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prinzipiell praktischer Teil versuchen, unsre Forderung einzuordnen in
die modernen Bestrebungen zur Reform des Religionsunterrichts. — *)
l. Unsre Forderung „Runst im Religionsunterricht" bedeutet nichts Reues.
Vas lernen wir, wenn wir an der Hand von Webers „Runst und Religion"
die Zeiten durchwandern. Schon im alten Griechenland stand die Runst ganz
im Dienst des antiken Rultus. Uber auch die ersten Christen nahmen sofort
die Runst in den Dienst des Glaubens: die Katakomben mit ihrer symbolischen
Bildersprache sind ein Zeugnis dafür. Mit Konstantin wird die christliche Runst
öffentlich- es erschienen Bilderzpklen aus dem Ulten Testament und Neuen Testa-
ment. Und nun erhält die Runst die Zweckbestimmung, die ihr lange blieb:
sie soll die Lehren der Religion verkündigen. Ls beginnt das Zeitalter der
didaktischen Verwendung der Runst.
Daß all das mit vollem Bewußtsein, mit Nbsicht geschah, zeigen einige von
Weber angeführte Zitate. Paulinus von Nola (um 420) sagt: „Die des Lesens
unkundige bäuerliche Bevölkerung bedarf einer Unterstützung ihres Verständnisses
durch das Bild." Oder Hieronymus (ch 420): „Vie Belehrung der Menge ge-
schieht viel erfolgreicher durch das Rüge als durch das Ghr"; und schließlich
Gregor der Große (ch 604): „Was denen, welche zu lesen verstehen, die Schrift,
das ist den Ungebildeten die Malerei."
Diese Methode muß sich bewährt haben, denn man ist fast ein Jahrtausend
bei diesem Grundsatz geblieben. Insbesondere wandte man die bildende Runst
an, wo es galt, rohe Völker zu missionieren. Um 600 wurden von Rom aus
illustrierte Bibeln nach England gesandt, um nach deren Darstellungen die Missions-
kirchen mit Bildern auszuschmücken.
*) Rus der ziemlich umfangreichen Literatur, die unser Thema berührt, sei fol-
gendes erwähnt:
Br. Paul Weber, Prof, iu Iena, Runst und Religion. Heilbronn, Salzer, I9II.
B. Friedrich Rieb ergall, Prof, iu Heidelberg, Vie Bedeutung der Religionspsychologie
für die Praxis in Rirche und Schule. Zeitschrift für Theologie und Rirche. 1909, 6. Heft.
Tübingen, Mohr.
B. Friedrich Nie berg all, Jesus im Unterricht. In Niebergalls praktisch-theologischer
Handbibliothek. Göttingen, vandenhoeck L Ruprecht, 1910.
Trnst Liu de, Runst und Erziehung. Leipzig, Brandstetter, 1901. hier insbesondere der
VI. Rufsatz: Religion und Runst.
Ernst Linde, Religion und Runst. In Meinels Lebensfragen. Tübingen, Mohr, 1903.
Helene Glane, Moderne Runst im Religionsunterricht. In Spanuths Monatsblättern für
den Evangelischen Religionsunterricht. 1910. S. 289 und 326. Göttingen, Band. L Rupr.
Maria Plicatus, Vie bildende Runst in der religiösen Erziehung. Iu den Blättern für
religiöse Erziehung, Beilage zu Vic. Traubs „Christlicher Freiheit". Dezember 1909
und Ianuar 1910.
Schließlich darf ich vielleicht noch auf meinen Vortrag „Vurnand und religiöse Runst
im Unterricht" Hinweisen, den ich im Rpril d. I. auf der sächsischen Religionslehrer-Ron-
ferenz in Döbeln hielt und der in der Zeitschrift für den evangelischen Religionsunterricht
an höheren Lehranstalten (Halfmann-Schuster), Berlin, Reuther L Reichard, 1911, 6. heft,
nbgedruckt ist. Vie dort enthaltene Lehrprobe findet sich auch iu der ersten Flugschrift
des Volkskunstbundes, vergl. Christliches RunstblaU, Mai 1911.
 
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