigfaltigkeit und Unregelmäßigkeit
des Materials gibt dem Ganzen ein teppichartiges Anſehen und
macht einen weit lebendigeren und naturwüchſigeren Effect als
Wände von eintönigem Geſtein. Die an den Säulen ſtehenden
Apoſtelfiguren und die, das Jnnere des Portales zierenden Statuen
der heil. Jungfrau und Engel präſentiren ſich wieder in ihrer
altehrwürdigen Farbengewandung, die ziemlich gut erhalten iſt,
ſo daß dieſelbe höchſtens eines auffriſchenden Firniſſes bedarf.
Am Gewölbe iſt die alte Faſſung der Schlußſteine mit ihren
prächtigen Bachusköpfen nebſt Blumendecoration aus dem 14.
Jahrhundert möglichſt getreu wieder hergeſtellt worden. Ueber
dieſer befand ſich eine ſpätere Malerei aus der Mitte des 16.
Jahrhunderts, welche aber an Kunſtwerth der urſprünglichen
bedeutend nachſtand. Sonſt zeigte ſich an den Gewölbefeldern
weder eine Spur von Bemalung noch ein Farbenton.
Die an der Nordſeite des Mittelſchiffes gleich einem Schwalben-
neſt aufſitzende Orgel wurde ebenfalls nach innen und außen
reſtaurirt. Das Orgelwerk, welches von Orgelbauer Hockhuis
in Brüſſel verfertigt wurde, iſt ein Geſchenk des leider zu
früh verſtorbenen Engländers Sir John Sutton. Dasſelbe
enthält jetzt 1500 Metallpfeifen und hat 24 Regiſter. Das
alte Orgelwerk beſtand nur in 500 theils zinnenen theils höl-
zernen Pfeifen mit 12 Regiſtern. Die in den verſchiedenen
Beſchreibungen des Münſters enthaltenen Angaben von 1936
Pfeifen ſtellte ſich bei dem Abbruch des alten Werkes als völlig
irrig heraus. Das Orgelgehäuſe wurde von ſeiner aus den
 
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