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Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 1): Vom neunten bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43817#0169
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Abb. 105. Kasten mit durchbrochener Gravierarbeit, rheinisch, 1. Hälfte 11. Jh.

V.

DIE GOLDSCHMIEDEKUNST
DES RHEIN-MAAS-GEBIETES
Von MAX CREUTZ

as gewaltige Gebiet der romanischen Goldschmiedekunst des Rhein-Maas-Gebietes
in den künstlerischen und technischen Leistungen zahlreicher Einzelwerke, in den
großen Reliquienschreinen von Köln, Aachen, Tournai einheitlich zu monumen-
talen Werken zusammengefaßt, kann in seiner Gesamtheit nur in wechselseitiger
Beziehung zur architektonischen Anschauung des Mittelalters, aus ihrem inneren Zu-
sammenhänge heraus, verstanden werden. Denn diese Denkmäler sind selbst Architektur,
sie bilden gleichsam kleine Modelle der kirchlichen Bauwerke. Wenn auch eine unmittel-
bare Beziehung oder Nachahmung zwischen den Schreinen und den steinernen Monumenten
nur in allerdings wesentlichen, zum Teil grundlegenden Einzelheiten nachzuweisen ist,
das künstlerische Prinzip der Gestaltung entspringt der gleichen Wurzel. Mehr noch, sie
entsprechen einander wie Kern und Schale. Aus einer gemeinsamen geistigen Strömung
entstanden, entfalten sie sich unter verschiedenen äußeren Bedingungen der Technik und
des Materiales, aber diese gehorchen der gleichen schöpferischen Tendenz. Wie in einem
Kristall sammeln sich die Strahlen des Lichtes in den Kostbarkeiten der mittelalterlichen


Goldschmiedekunst, deren schützende Gehäuse die kirchlichen Bauwerke darstellen.
Damit ist der leitende Grundgedanke der mittelalterlichen Kunst in seinem wesentlichen
Elemente bezeichnet. Der große Lichtgedanke des „Lux ex Oriente“ liegt mehr oder

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