IO
MÜNSTER
Westportals und — nach Abschluß der Chorfenster 1872 — das Marnerfenster über dem Nordostportal ergänzt worden
(s. Reg. Nr. 146h bzw. 159, i6if.). Schließlich wurden nach 1873 das Fenster über der Kutteltür mit Resten alter
Glasmalereien gefüllt (s. Reg. Nr. 163 h, 167) und 1890 die Glasmalereien der Besserer-Kapelle neu geordnet und, wo
nötig, durch die Kgl. Bayerische Hofglasmalereianstalt Burckhardt & Sohn in München repariert (s. Reg. Nr. 168).
Zwischen 1877/78 und 1913 erhielten alle übrigen Fenster der Seitenschiffe, die drei verkürzten Chorfenster und das
große Martinsfenster im ersten Turmobergeschoß neue Farbverglasungen aus den Werkstätten Zettler, Burckhardt
(beide München) und Linnemann (Frankfurt)34. Die durch Kellner ergänzten mittelalterlichen Chorfenster wurden von
1908—1917 einer gründlichen Re-Restaurierung durch die Kgl. Bayerische Hofglasmalerei F.X. Zettler, unterzogen,
wobei die in Kisten aufbewahrten alten Teile wieder eingesetzt werden konnten.
Die Maßwerkfelder der mittelalterlichen sowie alle neugotischen Fenster waren im Zweiten Weltkrieg nicht geborgen
und wurden im Herbst 1944 fast restlos zerstört. Durch den Ausbau verursachte kleinere Schäden an den Chor- und
Seitenschiffenstern wurden 1950/51 in der Werkstatt Derix, Rottweil, diejenigen an den Obergadenfenstern 1957 in
der Werkstatt Saile in Stuttgart repariert. Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten schlossen sich später an: Fren-
zei, Nürnberg (1958ff. und 1968: Besserer-Kapelle und Neithart-Kapelle) und van Treeck, München (1992/93: Kuttel-
türfenster). In den Jahren 1973—1978 und 1993 erhielten die mittelalterlichen Farbfenster — mit Ausnahme des
Obergadens — isothermale Außenschutzverglasungen.
34 Vgl. Pfleiderer, 21923, S. 104-106, 168-176, und Fink, 1990, S.
68—71. Abbildungen der im Krieg restlos zerstörten neugotischen Farb-
fenster des Münsters finden sich außerdem in: Münsterblätter 3/4, 1883,
Falttafeln, und bei Joseph L. Fischer, Vierzig Jahre Glasmalkunst, Fest-
schrift der Kgl. Bayerischen Hofglasmalerei F. X. Zettler zum Gedächt-
nis ihres vierzigjährigen Bestehens, München 1910, S. 50h, 54h, Taf. 23h,
30, 54. Zur einheitlichen Programmplanung der historistischen Färb Ver-
glasung des Münsters vgl. auch Reg. Nr. 167.
I. DIE FÄRB VERGLASUNGEN DES CHORES
Gegenwärtiger Bestand: Der Chor des Ulmer Münsters (Fig. 2, Taf. IV—VIII) hat mit insgesamt 268 Rechteckschei-
ben etwa zwei Drittel seiner ursprünglichen Farbverglasung bewahrt und bietet damit den umfangreichsten zusammen-
gehörigen Komplex mittelalterlicher Glasmalerei, der in Schwaben erhalten geblieben ist.
Die einschiffige Choranlage besitzt neun Fensteröffnungen, doch nur die sechs großen Fenster des Polygons und der
Südseite des vierten Chorjochs (I, nord II, süd II, nord III, süd III und süd IV) enthalten mittelalterliche Scheiben. Die
drei verbleibenden Fenster im dritten und vierten Joch (nord IV, nord V, süd V) tragen eine moderne Verglasung von
Hans-Gottfried von Stockhausen aus den Jahren 195 5/561.
Alle sechs großen Fenster sind durch ein steinernes Maßwerkband auf halber Höhe horizontal unterteilt. Sie sind — mit
Ausnahme des Achsenfensters — vierbahnig und umfassen jeweils vierzehn Zeilen, zwei mal vier Kopfscheiben und die
Maßwerkbekrönung. Das dreiteilige Achsenfenster besitzt seitlich je zwölf, in der Mitte dreizehn Zeilen, zwei mal drei
Kopfscheiben und Maßwerkfelder. Der spätgotische Scheibenbestand dieser sechs großen Chorfenster ist nicht ein-
heitlich:
1. Von der Erstausstattung des Münsterchores von ca. 1400-1449 sind nurmehr die vier Fenster süd II, nord III, süd
III und süd IV (Fig. 3—23, Farbtaf. I—IX, Abb. 79—170) mit insgesamt 177 Rechteckfeldern in situ, darüber hinaus eine
1 Vgl. O. Beyer, Kirchenfenster des Malers Hans Gottfried von Stock- 55—60, und neuerdings: Hans Gottfried von Stockhausen, Das Glasbild,
hausen, Kassel 1958, Seifert (1962), S. 7h, John, 1989, S. 36-38 und München 1987, S. 17, 47h, 60, Abb. 88-90, 106-109, 205-209-
MÜNSTER
Westportals und — nach Abschluß der Chorfenster 1872 — das Marnerfenster über dem Nordostportal ergänzt worden
(s. Reg. Nr. 146h bzw. 159, i6if.). Schließlich wurden nach 1873 das Fenster über der Kutteltür mit Resten alter
Glasmalereien gefüllt (s. Reg. Nr. 163 h, 167) und 1890 die Glasmalereien der Besserer-Kapelle neu geordnet und, wo
nötig, durch die Kgl. Bayerische Hofglasmalereianstalt Burckhardt & Sohn in München repariert (s. Reg. Nr. 168).
