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Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 1): Vom neunten bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43817#0219
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Abb. 144. Lüttich, S. Paul, Konsolen der Vorhalle.

VII.
DIE LÜTTICHER BILDNER-
KUNST IM 14. JAHRHUNDERT
Von JULIUS BAUM

ie Blüte der Bildnerkunst im mittleren Maastale während des 13. Jahrhunderts
setzt sich in der Folgezeit nicht fort. Der Goldschmiedekunst, die hier eine un-
gewöhnlich reiche Fülle figürlicher Darstellungen hinterlassen hat, bieten sich
keine so dankbaren Aufgaben mehr wie im Zeitalter der Schöpfung der großen
Reliquienschreine. Aber auch die Monumentalplastik hat nicht noch einmal Gelegenheit,
sich so großartig wie am Südportale von S. Servatius in Maastricht zu entfalten; kaum
daß später nochmals ein Auftrag erteilt wird, der mit der Ausschmückung der Leibung des
Weltgerichtsportales der Liebfrauenkirche in Tongern (kurz nach 1240 entstanden) J)
verglichen werden könnte. Auch die Grabmalplastik dieser Epoche ist bescheiden. Daher
kann es nicht wundernehmen, daß die namhaften wallonischen Bildhauer des 14. Jahr-
hunderts, wie Jean Pepin von Huy und Hennequin de Liege, in die Dienste des fran-
zösischen Hofes treten.
Nur drei monumentale Steinbildwerke hat die reife Gotik im Lütticher Gebiete hervorge-
bracht. Unter ihnen ist das früheste die Auferstehung der Heiligkreuzkirche (Höhe 1,28,
Breite 1,63 m), jetzt im Lütticher Diözesanmuseum aufbewahrt (Abb. 145). Die Darstellung
des Geheimnisses der Osternacht, im Evangelientexte nicht beschrieben, wurde von der Kunst
des frühen Mittelalters gemieden. Sie findet sich bis zum 13. Jahrhundert selten2). Das
Lütticher Denkmal, stark verwittert und unvollständig erhalten, zeigt an der vorderen


x) Vergl. Gall, Die Liebfrauenkirche in Tongern; Monatshefte für Kunstwissenschaft, XIII,
1920, S. 220.
2) Ein wenig älter als das Lütticher Bildwerk ist die Auferstehung aus Wienhausen im Weifen-
museum zu Hannover; vergl. Habicht, Die mittelalterliche Plastik Hildesheims, 1917. Tafel 25.

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