Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 1): Vom neunten bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts — München, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43817#0049
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abb. 20. Tournai, Die Kathedrale im Stadtbild.


II.

DIE KATHEDRALE NOTRE-DAME
IN TOURNAI
ihre baukünstlerische Wirkung und ihre kunstgeschichtliche Bedeutung
Von FRITZ HOEBER

01s ausdrucksvolles Wahrzeichen einer Stadt und eines Landes, des lange unmittel-
baren Bistums des Tournaisis, steigt die fünffache Turmgruppe der Kathedrale Notre-
Dame empor: Von welcher Seite man sich auch dem alten »Tornacum« — von den
| Renaissanceschriftstellern gern mit »Turmstadt« übersetzt — nähern mag, immer
schwebt dieses zusammengeballte, in fünf Spitzen ausstrahlende Massiv gleich einer könig-
lichen Krone über der stadtbürgerlichen Häuserversammlung, ergibt im Verein mit den andern
Hochtürmen, dem Beifried und den Pfarrkirchen St. Brice, St. Piat, St. Quentin, St. Jacques,
St. Madeleine und St. Nicolas eine stets neue, unvergeßliche Silhouette (Abb. 20).
Zu dieser hohen baukünstlerischen tritt die besondere geschichtliche Bedeutung der Kathe-
drale von Tournai als des fast einzigen uns erhaltenen, jedenfalls größten reifromanischen
Kirchenbaus Belgiens, der dann selbst wieder von starkem, stilistischem Einfluß auf die Archi-
tekturentwicklung des ganzen Scheldegebietes, von der Champagne und Picardie her bis nach
Holland und Skandinavien hinauf, während des 12. und 13. Jahrhunderts gewesen ist.
1. Die Situation im Stadtbild1).
Der künstlerische Reiz der Liebfrauenkathedrale von Tournai beginnt — wie bei allen
mittelalterlichen Monumentalbauten — bereits mit der individuellen Situation, mit dem, was
') Vgl. die ausführlichere Darlegung: Fritz Hoeber, Die Stellung der Kathedrale im Stadt-
bild von Tournai: Monatshefte für Kunstwissenschaft, XIII, 1920, S. 67 — 87.

27
 
Annotationen