IV. DIE FARBVERGLASUNG DES LANGHAUSES
Gegenwärtiger Bestand: Von den insgesamt 48 mittelalterlichen Fensteröffnungen des Langhauses1 (Fig. 1, Taf.
III), die ehemals alle, wenn nicht vollständig, dann wenigstens partiell farbig verglast gewesen waren, tragen heute nur
noch acht mittelalterliche Glasmalereien; zusammen mit den gleichfalls ins Langhaus gehörenden translozierten und
deponierten Scheiben ergibt sich ein gegenwärtiger Gesamtbestand von insgesamt 103 Rechteckfeldern und siebzehn
Maßwerkteilen:
1. Nur eines der Seitenschiffenster, das Marnerfenster über dem nordöstlichen Portal (nord VII), hat mit vier Recht-
eckfeldern und sechs Maßwerkstücken einen Teil seiner ursprünglichen Farbverglasung in situ bewahrt. Elf in Kisten
verpackte und im Dachstuhl des Nordseitenschiffes deponierte Rechteckfelder und drei Maßwerkteile sind im Fenster
durch Kopien ersetzt; ein Rechteckfeld der Hl. Katharina befindet sich heute zweigeteilt im Turmhallenfenster der
Neithart-Kapelle (Fig. 48-50, Farbtaf. XXIX, Taf. XXXIX-XLII, Abb. 287-294, 338-342).
2. Die heute im Fenster über der Kutteltür (nordwest XVIII) zusammengestellten vierzehn Rechteckscheiben mit
Heiligen sind Reste eines oder mehrerer vierbahniger Fenster, deren ursprünglicher Standort nicht mehr zu ermitteln
ist (Fig. 51 — 54, Farbtaf. XXX, Taf. XLIII—XLV, Abb. 295—304). Hierzu gehörten mit einiger Sicherheit die Fragmentfel-
der eines Hl. Bischofs, zweier singender Engel und einer Prophetenhalbfigur sowie mehrere eingebleite Reste im
Münsterdepot (Fig. 72—74, Abb. 343, 345 f., 358).
3. In zwei Fenstern der Turmhalle sitzen noch dreizehn mittelalterliche Rechteckscheiben; ein stark fragmentiertes
vierzehntes Feld im Depot gehört zur Passionsfolge der Fenster und ist dort durch eine Kopie ersetzt. Mehrere stark
beschädigte Überreste der im Krieg zerstörten Maßwerkverglasung werden gleichfalls in Kisten aufbewahrt (Fig.
55-59, Abb. 305-323, 364).
4. In vier Fenstern des Obergadens sind noch 39 mittelalterliche Rechteckscheiben an Ort und Stelle verblieben. Ein
Feld mit dem Wappen der Weberzunft, das heute mit der Hl. Katharina aus dem Marnerfenster zusammengefügt im
Turmhallenfenster der Neithart-Kapelle untergebracht ist, befand sich vermutlich vor 1912 noch in Fenster SÜD VIII
(Fig. 60—65, Abb. 287, 324—330).
5. Drei Rechteckfelder mit Allianzwappen der Familie Roth, die heute im Ostfenster der Neithart-Kapelle nebeneinan-
der stehen, befanden sich bis 1892 noch an ihrem ursprünglichen Standort im südlichen Seitenschiff im Rothschen
Stiftungsfenster süd X (vgl. S. 173h).
