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Erläuterungen zu der Übersichtskarte der Pisatis.

seinen Befestigungen zeigen sich neben den stattlichen
alten Mauerstücken auch Spuren einer viel späteren Bau-
periode, namentlich ein runder Turm, eilig aufgeführt
aus sehr verschiedenem Material; selbst Ziegelbruchstücke
sind nicht verschmäht. Die beiden unteren Abteilungen
der Feste zeigen eine Menge Grundmauern eng zu-
sammengerückter Gebäude. Bei der Erfüllung des Ruinen-
feldes mit mannshohen Stauden wäre eine genaue Auf-
nahme eine ziemlich mühsame Arbeit. Auch für diesen
festen Platz fehlt der Nachweis des alten Namens. Eben-
sogut wie an Opus1), könnte man an eins der anderen
Städtchen der elischen Berglandschaft, der sogenannten
Akroreia denken, an Alion, Eupagion oder Thrauflos.
Die bescheidene Wichtigkeit des Ortes lag augenscheinlich
in der Beherrschung einer der wichtigeren Strassen aus
Achaja nach Elis.
Da nämlich die Hochthäler in der Umgebung des
Astros im Hintergrund durch hohe, schwer überschreitbare
Joche geschlossen sind, konnten sie niemals als Bahnen
des Verkehrs von Achaja nach Elis dienen. Dieser
umging vielmehr den Gebirgsflock des Erymanthos im
Welten und bewegte sich durch das tertiäre Hügel-
land, welches seine Ausläufer im Weiten und Süden
umfängt und den grössten Teil der Landschaft Elis
erfüllt, südwärfs bis an die Waldhöhen des Lapithas-
Gebirges, weltlich bis an den Rand der Küstenebene.
Aus mächtigen Ablagerungen von Sanden, Mergeln
und Konglomeratbänken, welche meist ihre flache Lage-
rung bewahrt haben, baut lieh hier ein ausgedehntes
Tafelland auf, in welches der Alpheios, der Peneios
und die zahlreichen Zussüsse beider ihre Thäler ein-
geschnitten haben. Diese Zerstückelung der Tertiärplatte
durch tief eingegrabene Wasserläufe beschränkt die Be-
siedelung und den Verkehr. Auf weiten Strecken liegt
das Wassernetz ioo — 150 m tiefer als die Landoberssäche
und geht für ihre Berieselung wie für die Tränkung der
Bewohnerschaft verloren. Die tiefe Versenkung derssiessen-
den Gewässer lässt in den durchlässigen Sanden auch
das Grundwasl'er so tief hinabrücken, dass es für Brunnen-
bohrung mit unvollkommenen Mitteln unerreichbar wird.
Die Wasserarmut der Hochssäche ist sicher ein Haupt-
grund für die Erhaltung ausgedehnter Waldungen und
die Spärlichkeit mensehlicher Ansiedelungen. Der zu-
sammenhängendste, höchstgelegene Teil dieses Tertiär-
plateaus ist das vor dem Südfuss des Astrasgebirges aus-
gebreitete Hochland Pholoe'. Es zerfällt deutlich in zwei
Stufen. Die obere nördliche (775 m) ist noch heut fast
vollständig von Eichenwald bedeckt, dem freilich der alte
Ruhm eines herrlichen Jagdreviers verloren gegangen
ist, die südliche untere Stufe (600 — 640m) hat ausgedehnte
von Farnen bedeckte Heiden, aber doch auch ansehnliche
Dörfer mit Feldbau und Obstgärten. Gegen Osten bricht
das Plateau mit wenig gegliedertem Rande steil ab zu dem
tiefen Thale des Erymanthos, nach Weiten zu aber löst

') So Curtius. Die kurze Erwähnung bei Diodor XIV 17
(vergl. Xen. Hell. VII 4, 14) giebt keinen bestimmten Anhalt.
Gegen diese Gleichsetzung spricht 'Ottoei;, mTapi; h 'Wk&i bei
Steph. Byz. Denn ein WaiTerlauf, der von der Stadt den
Namen empfangen haben könnte, fehlt bei Gartsiko.

