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kranz geziert und trägt in einein Wappenschild ein Kruzifix nebst anderer schöner
Zier. Der Fuß des 400 Hostien fassenden Behälters trägt einen Ährenkranz und
in einem Schilde Luthers Wappen neben sonstiger schöner Verzierung. Der Knauf
ist durch sich kreuzende Krcuzcsbalken gebildet, welche in Email die Buchstaben
^4. (?. F. (a-Anns) Lamm sGvttesj tragen. Den Kelch deckt eine Patcne,
das Hosticngcfäß schließt ein Deckel, der sich nach oben verjüngend eine Kreuzes-
blume mit einer Frucht aus Halbedelstein trägt, womit auch die Hostien-Schale
geziert ist. Gleichzeitig mit der Pfarrkirche erhielt auch die eine Filialkirche
als Geschenk Löhes einen silbernen Abendmahlskclch.
So rastlos thätig war Löhe zunächst in dem eng umschriebenen Kreise seiner
Gemeinde. Möge er uns ein Vorbild und ein Zeugnis; dafür sein, wie viel
bei einiger Liebe zum Hause des Herrn und unter Aneignung der erforderlichen
Kenntnisse von den Hirten und ihren Gemeinden dazu beigetragen werden kann,
die Anbetung „im heiligen Schmuck" zu fördern. (Fortsetzung folgt.)

Ein ncn mlsgedecktes Wandgemälde rin Münster ;n Ulm.
Unmittelbar nach Wiederherstellung des großen jüngsten Gerichts über dem
Triumphbogen am Ulmer Münster ist durch den Historienmaler und Restaurator,
H. Leopold Wcinmayer von München, der für solche Wiederherstellungen
überallhin sehr empfohlen zu werden verdient, ein anderes altes Gemälde an
der Wcstwand des südlichen Seitenschiffes aufgcdeckt und wiederhcrgestcllt worden.
Es schildert die Ausstellung Christi durch Pilatus vor den: Volke. Herr Wein-
maycr schreibt uns darüber Folgendes: „Nach Trachten und Rüstungen scheint
es aus dem Beginn der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts zu stammen.
Und wie nach Abschluß des Gewölbes im Mittelschiffe 1471 das Jüngste Gericht
über dem Chorbogen gemalt worden ist, mag auch das Pilatus-Bild bald nach
Vollendung des Seitcnschisfgcwölbcs (1452) gemalt worden sein. Die einfache
Komposition des etwa 130 f^p großen Gemäldes trägt noch ganz das Gepräge
der älteren Schule, die sich bei Wandmalereien lange fort behauptet hat. In
zwei Hauptgruppen stellt sich die Handlung dar: die eine rechts besteht aus der
Volksmenge, welche den Tod Christi verlangt. Zn allem Uebersluß ist dicß nach
der Sitte der Zeit trotz der Klarheit der Darstellung noch durch Spruchzcttel
ausgesprochen. Mitten im Gedränge des gemeinen Volkes befindet sich Barrabas
mit gebundenen Händen. Sein achtes Galgengesicht drückt Besorgnis aus, doch
merkt man schon etwas von der Beruhigung, die ihm ein Trost zusprechender
Pharisäer einflößt. Liebevolle Menschlichkeit gegen den Mörder hier — Haß und
Wuth gegen den Gottessohn dort —; aber die Gesichter dieser tobenden Menge
sind trotz aller leidenschaftlichen Aufregung nichts weniger als unschön durchgc-
bildet; das Gesicht eines Rabbi an der Spitze des Haufens ist sogar ungewöhn-
lich schön. Nur einer der Schreier zeigt ein grimmig verzerrtes Antlitz. Die
andre Gruppe links im Bilde besteht aus Pilatus, Christus, einem Kriegskncchte
hinter diesem und — dem Hofnarren des Pilatus. Christus und Pilatus ragen.
 
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