6. Zu den deponierten Resten der Langhausfenster nord X/XI und XIII bzw. süd XV siehe S. 232—244.
Geschichte des Baues: Mit dem Bau des Langhauses wurde — nach vorläufiger Fertigstellung von Chortürmen und
Chor bis zum ersten Kranzgesims Mitte der 80er Jahre — wohl unter der Bauleitung Michael Parlers (1383/84—1387)
begonnen. Entgegen der älteren Forschung, die noch von einer erweiterten Hallenplanung Michaels oder Heinrichs
III. Parier hin zu drei gleichbreiten Schiffen bei leicht überhöhtem Mittelschiff ausgegangen war2, haben die bauar-
chäologischen Untersuchungen von Reinhard Wortmann wahrscheinlich gemacht, daß bereits die ursprüngliche, von
Heinrich II. (1377-1383) geplante Halle, dieselben Breitenmaße vorgesehen haben dürfte’: Sowohl die Reste parleri-
scher Schildrippen, die in ganzer Breite, doch drei Meter über der heutigen Wölbung an den Ostwänden der Seiten-
schiffe (d.h. im Verband mit den Westmauern der Chortürme) verlaufen, als auch die schmalen Wandpfeiler am
Ostende des Mittelschiffes gehen wahrscheinlich noch auf den ersten Baumeister zurück4. Folglich müßten die
1 Die von Frick, 2i7Ji, S. 19, mitgeteilte Zahl von 52 Fenstern, rechnet
im Süden und Norden noch jeweils zwei kleine unzugängliche Westturm-
fenster mit, wogegen das Westfenster im südlichen Seitenschiff noch
nicht vorhanden war; das Langhaus allein besitzt dagegen in den Seiten-
schiffen 26 (jeweils dreizehn) und im Obergaden jeweils zehn Fenster
auf beiden Seiten; hinzu kommen die beiden Fenster der Westportalvor-
halle und das riesige Westfenster im zum Schiff offenen ersten Turm-
obergeschoß.
2 Vgl. Friederich, 1927, S. 27-29, und Schultz, 1954, S. 676
3 Im Unterschied zu den älteren schwäbischen Hallenkirchen (Herren-
berg, Schwäbisch Gmünd und Esslingen), die allesamt Seitenschiffe mit
geringerer Breite als das Mittelschiff aufweisen.
4 Wortmann, Hallenplan, 1977, besonders S. 104, 107-110, Fig. 1; der
betreffende Querschnitt ist wiederholt veröffentlicht worden: Pfleide-
rer, 1905, Sp. 18, Gerstenberg, 1926, S. 15, Friederich, 1927, S. 26,
u.a., zuletzt bei Wortmann, 3i99o, S. 9.
Gegenwärtiger Bestand: Von den insgesamt 48 mittelalterlichen Fensteröffnungen des Langhauses1 (Fig. 1, Taf.
III), die ehemals alle, wenn nicht vollständig, dann wenigstens partiell farbig verglast gewesen waren, tragen heute nur
noch acht mittelalterliche Glasmalereien; zusammen mit den gleichfalls ins Langhaus gehörenden translozierten und
deponierten Scheiben ergibt sich ein gegenwärtiger Gesamtbestand von insgesamt 103 Rechteckfeldern und siebzehn
Maßwerkteilen:
1. Nur eines der Seitenschiffenster, das Marnerfenster über dem nordöstlichen Portal (nord VII), hat mit vier Recht-
eckfeldern und sechs Maßwerkstücken einen Teil seiner ursprünglichen Farbverglasung in situ bewahrt. Elf in Kisten
verpackte und im Dachstuhl des Nordseitenschiffes deponierte Rechteckfelder und drei Maßwerkteile sind im Fenster
durch Kopien ersetzt; ein Rechteckfeld der Hl. Katharina befindet sich heute zweigeteilt im Turmhallenfenster der
Neithart-Kapelle (Fig. 48-50, Farbtaf. XXIX, Taf. XXXIX-XLII, Abb. 287-294, 338-342).
2. Die heute im Fenster über der Kutteltür (nordwest XVIII) zusammengestellten vierzehn Rechteckscheiben mit
Heiligen sind Reste eines oder mehrerer vierbahniger Fenster, deren ursprünglicher Standort nicht mehr zu ermitteln
ist (Fig. 51 — 54, Farbtaf. XXX, Taf. XLIII—XLV, Abb. 295—304). Hierzu gehörten mit einiger Sicherheit die Fragmentfel-
der eines Hl. Bischofs, zweier singender Engel und einer Prophetenhalbfigur sowie mehrere eingebleite Reste im
Münsterdepot (Fig. 72—74, Abb. 343, 345 f., 358).