es sich auf in eine Menge von Hügelzungen, die getrennt
sind durch die steilwandigen Schluchten der Seitenthäler
des Peneios und des Alpheios. Das wichtigste dieser
Thäler durchssiesst der Ladon, der grösste Zussuss des
Peneios. Ihm folgte zweifellos die von Elis nach dem
nordwestlichen Arkadien ziehende Strasse aufwärts bis
in die Schlucht zwischen Andröni und Giärmena, um
dann emporzusteigen auf die von zwei konvergierenden
Wasserrissen aus dem Tafelland herausgeschnittene Land-
zunge der alten Stadt Lasion (667 m). Das Städtchen
selbst nahm augenscheinlich nur einen sehr beschrä'nkten
Raum ein, hart an der 150 m tiefen südlichen Schlucht,
welche das Stadtterrain von dem heutigen Dorf Kumani
(676 m) scheidet. Die Aufgabe der Verteidigung der
ausgedehnten Höhenplatte (1400 m lang, 2—400 m breit)
war trotz der Steilheit der zu tiefen Gründen abfallenden
Ränder im Norden und Süden nicht von den Stadt-
mauern aus lösbar. Vielmehr mussten die allerdings sehr
schmalen Zugänge im Weifen, wo die Zunge in einigen
steilen Kuppen endigt, wie im Osten, wo sie zwischen
den Verzweigungen der Wurzein beider Schluchten mit
der HauptmasTe des Plateaus zusammenhängt, durch be-
sondere vorgeschobene Werke, anseheinend verteidigungs-
fähige Tempelanlagen, gedeckt werden. Von Lasion aus
erstieg die Strasse leicht den schwach erhöhten Ostrand
des Plateaus, um dann recht steil hinabzuführen ins Ery-
manthosthal nach Arkadien. Beim Anblick der Land-
zunge von Lasion begreift man leicht den Wert solcher
von schwerzugänglichen Schluchten isolierter Plätze für
die Sicherheit mensehlicher Ansiedelungen, aber leichter
noch die Möglichkeit, wie ein bedeutender, thatkräftiger
Heerhaufe gleich dem Alarichs auf dem Pholoehochland
eingeschlossen und ohne ernsten Kampf mattgesetzt werden
konnte.
Je weiter man westwärts geht, desto zerrissener er-
scheint die Tertiärplatte und desto wilder und unruhiger
werden bei beständig abnehmender Höhe die Formen
der Landschaft. Die Thäler erweitern sich, aber ihre
Wände bewahren eine ungewöhnliche Steilheit. Vielfach,
besonders beim Auftreten der über den Mergeln und
Sanden liegenden mächtigen Nagelfluhbänke, unter-
brechen senkrechte Abstürze, weit in einem Gehänge
fortstreichend, dessen regelmässige Böschung. Wo die Ver-
witterung die obenauf liegende Konglomeratbank grossen-
teils zerstört hat, flehen deren Reife als trotzige Felsen-
bastionen auf der ssachwelligen Unterlage. Solch ein
schrosfer Nagelssuhrücken, der den steil abbrechenden
Nordrand einer Sandsteinplatte krönt, ist das augen-
scheinlich einst zur Verteidigung eingerichtete Kastro
(631 m) von Gumero. Von den Mauern sind nur noch
ganz geringe, aber unzweideutige Spuren vorhanden.
In der Gegend, wo der Ladon aus der weif liehen
in eine nördliche Richtung übergeht, treten die Wurzeln
seiner linken Zussüsse den zum Alpheios strebenden
Quellbächen des Enipeus (jetzt Lessenitza) so nahe, dass
von Muzaki bis über Kutzochära hinaus nur ein schmaler
Sandfleinrücken noch als Wasferscheide zwischen den
beiden Hauptssüssen von Elis flehen bleibt und den Zu-
sammenhang des Pholoe-Gebietes mit dem weltlicheren
Hügelland aufrecht hält. Dieser wefllichste Teil der
 
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