CHORFENSTER SÜd IV (MEDAILLONFENSTER)
79
in Blau mit gelber Krone; Inkarnat, Rad und Schwert grau-
weiß; 6d: Heilige in moosgrünem Kleid und hellblauer Krone;
Kopf und Hände blaß grau; $d: Dorothea in Blau, Korb gelb
mit weißen Blüten; die zweite Heilige in Purpurviolett und
gelber Krone; Inkarnate weiß; 4dl Märtyrin in Hellgrün mit
weißem Mantelfutter, hellblauem Palmzweig und gelber Krone;
Inkarnat weiß; 4c: Margareta in Blau mit gelber Krone und
rosaviolettem Drachen; Kopf, Hände und Strick weiß.
In den Zwickeln Prophetenbüsten in weiß gerahmten Vierpaß-
rauten vor grünem Grund. 6a: Prophet in Purpurviolett mit
weißen Ärmelaufschlägen; Hände weiß, Kopf rosabraun; 6d:
Prophet in Blauamethyst mit weißen Händen und dunkelbrau-
nem Kopf.
Technik, Stil: In einzelnen Köpfen (besonders deutlich beim
jugendlichen Apostel in 5 b) wurden zur Unterstützung der
Schattenzonen in den Augenhöhlen, entlang des Nasenrückens
und der abgewandten Gesichtshälfte fahrig gesetzte, dünne
Schraffen über den Halbton gelegt; nicht auszuschließen aller-
dings, daß dies erst im Zuge der Zettlerschen Retuschen er-
folgte. Die weich fließende Gewandmodellierung mit dünnen,
aus dem flächig vertriebenen Halbton ausgewischten Lichtgra-
ten im Fall der frühzeitig — wohl um 1870 — aus dem Fenster
entfremdeten und weitgehend unversehrten Katharina auf
Schloß Neuenstein (ehemals 6 c) weist deutlich auf die stäbige
Malweise im Kleid Marias in der Geburt Christi der Besserer-
Kapelle voraus (vgl. Abb. 200, 367).
LBW 41919—41930; CVMA G 9395, 8514—8519;
Details T 5 5 3 5 A, B 1743h
7/7'_8a_d ARCHITEKTONISCHE FENSTERROSE
Fig. 21 f., Taf. XXIIa, Abb. 157f.
H./B.: 7a: 86/58,5, b: 86/54,5, c: 86/55, d: 86/50,5; 8a:
85,5/56, b: 88/5 5, c: 87,5/54,5, d: 87/52 cm.
Erhaltung: Die Kopfscheiben 7/a—d, die hier als kompositori-
sche Mitte des über die Maßwerkbrücke der horizontalen Fen-
sterteilung hinübergreifenden Medaillons in Erscheinung
treten, waren bereits 1910 von Zettler komplett erneuert wor-
den, mußten jedoch 1950 — wie die Kopfscheiben der übrigen
Chorfenster nach ihrer Vernichtung im Krieg — nochmals von
Derix, Rottweil, ersetzt werden. Von den verbleibenden acht
Rechteckfeldern dagegen ist nur 8d völlig neu (Zettler), die
übrigen etwa zu 50% ergänzt. Gegenüber dem Zustand von
1910 wurden beim Wiedereinsetzen der Scheiben nach dem
Krieg (1950) oder anläßlich der Außenschutzverglasung (1974),
die Felder 7b und 8 c vertauscht, was nicht weiter ins Gewicht
fällt, da beide nach ein und derselben Vorlage gefertigt wur-
den. Die alte Bemalung ist vielfach stark abgerieben, in den
weißen und gelben Partien des Rahmens häufig retuschiert und
überglast.
