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XXXVIII

KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG




6. Kniefigur Johann Ehinger gen.
Habvast (f 1381). Ulm, Münster, um
1380/ 90.

7. Mann mit Spruchband. Ulm, Grüner
Hof, Festsaal. Ulm, um 1390.

8. Augustus und die tiburtinische Sibylle. Ehern,
typologisches Achsenfenster des Münsters (?).
Altshausen, Schloß, Nr. 28. Ulm, um 1390/1400.

Anlaß für farbige Verglasungen, wenngleich gewiß nicht mehr in jedem Fall komplett (wie etwa noch in der Besserer-
Kapelle am Münster), boten im Laufe des 14. und 15. Jh. mehrere Privatkapellen, die teils als selbständige Bauten, teils
als Anbauten an bestehende Kirchen und schließlich auch als Hauskapellen neu errichtet wurden: im frühen 14. Jh. die
Jodokuskapelle derer von Halle in der Mohrengasse, die 1346 von Konrad von Weißenhorn an sein Haus in der
Frauenstraße angebaute, 1533 abgebrochene Peterskapelle, die gleichfalls in der Frauenstraße gelegene recht stattliche
Dreikönigskapelle der Familie Krafft, die — um 1350 errichtet —1533 geschlossen, doch wiederholt instandgesetzt noch
bis 1806 der Obhut der Krafftschen Stiftungsadministration unterstand, die verschiedenen bei der Dominikanerkirche
errichteten, sämtlich abgegangenen Familienkapellcn der Krafft Qohanneskapelle), der Ehinger (Georgskapelle von
1366/78 und Trinitätskapelle von 1451) und der Ungelter (Matthäuskapelle von 1406/08), die zierliche Barbarakapelle
im Haus der Ehinger (1372), die, in den Baukomplex des Ulmer Museums integriert, erhalten blieb, die im selben Jahr
1372 zum Gedenken an die bei Altheim gefallenen Ulmer gestiftete Allerheiligenkapelle auf dem Friedhof nahe der
alten Pfarrkirche; im 15. Jh. als Stiftung der Schützen und Armbruster die Sebastianskapelle in der Hahnengasse
(1415), die erst im Zweiten Weltkrieg zerstörte, fast vollständig ausgemalte Flauskapelle Ulrich Rottengatters (1472—
1482) im Gebäude Hafenbad 17, die von Ulrich Stcinhöwel 1479 gestiftete, 1773 abgebrochene Begräbniskapelle bei
den Franziskanern und schließlich beim Münster — neben den noch aktuellen Glasmalereistandorten der Kapellen der
Besserer und Neithart — die zwischen die Strebepfeiler der Südseite im fünften Langhausjoch außen eingefügte
Rothsche Kapelle (1447 gestiftet, 1817 abgebrochen) und die von Matthäus Ensinger 1461/62 errichtete freistehende
Valentinskapelle auf der Südseite des Münsters, die im Dreißigjährigen Krieg als städtisches Schmalzdepot (»Schmalz-
häusle«) diente, 1809 an einen Bierbrauer verkauft wurde und erst neuerdings wieder der serbisch-orthodoxen Ge-
meinde Ulms zum gottesdienstlichen Gebrauch zur Verfügung steht ".
Wie groß die künstlerische Vielfalt und Qualität der einst in Ulm versammelten Bestände mittelalterlicher Glasmalerei
gewesen sein muß, läßt sich heute nurmehr exemplarisch anhand der exquisiten in den Museen von Berlin und
Darmstadt bewahrten Rundscheibenserie verdeutlichen, die noch im frühen 19. Jh. aus dem Ulmer Rathaus entfernt
und in die Sammlung der Grafen von Erbach verkauft worden war (vgl. S. 257—259, Textabb. 41, Taf. XXIII-XXV).
70 Vgl. Veesenmayer, 1869, S. 29—44, mit umfassenden Anmerkungen, chen Literatur- und Quellenangaben. — Nur im Falle der Rothschen Ka-
und im Überblick Wortmann, 1979,8. 527—531, 536, mit den wesentli- pelle verweist die Beschreibung von Frick, 2i73i, S. 37, auf das
 
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