Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
LXIV

KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG

114 Die von Beeh-Lustenberger, 1973, S. 174, hervorgehobene Tren-
nung zweier verschiedener Hände an der Ausführung ist durch den tech-
nischen Befund leicht zu entkräften: Die vermeintliche zweite
Handschrift begegnet überall dort, wo durch Abätzen des roten oder
violetten Überfangs die raue, durch Säure aufgeschlossene Oberfläche
des weißen Trägerglases eine ausgeprägt körnige, kontrastarme Bema-
lung zur Folge hatte; einzelne der komplett auf geätztem Glas gemalten
Figuren sind von Heye, 1965, S. 53E, aus diesem Grund sogar als spätere
Reparaturen mißverstanden worden.
115 Zur Überlieferung vgl. Rott, 1934, S. 9, 12, 24, Friedrich Pressel,
Nachrichten über das ulmische Archiv, in: UO NF 3, 1871, S. 93, Neu-
bronners Auszüge aus den verlorenen Steuer- und Hüttenbüchern
(Ulm, StA, A 6506, fol. 24A, 34A, 49V, 51 v, 52 und 54, und Neubronners
Collectaneen, Ulmensien 7007/12, fol.165), sowie Reg. Nr. 30—33, 35, 37.
116 Becksmann, CVMA Deutschland I, 2, S. 13; plausibel erscheint die
Herkunft aus Ulm auch für die Rechteckscheibe der Hl. Barbara um
1480/90 auf Schloß Lichtenstein, die eindeutig von Straßburger Vorbil-

dern (die in Ulm ja in ausreichendem Umfang vorhanden waren), zu-
gleich aber auch durch die frühen Werke Zeitbloms, etwa den 1494
entstandenen Kilchberger Altar in der Stuttgarter Staatsgalerie beeinflu-
ßt scheint (Becksmann, ebenda S. LVIII, ii7f., Abb. 149). Abzulehnen
ist demgegenüber die vorgeschlagene Ulmer Provenienz im Fall der um
1500 entschieden zu provinziellen Chorfenster in Dettensee, St. Cyriacus
(Becksmann, ebenda S. 30E, Abb. 46—48, 51—53).
117 Die Lokalisierung der Scheibe nach Nürnberg und deren näherer
Anschluß an das Hallerfenster im Chor von St. Lorenz (n III) bei Becks-
mann, CVMA Deutschland 1,2, 1986, S. 57 (laut briefl. Stellungnahme
durch Gottfried Frenzel), überzeugt jedenfalls nicht. Eher wäre auf
verwandte Kniefiguren mit ähnlich dezenter Gewandmodellierung auf
Ulmer Tafelgemälden um 1500 — etwa die Sippentafel des Altbürgermei-
sters Wilhelm Besserer von 1499 im Ulmer Museum (zuletzt in: Meister-
werke massenhaft, Kat. Ausst. Stuttgart 1993, Abb. 548) — oder
entsprechend verkürzt gezeigte Köpfe im Kreis der Zeitblomwerkstatt
(ebenda Abb. 223, 248) zu verweisen.
 
Annotationen