Komposition: Da die Maßwerkbrücke der horizontalen Fenster-
teilung quer durch die Mitte des dritten Medaillons führt, muß-
te an dieser Stelle auf eine figürliche Darstellung verzichtet
werden. Ob dieser durch die besondere Fensterarchitektur vor-
gegebene Verzicht tatsächlich als Einschränkung empfunden
wurde, darf angesichts der großartigen >Verlegenheitslösung<
in Gestalt einer fensterbreiten vielachsigen Maßwerkrose mit
Fug und Recht bezweifelt werden; die schöpferische Bewälti-
gung dieser Vorgabe seitens der Glasmaler muß vielmehr zu
den Glanzpunkten der jüngeren Chorfensterwerkstatt gerech-
net werden. Unmittelbare Vorbilder sind vorderhand nicht
auszumachen, doch befanden sich ähnliche Formationen be-
reits um 1330/40 in den aus mehreren Maßwerkrosen aufge-
bauten Großmedaillonfenstern im Langchor der ehemaligen
Straßburger Dominikanerkirche (heute im Münster, Westwand
im südlichen Querhaus bzw. deponiert)200. Wenn es zutrifft,
daß das Vorbild für den 1321 geweihten Chor der Ulmer Do-
minikanerkirche der ab 1307 errichtete (freilich erst 1345
geweihte) Chorbau der Straßburger Dominikaner gewesen
war201, dann ist nicht auszuschließen, daß es entsprechende
Vorbilder für die Rosenform in den verlorenen Farbfenstern
der Dominikaner in Ulm selbst gegeben hat.
Farbigkeit: Die umlaufenden Speichen des Radfensters samt ih-
ren genasten Spitzbogenabschlüssen stehen weiß mit gelben
Kämpferplatten vor alternierendem Grund rot/blau/grün; die
verbleibenden Zwickel innerhalb der ersten gelben Einfassung
wiederholen (in der achten Zeile), um 1 1/2 Achsen versetzt,
denselben Farbwechsel rot/blau/grün, in der siebten Zeile
vermehrt um einen violetten Zwickel. Außerhalb des ersten,
mit einem Perlband auf Schwarz geschmückten gelben Rings
folgen weiße Rosetten vor rotviolettem Grund und abschließ-
end ein breiter, weiß gefaßter Reif mit feinem Blendmaßwerk,
der eine graublaue Kehle mit krautig verschlungenen, in dop-
peltem Wechsel gelb/grün gefärbten, blattgerahmten Frucht-
zapfen einschließt.
Diamantrhombenteppich, wie überall im Fenster, hell-/dun-
kelblau geviertelt mit gelben Kernrauten. In den weiß gerahm-
ten Paßbogenmedaillons Prophetenbüsten vor moosgrünem
Grund: in 8a mit hellblauer Toga, in 8d mit hellblauem Um-
hang (auf der Schulter gelbe Agraffe) über purpurviolettem
Ärmel; Inkarnate mittelbraun.
LBW 41931—41938; CVMA G 8520—8523,
Ektachrome G 278—281
9-na-d VERSUCHTE STEINIGUNG CHRISTI
Fig. 22, Textabb. 19, Abb. 158, 160, 162, 166
H./B.: 9a: 87/54, b: 86/54,5, c: 85,5/54, d: 86/53; Ioa:
92>5/S5,5> b: 93/55, c: 92,5/54, d: 94/54; na: 92/54, b:
92/53, c: 92,5/54, d: 92,5/5 5 cm.
Erhaltung: Überwiegend ergänzt. Die Felder toa/b, na und d
sind komplett, die Felder nb/c unter Verwendung einer
Handvoll alter Scherben (die Engelbüsten im Wolkenkranz)
von Zettler erneuert. Nur zwei der zwölf Scheiben umfassen-
den Komposition — die Gruppe der Juden in 10c und der
Medaillonrahmen in 9b - haben zu größeren Teilen ihre alte
200 Vgl. Becksmann, 1967, S. 126-135 (Fenster G und H), mit umfäng-
licher Literatur. Den Zustand der Fenster im Jahre 1834 überliefern die
Aquarelle des damaligen Münsterarchitekten Fries (F. I und F. II) in den
Archives de l’OEuvre Notre-Dame; bereits 1833 waren die Glasmalereien
(mit Ausnahme der Maßwerkteile) für das Straßburger Münster erworben
worden. Zuletzt hierzu Victor Beyer, in CVMA France IX, 1, 1986, S.
112-115 (dort gegen 1345 datiert).
201 Vgl. Richard Krautheimer, Die Kirchen der Bettelorden in
Deutschland, Köln 1979, S. 75, und ebenso Wortmann, Kirchen und
Klöster, 1979, S. 521.