Zwischen 1877/78 und 1913 erhielten alle übrigen Fenster der Seitenschiffe, die drei verkürzten Chorfenster und das
große Martinsfenster im ersten Turmobergeschoß neue Farbverglasungen aus den Werkstätten Zettler, Burckhardt
(beide München) und Linnemann (Frankfurt)34. Die durch Kellner ergänzten mittelalterlichen Chorfenster wurden von
1908—1917 einer gründlichen Re-Restaurierung durch die Kgl. Bayerische Hofglasmalerei F.X. Zettler, unterzogen,
wobei die in Kisten aufbewahrten alten Teile wieder eingesetzt werden konnten.
Die Maßwerkfelder der mittelalterlichen sowie alle neugotischen Fenster waren im Zweiten Weltkrieg nicht geborgen
und wurden im Herbst 1944 fast restlos zerstört. Durch den Ausbau verursachte kleinere Schäden an den Chor- und
Seitenschiffenstern wurden 1950/51 in der Werkstatt Derix, Rottweil, diejenigen an den Obergadenfenstern 1957 in
der Werkstatt Saile in Stuttgart repariert. Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten schlossen sich später an: Fren-
zei, Nürnberg (1958ff. und 1968: Besserer-Kapelle und Neithart-Kapelle) und van Treeck, München (1992/93: Kuttel-
türfenster). In den Jahren 1973—1978 und 1993 erhielten die mittelalterlichen Farbfenster — mit Ausnahme des
Obergadens — isothermale Außenschutzverglasungen.
34 Vgl. Pfleiderer, 21923, S. 104-106, 168-176, und Fink, 1990, S.
68—71. Abbildungen der im Krieg restlos zerstörten neugotischen Farb-
fenster des Münsters finden sich außerdem in: Münsterblätter 3/4, 1883,
Falttafeln, und bei Joseph L. Fischer, Vierzig Jahre Glasmalkunst, Fest-
schrift der Kgl. Bayerischen Hofglasmalerei F. X. Zettler zum Gedächt-
nis ihres vierzigjährigen Bestehens, München 1910, S. 50h, 54h, Taf. 23h,
30, 54. Zur einheitlichen Programmplanung der historistischen Färb Ver-
glasung des Münsters vgl. auch Reg. Nr. 167.
I. DIE FÄRB VERGLASUNGEN DES CHORES
Gegenwärtiger Bestand: Der Chor des Ulmer Münsters (Fig. 2, Taf. IV—VIII) hat mit insgesamt 268 Rechteckschei-
ben etwa zwei Drittel seiner ursprünglichen Farbverglasung bewahrt und bietet damit den umfangreichsten zusammen-
gehörigen Komplex mittelalterlicher Glasmalerei, der in Schwaben erhalten geblieben ist.
Die einschiffige Choranlage besitzt neun Fensteröffnungen, doch nur die sechs großen Fenster des Polygons und der
Südseite des vierten Chorjochs (I, nord II, süd II, nord III, süd III und süd IV) enthalten mittelalterliche Scheiben. Die
drei verbleibenden Fenster im dritten und vierten Joch (nord IV, nord V, süd V) tragen eine moderne Verglasung von
Hans-Gottfried von Stockhausen aus den Jahren 195 5/561.
Alle sechs großen Fenster sind durch ein steinernes Maßwerkband auf halber Höhe horizontal unterteilt. Sie sind — mit
Ausnahme des Achsenfensters — vierbahnig und umfassen jeweils vierzehn Zeilen, zwei mal vier Kopfscheiben und die
Maßwerkbekrönung. Das dreiteilige Achsenfenster besitzt seitlich je zwölf, in der Mitte dreizehn Zeilen, zwei mal drei
Kopfscheiben und Maßwerkfelder. Der spätgotische Scheibenbestand dieser sechs großen Chorfenster ist nicht ein-
heitlich:
1. Von der Erstausstattung des Münsterchores von ca. 1400-1449 sind nurmehr die vier Fenster süd II, nord III, süd
III und süd IV (Fig. 3—23, Farbtaf. I—IX, Abb. 79—170) mit insgesamt 177 Rechteckfeldern in situ, darüber hinaus eine
1 Vgl. O. Beyer, Kirchenfenster des Malers Hans Gottfried von Stock- 55—60, und neuerdings: Hans Gottfried von Stockhausen, Das Glasbild,
hausen, Kassel 1958, Seifert (1962), S. 7h, John, 1989, S. 36-38 und München 1987, S. 17, 47h, 60, Abb. 88-90, 106-109, 205-209-