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Flugschrift des
WkskuiWundes.
Dummer 2 Wober idll

Uunst, Neligion und Ethik in der Schule.
/selbstverständlich wollen wir nicht das zu Tod gehetzte Thema erörtern: „Kind und
Kunst". Die bildende Kunst ist als Mädchen aus der Fremde in großstädtische,
städtische und teilweise auch dörfliche Schulen eingezogen. Sie ist dort zu Gaste, je
nachdem der jeweilige Lehrer oder Lehrkörper oder das Landesschulregiment selbst ein
Herz zu dem schönen Kinde aus der Fremde haben.
Ein kultministerieller Schulerlatz zu dem Thema: „Kunst in der Schule" ist mir von
keinem Lande bekannt, ich meine nicht eine „Empfehlung" oder „Anregung", sondern ein
grundlegender Erlaß über „Berechtigung, Grenzen, Ziele und Methode
der Kunst in den Schulen". Wo Ansätze dazu vorhanden sind, bin ich für Benach-
richtigung sehr dankbar. Es war einmal Gelegenheit, das Thema: „Kunst im Religions-
unterricht" an einer für deutschen Schulfortschritt sehr maßgebenden Stelle im Zusammen-
hänge mit anderen Dingen anzuregen. Bei der Überfülle der Arbeit kann man ja dort
nicht so bald auch hier eingreifen. Aber Verständnis und Interesse ist da, wie ich sagen
kann. Bemühen wir uns einstweilen, unter uns klarer zu werden über diese Probleme,
die nicht von heute auf morgen spruchreif werden.
Zweifellos ist bei den Schwierigkeiten einer gemeinsamen Regelung der Kunsterziehung
ini Schulbetrieb ein dreifaches zu beachten: l. Der vorläufige Mangel an der genügenden
Anzahl kunsterzieherischer Lehrerpersönlichkeiten, 2. die Tatsache, daß auch durch Kunst-
erziehungskurse an Hochschulen und Museen das nicht vermittelt werden kann, was jen-
seits der Methode liegt: die eigenkünstlerische Anlage des Lehrers. Mit Recht macht z. B.
Johannes Volkelt in „Kunst und Kunsterziehung" (Beck, München Wll) darauf aufmerk-
sam : „Nützen ohne Takt, Geschmack, Intuition alle Vorschriften der Methode überhaupt nicht
gar viel, so gilt dies hinsichtlich des künstlerischen Bildens mehr als fast irgend anderswo."
Aber auch hier ist das Hindernis nicht unüberwindlich, so viel ich sehe. Wir dürfen doch
mit einer gewissen allgemeinen künstlerischen Anlage des Menschen rechnen und dann sind
ja doch auch in den übrigen Fächern nicht alle Pädagogen gleich veranlagt. Namentlich
in größeren Schulorganisationen wird man eben zum Fachlehrer in Kunsterziehung greifen
müssen, wie in den Fächern, die auch eine besondere Veranlagung voraussetzen, wie z. V.
Mathematik. Der dritte Punkt ist die Schwierigkeit, eine gültige Methode zu finden.
Über die formale Methode des „Sehenlernens" ist man sich ja im allgemeinen einig. Aber
weit größere Schwierigkeiten macht die Methode der Willensbeeinflussung, die mit der Vor-
frage belastet ist: Hat Kunsterziehung auch ethische und religiöse charakterbildende
Werte zu vermitteln?
 
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