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in Blau mit gelber Krone; Inkarnat, Rad und Schwert grau-
weiß; 6d: Heilige in moosgrünem Kleid und hellblauer Krone;
Kopf und Hände blaß grau; $d: Dorothea in Blau, Korb gelb
mit weißen Blüten; die zweite Heilige in Purpurviolett und
gelber Krone; Inkarnate weiß; 4dl Märtyrin in Hellgrün mit
weißem Mantelfutter, hellblauem Palmzweig und gelber Krone;
Inkarnat weiß; 4c: Margareta in Blau mit gelber Krone und
rosaviolettem Drachen; Kopf, Hände und Strick weiß.
In den Zwickeln Prophetenbüsten in weiß gerahmten Vierpaß-
rauten vor grünem Grund. 6a: Prophet in Purpurviolett mit
weißen Ärmelaufschlägen; Hände weiß, Kopf rosabraun; 6d:
Prophet in Blauamethyst mit weißen Händen und dunkelbrau-
nem Kopf.
Technik, Stil: In einzelnen Köpfen (besonders deutlich beim
jugendlichen Apostel in 5 b) wurden zur Unterstützung der
Schattenzonen in den Augenhöhlen, entlang des Nasenrückens
und der abgewandten Gesichtshälfte fahrig gesetzte, dünne
Schraffen über den Halbton gelegt; nicht auszuschließen aller-
dings, daß dies erst im Zuge der Zettlerschen Retuschen er-
folgte. Die weich fließende Gewandmodellierung mit dünnen,
aus dem flächig vertriebenen Halbton ausgewischten Lichtgra-
ten im Fall der frühzeitig — wohl um 1870 — aus dem Fenster
entfremdeten und weitgehend unversehrten Katharina auf
Schloß Neuenstein (ehemals 6 c) weist deutlich auf die stäbige
Malweise im Kleid Marias in der Geburt Christi der Besserer-
Kapelle voraus (vgl. Abb. 200, 367).
LBW 41919—41930; CVMA G 9395, 8514—8519;
Details T 5 5 3 5 A, B 1743h
7/7'_8a_d ARCHITEKTONISCHE FENSTERROSE
Fig. 21 f., Taf. XXIIa, Abb. 157f.
H./B.: 7a: 86/58,5, b: 86/54,5, c: 86/55, d: 86/50,5; 8a:
85,5/56, b: 88/5 5, c: 87,5/54,5, d: 87/52 cm.
Erhaltung: Die Kopfscheiben 7/a—d, die hier als kompositori-
sche Mitte des über die Maßwerkbrücke der horizontalen Fen-
sterteilung hinübergreifenden Medaillons in Erscheinung
treten, waren bereits 1910 von Zettler komplett erneuert wor-
den, mußten jedoch 1950 — wie die Kopfscheiben der übrigen
Chorfenster nach ihrer Vernichtung im Krieg — nochmals von
Derix, Rottweil, ersetzt werden. Von den verbleibenden acht
Rechteckfeldern dagegen ist nur 8d völlig neu (Zettler), die
übrigen etwa zu 50% ergänzt. Gegenüber dem Zustand von
1910 wurden beim Wiedereinsetzen der Scheiben nach dem
Krieg (1950) oder anläßlich der Außenschutzverglasung (1974),
die Felder 7b und 8 c vertauscht, was nicht weiter ins Gewicht
fällt, da beide nach ein und derselben Vorlage gefertigt wur-
den. Die alte Bemalung ist vielfach stark abgerieben, in den
weißen und gelben Partien des Rahmens häufig retuschiert und
überglast.