3. In zwei Fenstern der Turmhalle sitzen noch dreizehn mittelalterliche Rechteckscheiben; ein stark fragmentiertes
vierzehntes Feld im Depot gehört zur Passionsfolge der Fenster und ist dort durch eine Kopie ersetzt. Mehrere stark
beschädigte Überreste der im Krieg zerstörten Maßwerkverglasung werden gleichfalls in Kisten aufbewahrt (Fig.
55-59, Abb. 305-323, 364).
4. In vier Fenstern des Obergadens sind noch 39 mittelalterliche Rechteckscheiben an Ort und Stelle verblieben. Ein
Feld mit dem Wappen der Weberzunft, das heute mit der Hl. Katharina aus dem Marnerfenster zusammengefügt im
Turmhallenfenster der Neithart-Kapelle untergebracht ist, befand sich vermutlich vor 1912 noch in Fenster SÜD VIII
(Fig. 60—65, Abb. 287, 324—330).
5. Drei Rechteckfelder mit Allianzwappen der Familie Roth, die heute im Ostfenster der Neithart-Kapelle nebeneinan-
der stehen, befanden sich bis 1892 noch an ihrem ursprünglichen Standort im südlichen Seitenschiff im Rothschen
Stiftungsfenster süd X (vgl. S. 173h).
6. Zu den deponierten Resten der Langhausfenster nord X/XI und XIII bzw. süd XV siehe S. 232—244.
Geschichte des Baues: Mit dem Bau des Langhauses wurde — nach vorläufiger Fertigstellung von Chortürmen und
Chor bis zum ersten Kranzgesims Mitte der 80er Jahre — wohl unter der Bauleitung Michael Parlers (1383/84—1387)
begonnen. Entgegen der älteren Forschung, die noch von einer erweiterten Hallenplanung Michaels oder Heinrichs
III. Parier hin zu drei gleichbreiten Schiffen bei leicht überhöhtem Mittelschiff ausgegangen war2, haben die bauar-
chäologischen Untersuchungen von Reinhard Wortmann wahrscheinlich gemacht, daß bereits die ursprüngliche, von
Heinrich II. (1377-1383) geplante Halle, dieselben Breitenmaße vorgesehen haben dürfte’: Sowohl die Reste parleri-
scher Schildrippen, die in ganzer Breite, doch drei Meter über der heutigen Wölbung an den Ostwänden der Seiten-
schiffe (d.h. im Verband mit den Westmauern der Chortürme) verlaufen, als auch die schmalen Wandpfeiler am
Ostende des Mittelschiffes gehen wahrscheinlich noch auf den ersten Baumeister zurück4. Folglich müßten die
1 Die von Frick, 2i7Ji, S. 19, mitgeteilte Zahl von 52 Fenstern, rechnet
im Süden und Norden noch jeweils zwei kleine unzugängliche Westturm-
fenster mit, wogegen das Westfenster im südlichen Seitenschiff noch
nicht vorhanden war; das Langhaus allein besitzt dagegen in den Seiten-
schiffen 26 (jeweils dreizehn) und im Obergaden jeweils zehn Fenster
auf beiden Seiten; hinzu kommen die beiden Fenster der Westportalvor-
halle und das riesige Westfenster im zum Schiff offenen ersten Turm-
obergeschoß.
2 Vgl. Friederich, 1927, S. 27-29, und Schultz, 1954, S. 676
3 Im Unterschied zu den älteren schwäbischen Hallenkirchen (Herren-
berg, Schwäbisch Gmünd und Esslingen), die allesamt Seitenschiffe mit
geringerer Breite als das Mittelschiff aufweisen.
4 Wortmann, Hallenplan, 1977, besonders S. 104, 107-110, Fig. 1; der
betreffende Querschnitt ist wiederholt veröffentlicht worden: Pfleide-
rer, 1905, Sp. 18, Gerstenberg, 1926, S. 15, Friederich, 1927, S. 26,
u.a., zuletzt bei Wortmann, 3i99o, S. 9.