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Januar 1911

Dreiundfünfzigster ffahrgang

Nr. 1

V


I-

Vrgsn kies Sundes der freunde für Volkskunst.

Lin Neujahrspsalm für unsere christliche Volkskunst.
HHie Aufgaben, die das neue Jahr unsrer Bewegung für christliche Volkskunst
stellt, sind mannigfaltige. Zunächst hat das alte Jahr noch drei neue
Probleme gebracht, die wohl schon lange angeklopft hatten, aber nun mit einem
kräftigen, frühlingsfrischen „da bin ich!" — sich als blinder des Hauses begrüßen
lassen wollen. Unsre neue, recht stürmische Jugend heißt: „DieMissionskunst"
„Die Kunst im Religionsunterricht" und „Die Kunst der Unglück-
lichen" - mit kurzen, etwas prosaisch klingenden Taufnamen benamst.
Wäre die religiöse Volkskunst eine gelehrte Konstruktion oder ein erhaschtes
Schlagwort aus Großmannssucht, so käme nach ihr der Tod — oder ihr Leben
wäre wie eine The ohne Kinder. Uun ist sie aber Leben aus Leben, und es
werden ihr die Kinder geboren, wie der Tau aus der Morgenröte. Und wenn
wir des Neujahrspsalmisten Wort: „Kommet wieder, Menschenkinder!" — um-
lenken dürfen, so könnten wir Freunde der Volkskunst sagen: Der, von dem einst
Mose sang in dichterischer Offenbarung:
Herr Gott, du bist unsre Zuflucht für und für.
The denn die Berge wurden
Und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
Bist Du, Gott,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit -
der führt nun auch auf dieses unser vergehendes Geschlecht, und das neue Ge-
schlecht, das in unsren Hütten wohnt und das wir herzlieb gehabt haben unter
dem deutschen Weihnachtsbaum — aus den Toren der Ewigkeit neuer Schön-
heiten Glanz und Herrlichkeit herab. Wollte ich heute vom Psalms Mosis, des
Mannes Gottes und von dem Erleben in einer großen Stadt, die man in ihren
Nachtschatten wohl mit Babel vergleichen mag, euch sagen, daß es auch unter
uns Künstler von Gottes Gnaden gibt, deren Kunst vom Himmel gekommen
ist wie Tau aus der Morgenröte, wie Feuer des Elias, von Himmel gefallen,
ihr würdet sagen: der Mann übersteigt sich.
 
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