Komposition: Da die Maßwerkbrücke der horizontalen Fenster-
teilung quer durch die Mitte des dritten Medaillons führt, muß-
te an dieser Stelle auf eine figürliche Darstellung verzichtet
werden. Ob dieser durch die besondere Fensterarchitektur vor-
gegebene Verzicht tatsächlich als Einschränkung empfunden
wurde, darf angesichts der großartigen >Verlegenheitslösung<
in Gestalt einer fensterbreiten vielachsigen Maßwerkrose mit
Fug und Recht bezweifelt werden; die schöpferische Bewälti-
gung dieser Vorgabe seitens der Glasmaler muß vielmehr zu
den Glanzpunkten der jüngeren Chorfensterwerkstatt gerech-
net werden. Unmittelbare Vorbilder sind vorderhand nicht
auszumachen, doch befanden sich ähnliche Formationen be-
reits um 1330/40 in den aus mehreren Maßwerkrosen aufge-
bauten Großmedaillonfenstern im Langchor der ehemaligen
Straßburger Dominikanerkirche (heute im Münster, Westwand
im südlichen Querhaus bzw. deponiert)200. Wenn es zutrifft,
daß das Vorbild für den 1321 geweihten Chor der Ulmer Do-
minikanerkirche der ab 1307 errichtete (freilich erst 1345
geweihte) Chorbau der Straßburger Dominikaner gewesen
war201, dann ist nicht auszuschließen, daß es entsprechende
Vorbilder für die Rosenform in den verlorenen Farbfenstern
der Dominikaner in Ulm selbst gegeben hat.
Farbigkeit: Die umlaufenden Speichen des Radfensters samt ih-
ren genasten Spitzbogenabschlüssen stehen weiß mit gelben
Kämpferplatten vor alternierendem Grund rot/blau/grün; die
verbleibenden Zwickel innerhalb der ersten gelben Einfassung
wiederholen (in der achten Zeile), um 1 1/2 Achsen versetzt,
denselben Farbwechsel rot/blau/grün, in der siebten Zeile
vermehrt um einen violetten Zwickel. Außerhalb des ersten,
mit einem Perlband auf Schwarz geschmückten gelben Rings
folgen weiße Rosetten vor rotviolettem Grund und abschließ-
end ein breiter, weiß gefaßter Reif mit feinem Blendmaßwerk,
der eine graublaue Kehle mit krautig verschlungenen, in dop-
peltem Wechsel gelb/grün gefärbten, blattgerahmten Frucht-
zapfen einschließt.
Diamantrhombenteppich, wie überall im Fenster, hell-/dun-
kelblau geviertelt mit gelben Kernrauten. In den weiß gerahm-
ten Paßbogenmedaillons Prophetenbüsten vor moosgrünem
Grund: in 8a mit hellblauer Toga, in 8d mit hellblauem Um-
hang (auf der Schulter gelbe Agraffe) über purpurviolettem
Ärmel; Inkarnate mittelbraun.
LBW 41931—41938; CVMA G 8520—8523,
Ektachrome G 278—281
9-na-d VERSUCHTE STEINIGUNG CHRISTI
Fig. 22, Textabb. 19, Abb. 158, 160, 162, 166
H./B.: 9a: 87/54, b: 86/54,5, c: 85,5/54, d: 86/53; Ioa:
92>5/S5,5> b: 93/55, c: 92,5/54, d: 94/54; na: 92/54, b:
92/53, c: 92,5/54, d: 92,5/5 5 cm.
Erhaltung: Überwiegend ergänzt. Die Felder toa/b, na und d
sind komplett, die Felder nb/c unter Verwendung einer
Handvoll alter Scherben (die Engelbüsten im Wolkenkranz)
von Zettler erneuert. Nur zwei der zwölf Scheiben umfassen-
den Komposition — die Gruppe der Juden in 10c und der
Medaillonrahmen in 9b - haben zu größeren Teilen ihre alte
200 Vgl. Becksmann, 1967, S. 126-135 (Fenster G und H), mit umfäng-
licher Literatur. Den Zustand der Fenster im Jahre 1834 überliefern die
Aquarelle des damaligen Münsterarchitekten Fries (F. I und F. II) in den
Archives de l’OEuvre Notre-Dame; bereits 1833 waren die Glasmalereien
(mit Ausnahme der Maßwerkteile) für das Straßburger Münster erworben
worden. Zuletzt hierzu Victor Beyer, in CVMA France IX, 1, 1986, S.
112-115 (dort gegen 1345 datiert).
201 Vgl. Richard Krautheimer, Die Kirchen der Bettelorden in
Deutschland, Köln 1979, S. 75, und ebenso Wortmann, Kirchen und
Klöster, 1979, S. 521.